ASIEN/SÜDKOREA - “Mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens”: Katholiken im Norden und im Süden beten gemeinsam das Friedensgebet

Dienstag, 9 Januar 2024 gebet   eucharistie   aussöhnung   kriege  

Arcidiocesi di Seoul

Seoul (Agenzia Fides) - Während die Welt besorgt auf die politischen und militärischen Spannungen zwischen Nord- und Südkorea blickt, die in den letzten Tagen zugenommen haben, versammelten sich heute in Seoul und Pjöngjang die katholischen Gläubigen zum Gebet, um Frieden und Versöhnung zu erflehen. In der Kathedrale von Seoul wurde eine besondere "Messe für die Versöhnung" gefeiert, eine Initiative, die 1995 von Kardinal Stephen Kim ins Leben gerufen wurde und von der katholischen Gemeinschaft auf beiden Seiten des 38. parallelen Grenzverlaufs immer wieder durchgeführt wird. Die heutige Eucharistiefeier, am 9. Januar, ist die 1.400ste Eucharistie (vgl. Fides 3/1/2024) im Zeichen der Versöhnung.
Nach der Versöhnungsmesse, so heißt es in einem Kommuniqué der Erzdiözese Seoul, "beteten die Anwesenden das Gebet, das dem heiligen Franziskus zugeschrieben wird und in dem es heißt: „Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt“. Heute erklingt dieses Gebet, das von den Gläubigen der von der Regierung in Pjöngjang anerkannten "Vereinigung nordkoreanischer Katholiken" gesprochen wird, auch jenseits der Grenze. Tatsächlich wurde am 15. August 1995 Augustine C. Park, ein koreanischer Priester, der viele Jahre lang in den Vereinigten Staaten seelsorgerisch tätig war, Pjöngjang besucht und es geschafft, mit dieser Gruppe nordkoreanischer Katholiken zu vereinbaren, diesen Text als "Gebet für die Versöhnung" zu verwenden. Seitdem sprechen die Gläubigen in der Kathedrale von Seoul und die Vereinigung der nordkoreanischen Katholiken in der Changchung-Kirche in Pjöngjang jeden Dienstag dieses Gebet in geistiger Gemeinschaft und Absicht.
In der Messe, die heute in Seoul gefeiert wurde, erinnerte der Weihbischof von Seoul, Job Yobi Koo, der der Eucharistie vorstand, in seiner Predigt daran, dass "Kardinal Stephen Kims Motivation für die Einführung dieser Messe nicht darin bestand, 'für die Veränderung des anderen zu beten', sondern 'um die Gnade der Versöhnung und Einheit' von Gott zu beten. In der Folge wolle man "beten, dass wir ein Instrument für Vergebung und Versöhnung werden, durch das sich alle Menschen in diesem Land in Liebe vereinen können". Bischof Koo wies darauf hin, dass "auf der koreanischen Halbinsel und in der ganzen Welt eine Haltung der Bedrohung gegenüber dem anderen gefördert wird und der Frieden mit Waffen gesucht wird, anstatt ihn durch Begegnung und Dialog zu suchen. Daher wird der Schimmer der Versöhnung immer schwächer".
Der Bischof erinnerte auch daran, dass die südkoreanische Kirche zum 70. Jahrestag des Waffenstillstands im Koreakrieg am 27. Juli 2023 eine Messe für den Frieden feierte. Zu dieser Feier sandte Papst Franziskus eine Botschaft und segnete die koreanische Halbinsel, "um uns zu ermutigen, Propheten des Friedens zu werden", sagte er. Auch in der "Urbi et Orbi"-Botschaft von Weihnachten 2023 habe der Papst die Hoffnung geäußert, dass der Tag kommen möge, an dem die geschwisterlichen Bande auf der koreanischen Halbinsel gestärkt und Wege des Dialogs und der Versöhnung eröffnet würden, die die Voraussetzungen für einen dauerhaften Frieden schaffen könnten". "Jetzt", so schloss Bischof Koo, "ist es an der Zeit, den Hass aufzugeben und den von Jesus gezeigten Weg zu gehen. Lassen Sie uns gemeinsam dafür beten, dass wir echte Friedensapostel werden".
Die Tradition dieser besonderen Eucharistiefeier begann am 7. März 1995 mit der ersten Versöhnungsmesse, die von Kardinal Stephen Sou-hwan Kim, damals Erzbischof von Seoul und Apostolischer Administrator von Pjöngjang, zelebriert wurde. Zu Beginn feierten die Bischöfe und Priester von Seoul abwechselnd die Messe. Ab 2000 waren es die neu geweihten Priester der Gemeinschaft, die der Eucharistie vorstanden. Diese Tradition wurde 29 Jahre lang nur mit einer kurzen Unterbrechung aufgrund der Pandemie jeden Dienstag um 19 Uhr fortgesetzt.
Im Mai 2017, anlässlich des 100. Jahrestages der Erscheinung der Muttergottes in Fatima, wollte Kardinal Andrea Soo-jung Yeom, der damalige Erzbischof von Seoul, mit einem außerordentlichen Hirtenbrief die Praxis des Rosenkranzgebets nach der Messe zur Versöhnung hinzufügen, mit der Absicht, der Jungfrau Maria mit den Frieden der koreanischen Halbinsel und den Weltfrieden anzuvertrauen.
(PA) (Fides 9/1/2024)


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