OZEANIEN/AUSTRALIEN - Nach Niederlage bei Referendum: Katholisches Internat leistet Beitrag zur Integration von Aborigine-Kindern

Donnerstag, 8 Februar 2024 menschenrechte   eingeborene   aussöhnung   schule   kinder  

Sydney (Fides) - Die Integration der Aborigines in die australische Gesellschaft und die soziale, kulturelle und spirituelle Versöhnung in der Nation seien nur auf dem Weg der Schulbildung möglich. Diese Überzeugung vertritt das das katholische „Redfern Jarjum College“ (Jarjum) unter der Leitung der australischen Jesuiten, das seit 10 Jahren in Sydney Aborigine-Kindern eine Ausbildung anbietet, die in der Stadt oder auf den Torres-Strait-Inseln leben und aufgrund von Armut und familiären Verhältnissen die traditionellen Grundschulen nicht besuchen oder sich nicht integrieren können. Das Internat nimmt Jungen und Mädchen im Alter von 4 bis 13 Jahren auf und bietet ihnen eine kostenlose Schulbildung.
„Jarjum" ist ein Wort der lokalen Aborigines und bedeutet "junger Mensch/Kind", während „Redfern“ der Bezirk ist, in dem die Schule liegt. Das Wappen des Colleges sagt viel über den Geist der Bildungseinrichtung aus: Die Farben des Wappens basieren auf denen der Flagge der Aborigines und betonen die Verbindung der Schule mit der lokalen Aborigine-Bevölkerung. In der Mitte befindet sich ein christliches Kreuz mit den Buchstaben IHS (griechische Abkürzung für den Namen Jesu), die Teil des Monogramms der Gesellschaft Jesu sind, deren Geist und Werte im Mittelpunkt des Bildungs-Projekts stehen. In einem zweiten Kreis sind Sonnenstrahlen zu sehen, die das Vertrauen des Lehrkörpers in die Hoffnungen und Träume der Schüler symbolisieren, die für die größere Gemeinschaft, zu der das „Jarjum College“ gehört, offen sind. Das Motto der Schule lautet "Gili", was in der Sprache des indigenen Volkes der Gadigal "leuchten" bedeutet.
Die Direktorin des Colleges, Katherine Zerounian, weist darauf hin, dass "das ‚Redfern Jarjum College‘ als katholische Schule in der Tradition der Jesuiten gegründet wurde. Hier wird die ignatianische Spiritualität, die sich dadurch auszeichnet, 'Gott in allen Dingen zu finden', durch den Respekt vor und die Erforschung der Spiritualität der Aborigines bereichert". Die Erziehung, so sagt sie, "ist inspiriert von den 'Universellen Apostolischen Prioritäten' der Gesellschaft Jesu, beginnend mit dem 'Gehen mit den Ausgeschlossenen', da wir uns um Kinder aus armen und marginalisierten Familien kümmern", wobei wir die Schüler, aber auch die Familien selbst bei ihrer Integration in das soziale Gefüge begleiten.
Die Arbeit ist umso wertvoller, als der Prozess der Integration der Aborigines-Gemeinschaften in die australische Gesellschaft im Herbst 2023 ins Stocken geriet, als die Australier sich weigerten, den Aborigines verfassungsmäßige Anerkennung und mehr Rechte zu gewähren, indem sie bei einem Referendum über den Vorschlag einer Verfassungsänderung mehrheitlich für „Nein“ stimmten. Die Volksbefragung – die von der „Labor Party“ auf den Weg gebracht wurde, die seit 2022 an der Regierung ist - fand 235 Jahre nach der britischen Besiedlung statt, 61 Jahre nachdem die australischen Ureinwohner das Wahlrecht erhalten hatten (1962) und 15 Jahre nach der historischen öffentlichen "Entschuldigung" der australischen Regierung bei den indigenen Gemeinschaften für die Schäden, die durch die jahrzehntelange Regierungspolitik verursacht wurden, einschließlich der erzwungenen Entfernung von Kindern aus den Familien der Ureinwohner ("stolen generation"). Mehr als 60 % der Wähler stimmten mit "Nein" gegen den Vorschlag einer Verfassungsänderung ab, die Ureinwohner des Landes in der Verfassung von 1901 anzuerkennen, und lehnten die Einrichtung eines Beratungsgremiums im Parlament („Voice to Parliament“) ab, das den Ureinwohnern eine Stimme in Fragen geben sollte, die sie unmittelbar betreffen.
Nach Ansicht eines Bündnisses von Gruppen, die sich für die Rechte der Ureinwohner einsetzen, haben die australischen Wähler damit eine wichtige Gelegenheit zur nationalen Versöhnung verpasst: Die Befürworter des Referendums sahen darin eine Möglichkeit, das Land zu vereinen und die Wunden zu heilen, die den Ureinwohnern zur Zeit der Kolonisierung zugefügt wurden. Stattdessen haben die Kampagne und die Abstimmung die tiefen Gräben, die die australische Gesellschaft in dieser Frage noch immer durchziehen, deutlich gemacht.
Um zur Heilung der Wunden beizutragen, gaben die australischen katholischen Bischöfe im Jahr 2023 eine Erklärung mit dem Titel ""Listen, Learn, Love: A New Engagement with Aboriginal and Torres Strait Islander Peoples" heraus, die sich am laufenden synodalen Prozess in der katholischen Weltkirche orientiert. Die Bischöfe luden die australischen Katholiken zu einem neuen Engagement mit den "Ersten Völkern" ein, um gemeinsam Ungerechtigkeit durch Liebe zu überwinden, die im Mittelpunkt der Botschaft Jesu steht.
In Australien leben rund 984.000 Aborigines und Torres-Strait-Islanders, das sind 3,8 % der Bevölkerung des Landes.
(PA) (Fides 8/2/2024)


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