HEILIGES LAND/JORDANIEN - Bischof Iyad Twal nach Angriffen in Doha: “Wenn der Wille da ist, in Frieden zu Leben, ist die Zwei-Staaten- Lösung der einzige Weg“

Mittwoch, 10 September 2025

Latin Patriarchate of Jerusalem

Rom (Fidesdienst) – Die Zwei-Staaten-Lösung sei im Heiligen Land „die einzige Lösung. Wenn der Wille da ist, in Frieden und Gerechtigkeit zu leben. Wenn der Wille da ist”, so der Weihbischof des Lateinischen Patriarchats Jerusalem für Jordanien, Iyad Twal, der sich derzeit in Rom zum „Schulungskurs für neue Bischöfe” aufhält (vgl. Fides 2/9/2025).

Im Gespräch mit Fides bekräftigte der Bischof, dass die Zwei-Staaten-Lösung, „wie sie in den 70er Jahren mit der Resolution der Vereinten Nationen festgelegt wurde”, der einzige Weg sei, um in Frieden zu leben. „Die Alternative wäre, einen Staat wie in Südafrika aufzubauen, also eine Apartheid. Aber das Land ist so klein. Entweder wir leben zusammen, oder es gibt keine echte Lösung”.

Mit Blick auf die jüngsten Angriffe Israels in Katar, wo sich die Führungsspitze der Hamas versammelt hatte, um über einen möglichen Waffenstillstand und die anschließende Freilassung der Geiseln zu beraten, bezeichnete der Weihbischof von Jordanien die Ereignisse in Doha als „schlechte Nachrichten“. Kriege sind in der Geschichte der Menschheit ein schreckliches Übel, und wir lernen nichts daraus. Jeden Tag wachen wir auf und versuchen, Hoffnung zu haben, aber leider geschieht jeden Tag, mit den Ereignissen, die sich überschlagen, das Gegenteil”. Was wie eine Sabotage auf der Suche nach „einem Ausweg aus diesem Konflikt” erscheinen mag, sei vor allem „ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Die ganze Welt muss verstehen, dass es im Nahen Osten keine Gerechtigkeit für alle gibt und dass man so nicht weiterleben kann”.

„Wie unser Patriarch, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, sagte: ‚Der Teufel, das Böse, wird am Ende sicherlich nicht siegen‘. Daran glauben wir, wir glauben an die Gerechtigkeit und die Liebe Gottes zu uns allen. Und das gibt uns trotz der schwierigen und harten Realität, in der wir leben, jeden Tag neue Hoffnung“, fügte der Bischof hinzu und betonte: „Wir beten weiter und glauben an die Möglichkeit, zusammenzuleben. Es tut mir leid, dass dies passiert ist, während ich hier in Rom bin, weit weg von meinem Volk, aber ich spüre die Unterstützung der anderen Bischöfe, unserer Brüder im Glauben. Hier spürt man den Geist der katholischen Kirche, der wirklich universell ist. Wie in einer Familie beten sie mit uns für den Frieden, und so fühlen wir uns ihnen allen nahe.“

Bis heute erlebe das Volk Gottes in Jordanien diese Situation „mit tiefem Schmerz. Ich höre unsere jungen Menschen fragen: Wo ist Gott?“. „Eine existenzielle Frage, die für uns auch eine Versuchung ist, aber gleichzeitig – so Bischof Twal weiter – eine Chance, zum Frieden zu gelangen. Wir sollten uns fragen: Ich, der ich jung bin, der ich kein Machthaber bin, wie kann ich, noch bevor dies zwischen den Nationen Realität ist, den Frieden in meinem Herzen leben? Die Christen im Nahen Osten sind heute trotz ihres Schmerzes dazu aufgerufen, den Frieden selbst zu leben und selbst Zeugen des Friedens in der Gesellschaft zu sein. In Jordanien bemüht sich die katholische Kirche, Gott sei Dank Gott, nur intern, unter uns, sondern auch mit unseren muslimischen Brüdern, die im Land leben, darum, dies zu tun“.

Der Bischof bezeichnete Jordanien als „eine Oase des Friedens, wir leben im Dialog mit allen: Vom König bis zum Kleinsten unter uns versuchen alle, allen zu helfen. Wir haben unseren christlichen Brüdern in Gaza, im Westjordanland, in Palästina, überall geholfen. Je mehr wir von den Kriegsereignissen enttäuscht sind, desto mehr engagieren wir uns dafür, den Notleidenden zu helfen“.

„Das, was in Palästina geschieht, hat sicherlich eine politische Komponente, aber dies ist ein sehr komplizierter Bereich“, so der Weihbischof, der betont: „Es gibt auch eine religiöse Komponente. Und Religion kann im Nahen Osten sowohl ein Element des Friedens als auch ein Element des Krieges sein. In dieser Region kann Religion, oder besser gesagt Religionen, sowohl Teil des Problems als auch Teil der Lösung sein. Hier liegt die Herausforderung. Und sie beginnt genau beim Konzept des Staates selbst. Die Länder im Nahen Osten haben es noch nicht geschafft, ein Staatsmodell zu entwickeln, wie es beispielsweise in Europa der Fall ist, wo eine klare Trennung zwischen Staat und Religion besteht. Wir sind noch nicht so weit und werden es wahrscheinlich auch nie sein. Denn wie können wir unsere religiösen Unterschiede in einer Perspektive der Staatsbürgerschaft, der Rechte und der Gerechtigkeit leben, wenn wir weiterhin sagen: ‚Mein Gott ist der einzig wahre Gott und gibt mir die Rechtfertigung für mein Handeln?‘. Das ist die Denkweise von Fanatikern. Ich als Bischof sage hingegen, dass der Glaube mich dazu aufruft, Gerechtigkeit gegenüber allen zu leben und die Menschenwürde zu achten“. Wenn man hingegen den Weg des Krieges und der Gewalt weitergehe, werde „der Hass wie eine kranke Wurzel von Generation zu Generation weitergegeben werden“.
(GV-FB) (Fides 10/9/2025)


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