VATIKAN - AVE MARIA von Don Luciano Alimandi - „Ein vom Willen Gottes erfülltes Herz“

Mittwoch, 28 Februar 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“ (Lk 22,42)! In der Stunde der Prüfung im Olivengarten sagt Jesus zum Vater noch einmal diese Worte, die sein ganzes irdisches Leben lang seine Speise waren, denn er wollte nicht seinen Willen geschehen lassen, sondern den göttlichen Willen. Im Kampf mit dem Geist der Hölle in der Wüste, nach vierzig Tagen des absoluten Fastens, besiegt Christus Satan, weil er den göttlichen Willen als Schutzschild benutzt. Der ihn in Versuchung führen wollte, tat dies, indem er einen Willen anbot, der nicht der Wille des Vaters war und Jesus deckte dies auf.
In unserem leben als Christen sind auch wir versucht und in diesem Sinn geprüft: sollen wir oder sollen wir nicht den Willen Gottes geschehen lassen. Jedes Mal, wenn wir unserem eigenen Geschmack folgen, dann geraten wir in die Fänge des Feindes, doch wenn wir uns vom göttlichen Willen leiten lassen, dann werden diese Fänge durchbrochen und wir können unseren Willen frei ausüben und ihn der einzigen großen Freiheit hinzufügen, die die Freiheit Gottes ist.
Gott hat uns frei geschaffen, damit wir seinen Willen geschehen lassen; wären wir ohne Freiheit geschaffen, dann könnten wir den Willen Gottes nicht frei geschehen lassen. Die Freiheit ist - wie es geschrieben steht - gleichsam unsre Stärke und unsere Schwäche. Es hängt davon ab, wie wir sie nutzen: sie wird unsere Stärke, wenn wir sie auf Jesus ausrichten, um ihm zu folgen, um seinen Willen geschehen zu lassen; sie wird unsere Schwäche, wenn wir sie auf uns ausrichten, auf unsere Wünsche, Instinkte und Sehnsüchte… Manchmal geben wir uns auch der Illusion hin, dass wir den Willen Gottes tun, weil wir Großes für unsere Mitmenschen tun, oder davon träumen; doch die großen Dinge, könnten uns blenden, und die kleinen Dinge nicht sichtbar werden lassen, um die Gott uns bittet, und die wir nicht tun, weil wir es als eine Demütigung empfinden. Allein der Wille Gottes heiligt uns, nicht die Werke, die wir tun, auch wenn diese verdienstvoll sein mögen. Unsere Heiligung hängt allein vom Willen Gottes ab, Tag um Tag, Augenblick um Augenblick, wie uns die Heiligen lehren.
Papst Benedikt XVI. besuchte vor kurzem das Große Römischen Priesterseminars „Seminario Romano Maggiore“ in Audienz empfangen und auf die Frage eines Seminaristen danach, wie man mit der Versuchung des Strebens nach Karriere umgehen soll ein schönes Beispiel zitiert: „Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine kleine Gesichte aus dem leben der heiligen Bakhita, dieser schönen afrikanischen heiligen, die im Sudan Sklavin war, und in Italien zum Glauben fand und Ordensschwester wurde, und als sie bereit alt war, von ihr Bischof das Kloster, ihre Ordensgemeinschaft besuchte und sie nicht kannte; er sah diese kleine, bereits gebeugte afrikanische Ordensfrau und sagte zu Bakhita: „Was tun Sie denn, Schwester?“ und Bakhita antwortete: „Ich tue das, was Sie auch tun, Exzellenz“. Und der Antwort erstaunt zurückfragte: „Aber was ist denn das?“ und Bakhita antwortete: „Aber Exzellenz, wir beide wollen doch dasselbe tun, wir wollen den Willen Gottes geschehen lassen“. Dies scheint mir eine sehr schöne Antwort, der Bischof und die kleine Schwester, die kaum mehr in der Lage war zu arbeiten, taten dasselbe, sie versuchten den Willen Gottes geschehen zu lassen, und so waren beide am richtigen Platz“. (Papst Benedikt XVI., Besuch im Großen Römischen Priesterseminar am Fest der Muttergottes vom Vertrauen, 17. Februar 2007).
Leider gelingt es dem Teufel nicht selten uns von der einzigen Sache abzulenken, die wirklich zählt: „Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden“ (Lk 10,42). Eben dieses Bessere ist der Wille Gottes, der von keinen anderen Willen besiegt und noch weniger annulliert werden kann! Was Gott will, wird in uns wahr, wenn auch wir es wollen. Das zu wollen, was er will, das ist das Geheimnis Mariens; sie hat mehr als jeder andere Heilige in ihr Herz diese Worte eingeprägt: der Wille Gottes.
Maria wiederholt mit ihrem Sohn immer wieder: „Ja ich komme, um deinen Willen, Gott, zu tun“ (Hebr 10,7) und sie lehrt uns es ihr nach zu tun, vor allen in dem Augenblicken der Prüfung und der Versuchung. Die Magd des Herrn weiß wohl, dass der menschliche Wille niemanden heiligt, dass nur der Wille Gottes den Menschen über sich selbst hinauswachsen lässt und ihn nach dem göttlichen Willen zum Himmel und zum Paradies führt. Wenn wir das „Vater unser“ beten und sagen „dein Wille geschehe“ dann bitten wir nicht um etwas Utopisches, sondern wir sprechen aus, was für unsere Leben entscheidend ist, und sagen das Schönste, Wahrste und Stärkste. Was würde es nützen, wenn wir von allen geschätzt würden, den Willen Gottes aber nicht schätzten! Die Erkenntnis, die geistliche Begleitung, das Apostolat … alles hat nur einen Sinn, wenn es nach dem Willen Gottes strebt, denn sonnst verlieren wir uns im Labyrinth der menschlichen Wünsche, die so labil und so zerbrechlich sind und zu nichts führen. Die Jungfrau Maria hatte bei der Verkündigung nur eines im Sinn: sie wollten den Willen Gottes erkennen. Als der Engel ihr diesen geoffenbart hatte, vertraute sie sich ganz dem Willen dessen an, der alles kann. In der gegenwärtigen Fastenzeit beten wir zu der Gottesmutter und den heiligen Engeln, wünschen uns noch mehr den Willen Gottes, denn wie bereits Dante sagte „nur in seinem Willen finden wir unseren Frieden“. (Fidesdienst, 28/02/2007 - 64 Zeilen, 883 Worte)


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