ASIEN/SÜDKOREA - Gebetstag für Frieden und Versöhnung in Korea: Bischof spricht von “emotinalem Bürgerkrieg”

Montag, 23 Juni 2025 frieden   gebet   aussöhnung  

Archdiocese of Seoul

Seoul (Fides) - „Lasst uns gemeinsam mit ungebrochener Hoffnung auf dem Pilgerweg zum Frieden gehen“, so der Vorsitzende der Versöhnungskommission der südkoreanischen Bischofskonferenz, Bischof Simon Kim Joo-young von Chuncheon, bei der Feier einer Messe im Vorfeld des „Gebetstages für Versöhnung und Einheit“, der für den 25. Juni vorgesehen ist. Dieser besondere Tag wurde 1965 von den koreanischen Bischöfen eingeführt, um an den Beginn des Koreakriegs (1950-1953) zu erinnern und für den Frieden zu beten. Er erinnert dieses Jahr auch an den 80. Jahrestag der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft (1945).
In allen koreanischen Diözesen werden ab dem 17. Juni Novenen, Messen und Gebetswachen zur Vorbereitung auf diesen Tag abgehalten, an dem die koreanischen Katholiken gemeinsam für Frieden und Versöhnung mit ihren Brüdern und Schwestern in Nordkorea beten.

Bischof Kim Joo-young bemerkte, dass Südkorea gleichsam „in einer Zeit zwischen Krise und Chance“ lebe. Auf der einen Seite ist da die Krise in den bilateralen Beziehungen zwischen Nord und Süd. Während in den letzten Monaten die sich gegenseitige Feindseligkeit zwischen Nord- und Südkorea verstärkt hätten, befänden sich die Menschen in der koreanischen Gesellschaft „in einem Sumpf von Misstrauen und Konflikten, so der Bischof. „Diese Situation“, erklärte er, „ist das Ergebnis von ideologischen Konflikten, die sich über einen langen Zeitraum der Teilung angesammelt haben“, was man als eine Art „emotionalen Bürgerkrieg“ bezeichnen könne.

Im Hinblick auf sich bietenden Gelegenheiten forderte der Bischof alle auf, innezuhalten und sich „derer zu erinnern, die in der Vergangenheit versucht haben, den Weg des Friedens und der Versöhnung zu gehen“ und sich am „Gebetstag für Versöhnung und Einheit“ geistig zu vereinen, wobei er als Impulsgeber das Wort „Hoffnung“ zu verwenden, um „den Schatten zu vertreiben, den die Teilung der koreanischen Halbinsel hinterlassen hat“. Der Bischof verwies auf das Heilige Jahr das unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ steht, und betonte, dass der erste Schritt zur Überwindung aller Konflikte darin besteht, „die Hoffnung nicht zu verlieren“. „Nach 80 Jahren der Teilung der koreanischen Halbinsel müssen wir die Konflikte mit dem Glauben an die Auferstehung Christi überwinden“, forderte er. In der laufenden Novene in den koreanischen katholischen Gemeinden ist jeder Tag einem besonderen Gebetsanliegen gewidmet, während am 25. Juni in jeder Diözese ein gemeinsamer Gottesdienst unter Beteiligung von Priestern, Geweihten und Gläubigen gefeiert wird.

Im Vorfeld des Gebetstages veranstaltete das Komitee für Versöhnung der koreanischen Bischofskonferenz auch ein Symposium zum Thema Friedensarbeit: Diese, so hieß es, beginne mit einer Reflexion über die jeweils eigene tief verwurzelte Gewalt.

„Wir müssen alle hoffen, dass wir die Spaltung und den Konflikt, die Vorurteile und die Verbohrtheit zwischen dem Süden und dem Norden überwinden können und dass sich ein neuer Weg zu Frieden und Harmonie eröffnet“, sagte unterdessen der Vorsitzender der koreanischen Bischofskonferenz, Bischof Mathias Lee Yong-hoon von Suwon in seinem Vortrag auf dem Symposium. Bischof Kim Joo-young, der Vorsitzender des Versöhnungsausschusses, bekräftigte, dass „die Überwindung von Konflikten durch Dialog, Zuhören und Zusammenarbeit immer eine Aufgabe für unser Volk bleibt“.
In den letzten Wochen hatte die koreanische Konferenz der Religionen für den Frieden, der die sieben wichtigsten Religionsgemeinschaften Koreas angehören, darunter auch die katholische Kirche, den Wunsch geäußert, die Kanäle des Dialogs zwischen Nord- und Südkorea wieder zu aktivieren. Die Konferenz organisierte kürzlich die „Wallfahrt für Leben und Frieden in der entmilitarisierten Zone“ zwischen Nord- und Südkorea.

Zum Abschluss eines 385 Kilometer langen Fußmarsches lancierten die Wallfahrtsteilnehmer einen Appell für den Frieden: „Es sind 80 Jahre seit der Befreiung vergangen und 80 Jahre, seit die Menschen in diesem Land, befreit von den Fesseln der Kolonialherrschaft, hart daran gearbeitet haben, ein Land zu schaffen, in dem sie in Frieden und Sicherheit leben können“. „Wir sind unbewaffnet durch die entmilitarisierte Zone gelaufen“, heißt es in dem Aufruf, “wo der Lärm der Waffen nie aufhört, und wir haben gebetet. Wir haben uns an einem Ort versammelt, um über Frieden zu sprechen, für Frieden zu singen und Frieden zu schaffen“. „Nur durch Dialog und Zusammenarbeit und nur durch Bemühungen, einander zu respektieren und zusammenzuleben, können wir das Leben und die Sicherheit aller Bürger auf der koreanischen Halbinsel schützen“, heißt es in dem gemeinsamen Appell abschließend, „Wenn wir die für die Rüstungsbeschaffung aufgewendeten Mittel auf den Dialog und die Verhandlungen konzentrieren, werden alle Bürger der koreanischen Halbinsel ein sichereres und friedlicheres Leben führen können“.
(PA) (Fides 23/6/2025)


Teilen: