VATIKAN - AVE MARIA von Don Luciano Alimandi - „Die Jungfrau des Besuchs“

Mittwoch, 5 Juli 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Zu den schönsten Ereignissen im Leben von Jesus und Maria gehört mit Sicherheit jenes von dem das Lukasevangelium in den Kapiteln zur Kindheit Christi berichtet: der Besuch Marias bei Elisabeth (vgl. Lk 1, 39-56). Es ist ergreifend, wenn man diese Reise betrachtet, die die Jungfrau Maria unternimmt, um Elisabeth zu besuchen, und dabei das Jesuskind „unter ihrem Herzen trägt“, wie es in einem deutschen Adventslied heißt.
Diese Reise blieb in der Geschichte der ersten christlichen Gemeinden denkwürdig und ist dies im Laufe der Jahrhunderte für die Kirche geblieben. Wenn wir den Besuch Mariens betrachten, dann entdecken wir auch immer wieder neue Besuche, die sie machte, um allen die Gegenwart Christi bekannt zu machen und alles was ihr auf ihrem Weg begegnet, zum Guten, zum höchsten Gut, zu wenden.
Wie hätte Johannes der Täufer ohne diesen Besuch zum Vorläufer Christi werden können! Christus, der von Maria getragen wurde, besuchte und heiligte seinen Cousin. Die Jungfrau hat, wie eine Monstranz, den Glanz der Wahrheit und der Liebe des Erlösers nicht bei sich behalten, sondern sie im Gegenteil gezeigt und geschenkt, wie allein eine Mutter dies tun kann. Auf diese Weise haben die beiden Mütter, die sich so ähnlich waren und doch so unterschiedlich, bei ihrer Begegnung auch die Söhne einander begegnen lassen. Bei diesem Ausbruch der Freude, der vom Geheimnis umhüllt war, rief Elisabeth mit lauter Stimme: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt!“ (Lk 1,43).
„Die Mutter meines Herrn“: welch außergewöhnlicher Name legt der Heilige Geist Elisabeth in den Mund! Es gibt keine Konkurrenz zwischen der Mutter und dem Sohn. Elisabeth versteht dies so gut, dass sie den Sohn zusammen mit der Mutter preist.
Die Jungfrau des Besuchs ist die Mutter der Göttlichen Barmherzigkeit: eine Barmherzigkeit, die sie mehr als alle anderen unter uns erfahren hat. Ja, wo immer sie hingeht, wen immer sie besucht, bringt Maria das unsagbare Geschenk der bedingungslosen Liebe Gottes mit: ohne dass es durch unsere Sünde beeinträchtigt oder gemindert wird, denn Gott „lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten (Mt 5,45).
Wir können sagen, dass „der mütterliche Schoß“ - der körperliche unserer Mutter und der makellose der Jungfrau und der Kirche - der Ort der Barmherzigkeit „par excellence“ sind, wo wir die Erfahrung der größten und persönlichsten Fürsorge machen; hier sind wir beschützt und sicher, „ruhig und still, wie ein Kind bei der Mutter“ (Ps 131,2); nichts stört uns, weil wir ganz in das Leben eingetaucht sind.
Das evangelische Gebot „wie die Kinder zu werden“, als obligatorischer Weg auf unserer Umkehr zu Gott, kann nur durch Maria und die Kirche umgesetzt werden: nur dieser Schoß schützt uns und lässt uns die heilbringende Begegnung mit dem Herrn Jesus Christus erfahren. Diese Frau, die für den Herrn Jesus zum Schoß wurde, wurde vom selben Herrn auch befähigt, uns alle zu „besuchen“ und uns in ihrem Schoß „aufzunehmen“. Mit Elisabeth wiederholen wir deshalb dankbar und frohlockend: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (Fidesdienst, 05/06/2006)


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