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Battambang (Fides) - Die Regierung von Kambodscha hat bestätigt, dass die thailändische Armee in der Nacht zum 23. Juni einseitig alle Grenzübergänge zu Kambodscha geschlossen hat. Nach Angaben der thailändischen Armee wurden die Grenzübergänge in sechs thailändischen Provinzen, die an Kambodscha grenzen, geschlossen, mit wenigen Ausnahmen für Studenten oder Personen, die sich in medizinischer Behandlung befinden. Jeder andere Personen- oder Fahrzeugverkehr ist derzeit verboten.
Die Schließung ist die jüngste in einer Reihe von Repressalien, die sich seit dem Zwischenfall an der Grenze am 28. Mai verschärft haben, bei dem ein kambodschanischer Soldat bei Schießereien im so genannten „Smaragddreieck“, einer kleinen Grünfläche an der Grenze zwischen Thailand, Kambodscha und Laos, getötet wurde. Es ist einer von mehreren umstrittenen Regionen, die sowohl Thailand als auch Kambodscha als zu ihrem Gebiet gehörig beanspruchen.
Die beiden Armeen beschuldigten sich gegenseitig, zuerst geschossen zu haben. Am 7. Juni schloss die thailändische Armee die Grenze vorübergehend und reduzierte dann die Öffnungszeiten. Am 12. Juni kündigte Kambodscha die Aussetzung der Stromeinfuhren an und schloss die internationale Grenze bei Daung in der Provinz Battambang aus „Sicherheitsgründen“.
Thailand und Kambodscha sind durch eine etwa 820 Kilometer lange Grenze getrennt, die durch mehrere umstrittene Gebiete verläuft. „Dieser Streit besteht seit mehr als einem Jahrhundert und geht auf die Zeit des französischen Kolonialreichs zurück“, erklärt Bischof Enrique Figaredo, Apostolischer Präfekt von Battambang (Kambodscha) im Interview mit Fides. „Die beteiligten Parteien gehen von einer Karte aus dem Jahr 1907 aus, mit der Frankreich, das Kambodscha bis 1953 als Kolonialmacht besetzt hielt, erstmals die Grenze zwischen den beiden Ländern gezogen hat. Thailand argumentiert, dass die Karte nicht verbindlich sei. Kambodscha hat den Internationalen Gerichtshof angerufen, um die territoriale Zugehörigkeit von vier umstrittenen Gebieten festzustellen. Auch Thailand ist nicht damit einverstanden, den Gerichtshof zu befragen“, so der Präfekt.
„Es sollte beachtet werden, dass diese Krise“, fügt er hinzu, “für die einfachen Menschen Härten und Unannehmlichkeiten mit sich bringt. Die Grenze zwischen Kambodscha und Thailand ist in der Tat sehr durchlässig und wird ständig von einem regen Handel und von Arbeitern überquert. Die Schließung der Grenze blockiert den für das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben so wichtigen Personen- und Warenverkehr“. Bischof Figaredo sagt, dass viele Menschen in der Provinz Battmbag, dem Gebiet seiner apostolischen Präfektur, von diesen Strömen betroffen sind. „Die Menschen vor Ort erleben diese Phase mit großer Enttäuschung, Überraschung und Verwirrung“, stellt er fest. „Außerdem gibt es Hunderte von Vertriebenen, Menschen, die auf der anderen Seite der Grenze festsitzen und nicht nach Hause zurückkehren können“, beklagt er.
Der Streit hat in beiden Ländern nationalistische Gefühle geweckt. Thailand hat Touristen und thailändischen Staatsbürgern verboten, Poipet zu besuchen oder dort zu arbeiten, eine kambodschanische Stadt, deren Wirtschaft auf dem Vorhandensein von acht Spielkasinos beruht, die fast ausschließlich von thailändischen Bürgern besucht werden. Wie der thailändische Premierminister Paetongtarn Shinawatra erklärte, hat Thailand in diesem Zusammenhang auch Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um die grenzüberschreitenden kriminellen Aktivitäten in dem mit Kambodscha entstandenen Streit zu unterbinden.
(PA) (Fides 24/6/2025)