ASIEN/HEILIGES LAND - “A Jerusalem Voice for Justice” bittet um Hilfe für Gaza: „Lasst uns die Netze auswerfen“

Montag, 9 Juni 2025

Photo OCHA

Jerusalem (Fides) - Nach mehr als anderthalb Jahren des Todes und der Zerstörung ist „der Moment, in dem wir leben, erschreckend“. Die Bevölkerung von Gaza ist „das erste Opfer“ eines grausamen Krieges. Und selbst diejenigen, die die Grausamkeit der Gewalt anprangern, unter der die Palästinenser in Gaza leiden, scheinen jetzt „hoffnungslos, gelähmt durch Verzweiflung und unfähig zu helfen. Erschöpft“. Dennoch müssen wir versuchen, „die Netze auszuwerfen“, wie es die Apostel nach dem Johannesevangelium taten, nachdem sie die ganze Nacht vergeblich versucht hatten zu fischen. Darum bittet die ökumenischen Gruppe „A Jerusalem Voice for Justice“ an Pfingsten erneut in einem Aufruf, in dem die Mitglieder als Christen des Heiligen Landes „die jüngsten beispiellosen Eskalation des israelischen Krieges in Gaza“ anprangern und darum bitten, sich „mit der Kraft der Auferstehung und des Heiligen Geistes an Pfingsten“ zu wappnen, um „weiterhin für das Leben und die Freiheit unserer Brüder und Schwestern in Gaza und überall sonst in Palästina/Israel zu kämpfen“.

In ihrer Botschaft weist die ökumenische Gruppe erneut darauf hin, dass „sich die Lage in den letzten Wochen immer weiter verschlechtert hat: Zu den fast 55.000 Toten und mehr als 120.000 Verletzten kommen Nahrungsmittelknappheit und Hungersnot (die Vereinten Nationen haben kürzlich 10.000 neue Fälle von Unterernährung festgestellt). Krankenhäuser und andere Einrichtungen sind fast vollständig geschlossen“. Die Verteilung der Hilfsgüter steht ebenfalls unter israelischer Kontrolle und wird ausschließlich von einer von den USA unterstützten Hilfsorganisation, der „Gaza Humanitarian Foundation (GHF)“, durchgeführt.
Am 16. Mai habe der GHF-Geschäftsführer Jake Woods erklärt - so heißt es in dem von „A Jerusalem Voice of Justice“ veröffentlichten Dokument -, dass er sich weigere, sich an „irgendeiner Aktion zu beteiligen, die zur Zwangsvertreibung der palästinensischen Bevölkerung führen würde“. Am 25. Mai 2025 trat er zurück, nachdem er Israel aufgefordert hatte, „die Hilfe auf allen möglichen Wegen zu ermöglichen“.

Das für die Verteilung von Hilfsgütern auferlegte System mit den Schwierigkeiten, die Verteilungszentren zu erreichen, und der Tötung von Menschen, die darauf warten, das zu erhalten, was sie zum Überleben brauchen, so die ökumenische Gruppe, „untermauert die Vermutung, dass das GHF eine Tarnung für israelische Militäroperationen ist“. Die Vereinten Nationen und viele internationale Nichtregierungsorganisationen, so heißt es in dem Dokument weiter, „haben erkannt, dass diese ‚Verteilung von Hilfsgütern‘ eine Eskalation des Krieges darstellt. Sie wissen sehr wohl, dass eine Beteiligung an einer solchen 'Verteilung' bedeuten würde, sich mitschuldig zu machen an der Verwendung von Nahrungsmittelhilfe als Teil einer Kriegsstrategie, die durch die Genfer Konventionen ausdrücklich verboten ist“.

Die ökumenische Gruppe „A Jerusalem Voice for Justice“, die sich spontan zusammenfand, wurde vor kurzem angesichts des neuen Ausbruchs von Gewalt und Terror im Heiligen Land offiziell gegründet, um Informationen zu den Fakten und Prozessen, die das Leben der Menschen im Land Jesu berühren, auszutauschen und zu vermitteln. Dem Netzwerk gehören unter anderem der emeritierte Lateinische Patriarch von Jerusalem Jerusalem, Bischof Michel Sabbah, der lutherische Bischof Munib Younan, der griechisch-orthodoxe Bischof Attallah Hanna, der Koordinator des Ökumenischen Zentrums „Sabeel“, Sawsan Bitar, der palästinensische Theologe John Munayer, der Jesuitenpater David Neuhaus und Pater Frans Bouwen von der Gesellschaft der Missionare von Afrika an.
(GV) (Fides 9/6/2025)


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