VATIKAN - DIE WORTE DER GLAUBENSLEHRE von don Nicola Bux e don Salvatore Vitiello - Die Bedeutsamkeit der „Vorlesung“ von Regensburg für die „Diplomatie“ der Kirche

Donnerstag, 5 Oktober 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Anlässlich der Reaktionen einiger Sektoren der muslimischen Welt auf den Diskurs des Papstes in Deutschland, hat die vatikanische Diplomatie - die sogenannte „Diplomatie der Kirche“ - gezeigt, sich gerade auf diese Vernunft zu stützen, auf die auch der Heilige Vater seine Vorlesung in Regensburg aufgebaut hat. Er hat nämlich in einer zentralen Passage festgestellt, dass gerade der Mangel an Vernunft eine der schlimmsten Pathologien der Religion darstellt; statt den Glauben mit Hilfe der Vernunft zu verbreiten, denkt man immer noch ihn mit Gewalt aufzuzwingen. Kann man sich vorstellen, dass Gott eine derartige Handlungsweise billigt? Er ist seinem Wesen nach die Liebe, die Güte und der Frieden. Man versteht also, wie man den Menschen nur mittels der Vernunft von der Wahrheit der Religion überzeugen kann. Benedikt XVI. Hat in München gesagt: „Wir drängen unseren Glauben niemandem auf: Diese Art von Proselytismus ist dem Christlichen zuwider. Der Glaube kann nur in Freiheit geschehen. Aber die Freiheit der Menschen, die rufen wir an, sich für Gott aufzutun; ihn zu suchen; ihm Gehör zu schenken."
"Die Welt braucht Gott. Wir brauchen Gott. Welchen Gott brauchen wir? "fragte sich am Ende der Heilige Vater. Und er betonte, dass die Menschheit den braucht, "der für uns am Kreuz gestorben ist. Seine „Rache“ ist das Kreuz: das Nein zur Gewalt, die „Liebe bis zum Ende“. Diesen Gott brauchen wir. Wir verletzen nicht den Respekt vor anderen Religionen und Kulturen, wir verletzen nicht die Ehrfurcht vor ihrem Glauben, wenn wir uns laut und eindeutig zu dem Gott bekennen, der der Gewalt sein Leiden entgegengestellt hat; der dem Bösen und seiner Macht gegenüber als Grenze und Überwindung sein Erbarmen aufrichtet. Ihn bitten wir, daß er unter uns sei und daß er uns helfe, ihm glaubwürdige Zeugen zu sein."
Der Papst hat in Regensburg gesagt, dass wir dringend den Dialog der Kulturen und Religionen brauchen, gerade mittels der Erweiterung des Begriffes der Vernunft und ihres Gebrauchs. Es ist in diesem Artikel nicht der richtige Ort für eine systematische Vertiefung: aber es würde schon genügen, zur Enzyklika „Fides et ratio“ zurückzugehen. Die „Diplomatie der Kirche“ hat als ihre Grundlage gerade die Vernunft, als menschliches Fundament gegen jeden anthropologischen Pessimismus, das schon vor dem Glauben fähig ist mit diesem zu interagieren.
In Erwartung der Anmerkungen zu der vom Papst gehaltenen Rede können wir schon „anmerken“, dass ein Mensch der Glauben hat, diejenigen überzeugen muss, die auf der Suche nach dem Glauben sind, und er wird es tun in der Kraft seiner eigenen Identität und nicht als Beute eines irenischen Relativismus oder eines gewalttätigen Fundamentalismus. Das Objektiv ist, in der Tat, jenes der Bekehrung, der Veränderung der Mentalität, die allein die Welt ändern kann. Die Christen wissen, dass gerade darin der erste Aufruf de Herrn besteht: „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium.“
Wie also einen solchen Reduktionismus der Media rechtfertigen? Abgesehen von der Verantwortung einzelner unserer Journalisten, die Gelegenheit heraufzubeschwören, indem sie den Satz über Mohammed und den Islam aus der Rede herausgesondert haben, welcher sich dann in Kettenreaktion verbreitet hat, muss man beobachten, dass sich seit langer Zeit die Überzeugung breitgemacht hat, man müsse unbegrenzt dialogisieren, so als sei der Dialog Selbstzweck, ohne dass er im Gesprächspartner weder etwas verändern kann noch darf.
Eine Art leerer rhetorischer Übung, in der die Veränderung durch den Dialog ausgetauscht wird, das Mittel den Platz des Zweckes einnimmt. Der Papst hat diesbezüglich daran erinnert, dass das Abendland, da es nicht über Gott spricht, nicht mit den anderen Kulturen de Erde ins Gespräch kommen kann, die über unserer Säkularisierung - im Sinne der Ablehnung der Vernunft, des Heiligen und Gottes - bestürzt sind. Die Veränderung oder Bekehrung der Denkarten kann nur wirkungsvoll stattfinden mittels des Logos, wie die Griechen sagten; für uns Christen war dies ein Andeuten dessen, was der Evangelist Johannes den ewigen Logos, der in Jesus Christus Fleisch angenommen hat, nennt. Er ist es, der die Veränderung des gesamten Menschen ermöglicht, von jenem konstitutiven Element an, das die Vernunft ist. (Fidesdienst 28/9/2006; Zeilen 48, Worte 656)


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