VATIKAN - Papst Benedikt XVI. in der Türkei - Gemeinsame Erklärung: „Wir danken dem Urheber alles Guten, damit er uns gewähren möge unsere Freude darüber zum Ausdruck zu bringen, dass wir uns als Brüder empfinden, und unsere Engagement im Hinblick auf die volle Gemeinschaft erneuern“

Freitag, 1 Dezember 2006

Istanbul (Fidesdienst) - Im Anschluss an die „Göttliche Liturgie“ in der St. Georgs-Kathedrale unterzeichneten Papst Benedikt XVI. und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. im Thronsaal des Ökumenischen Patriarchats eine gemeinsame Erklärung.
Der in französischer Sprache verfasste Text beginnt mit der Bekräftigung, dass die brüderliche Begegnung zwischen dem Papst aus Rom und Bartholomaios I. „ein Werk Gottes ist, und, in gewisser Weise, ein Geschenk, das wir von ihm empfangen“. „Wir danken dem Urheber alles Guten, damit er uns noch einmal durch das Gebet und durch den Austausch, gewähren möge unsere Freude darüber zum Ausdruck zu bringen, dass wir uns als Brüder empfinden, und unserem Engagement im Hinblick auf die volle Gemeinschaft erneuern.“
Die Erklärung erinnert auch an die Begegnungen zwischen Paul VI. und Atenagoras, „die der Welt die Dringlichkeit der Einheit gezeigt haben und sichere Wege aufgezeigt haben, durch den Dialog, das Gebet und im alltäglichen kirchlichen Leben zu ihr zu gelangen“. Es wird auch an die Treffen zwischen ihren Nachfolgern und die zwischen den Kirchen Roms und Konstantinopels wieder aufgenommenen Beziehungen erinnert, nachdem die gegenseitige Exkommunikationen aufgehoben wurden, und es wird an die Gläubigen appelliert, die durch das Gebet und mit bedeutenden Gesten, aktiv ihren Beitrag auf dem Weg zu vollen Einheit leisten sollen.
Nachdem sie die Zufriedenheit über die Wiederaufnahme der Tätigkeit der gemischten Kommission für den theologischen Dialog zum Ausdruck bringen, bekräftigen Benedikt XVI. und Bartholomaios I., ihr Engagement als Hirten, wenn es um die Verkündigung des Evangeliums in der heutigen Welt geht. Dieses Mission ist „heute aktueller und notwendiger denn je, auch in Ländern mit einer christlichen Tradition“, angesichts der Zunahme der „Säkularisierung, des Relativismus und sogar des Nihilismus, vor allem auch in der westlichen Welt“. Dies alles erfordert „eine erneuerte und wirksame, an die Kulturen unserer Zeit angepasste Verkündigung.“
„Wir haben den Weg zu einer Bildung der Europäischen Union positiv beurteilt“, heißt es in der Erklärung, die auch betont, dass die Protagonisten dieser großen Initiative es nicht versäumen dürfen, Aspekte zu berücksichtigen, „die den Menschen und seine unveräußerlichen Rechte berühren, vor allem die Religionsfreiheit“. In Europa müssen wir - bei gleichzeitiger Offenheit für die anderen Religionen und ihren Beitrag zur Kultur - unsere Anstrengungen einen, um die christlichen Wurzeln, Traditionen und Werte zu erhalten, mit dem Ziel, den Respekt vor der Geschichte zu wahren und zur zukünftigen Kultur Europas sowie zur Qualität der menschlichen Beziehungen auf allen Ebenen beizutragen.“
Benedikt CVI. Und Bartholomaios I. bekräftigen sodann, dass sie ihren Blick „auf die Orte der Welt richten, wo heute Christen leben und auf die Schwierigkeiten, denen sie Gegenüberstehen, insbesondere Armut, Kriege und Terrorismus, aber auch die verschiedenen Formen der Ausbeutung der Armen, Auswanderer, Frauen und Kinder“. Sie laden deshalb dazu ein, „gemeinsam zu handeln, damit die Achtung der Menschenrechte, jedes einzelnen Menschen, der nach dem Abbild Gottes geschaffen wurde, sowie die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung“ fördern. In der Erklärung wird auch betont, dass „das Töten Unschuldiger im Namen Gottes eine Beleidigung Gottes und der menschlichen Würde ist“. Deshalb wird vor allem Engagement für einen erneuerten Dienst am Menschen und zum Schutz jedes Menschenlebens gefordert.
Zu den Themen, die dem Heiligen Vater und dem Ökumenischen Patriarchen besonders am Herzen liegen, gehört die Wiederherstellung des Friedens im nahen Osten - wo „unser Herr gelebt und gelitten hat und wo er gestorben und auferstanden ist“, damit „das herzliche Zusammenleben zwischen den verschiedenen Völkern, zwischen den Kirchen und den verschiedenen Religionen, die dort leben, gestärkt wird.“ Zu diesem Zweck werden auch engere Beziehungen zwischen den Christen und ein „authentischer und loyaler“ interreligiöser Dialog gefordert, der jede Form der Gewalt und Diskriminierung überwinden soll.
Besorgt äußern sie sich „angesichts der großen Gefahren, denen die Umwelt ausgesetzt ist“ und der „negativen Folgen für die Menschheit und die ganze Schöpfung, die aus einem wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt herrühren, der die eigenen Grenzen nicht anerkennt“: „Wir betrachten es deshalb als eine unserer Pflichten, die zum Schutz der Schöpfung getroffenen Maßnahmen zu ermutigen und dafür, dass wir den zukünftigen Generationen eine Erde hinterlassen, auf der sie leben können“.
Benedikt XVI. und Bartholomaios I. beenden ihre gemeinsame Erklärung, indem sie den Gläubigen der beiden Schwesterkirchen ihre Gedanken widmen und alle anderen Christen in Christus grüßen und sie „unseres Gebets und unserer Bereitschaft zum Dialog und zur Zusammenarbeit“ versichern. (SL) (Fidesdienst, 01/12/2006 - 64 Zeilen, 741 Worte)


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