ASIEN/CHINA - Bischof (und Synodenvater) Anton Yao Shun: „Das Abkommen zwischen China und dem Heiligen Stuhl erleichtert die pastorale Arbeit und die Verkündigung des Evangeliums“

Donnerstag, 16 November 2023 ortskirchen   mission   bischofssynode   papst franziskus  

Von Gianni Valente und Marta Zhao

Jining (Agenzia Fides) - Unter den chinesischen Katholiken herrsche die Meinung vor, dass das geltende vorläufige Abkommen zwischen der Regierung in Peking und dem Heiligen Stuhl über die Ernennung chinesischer katholischer Bischöfe "sehr bedeutsam und wichtig" sei, weil "es den Weg für die Förderung der Integration und Einheit zwischen der Kirche in China und der Weltkirche ebnet und die pastorale Arbeit und die Verkündigung des Evangeliums der Kirche in China erleichtert". Dies versicherte der Bischof von Jining/Wumeng in der autonomen chinesischen Region Innere Mongolei, Anton Yao Shun, in einem Exklusivinterview mit Fides.
Anton Yao ist einer der beiden Bischöfe vom chinesischen Festland, die in Rom an der ersten Arbeitsphase der XVI. Generalversammlung der Bischofssynode teilgenommen haben, die dem Thema "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung" gewidmet war. Einige Wochen nach Abschluss der Sitzungen erklärten sich die beiden chinesischen Bischöfe bereit, einige Fragen zu beantworten.
Im folgenden Interview weist Bischof Yao darauf hin, dass die erste Mission, zu der chinesische Katholiken berufen sind, darin besteht, "allen anderen Chinesen Gottes Barmherzigkeit und Liebe zu zeigen", insbesondere durch den Dienst an Menschen in Not und Leid.
Anton Yao Shun (58) ist der erste Bischof, der nach dem am 22. September 2018 unterzeichneten vorläufigen Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und China über die Ernennung chinesischer Bischöfe geweiht wurde. Der 1965 in Ulanqab geborene Anton Yao wurde 1991 zum Priester geweiht, nachdem er am Nationalen Priesterseminar in Peking studiert hatte, wo er auch unterrichtete und als Seelsorger tätig war. Zwischen 1994 und 1998 studierte er in den Vereinigten Staaten und erwarb einen Abschluss in Liturgie. Er absolvierte ein Bibelstudium in Jerusalem. Die Bischofsweihe erhielt er am 26. August 2019 von Bischof Paul Meng Qinglu von Hohhot (Innere Mongolei).
Die Diözese Jining (Ulanqab) hat etwa 70.000 Gläubige mit 30 Priestern und 12 Ordensschwestern.

Bischof Yao, können Sie uns sagen, mit welchen Erwartungen und Gefühlen Sie nach Rom gekommen sind, um an der Synode teilzunehmen?

ANTON YAO SHUN: Es war eine große Ehre für mich, an diesem wichtigen Treffen teilzunehmen. Gemeinsam mit Bischof Joseph Yang sind wir als Vertreter der Kirche in China angereist. Ich bin auch sehr dankbar für die Einladung des Papstes. Ich bin mit vielen Erwartungen in die Synode gegangen.

In Rom sind Sie mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien aus der ganzen Welt zusammengetroffen. Wie haben die Synodenteilnehmer ihre Verbundenheit und Unterstützung für die Kirche in China zum Ausdruck gebracht?

YAO: Wir waren sehr froh, während der Synode all diese Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien aus der ganzen Welt zu treffen. Alle waren freundlich und froh gestimmt. Sie haben uns willkommen geheißen und uns ihre Achtung entgegengebracht. Sie alle zeigten Interesse an der Entwicklung der Kirche in China und wollten mehr erfahren und für uns beten.

Durch welche Menschen und welche Realitäten sind Sie auf Ihrem persönlichen Glaubensweg Jesus begegnet?

YAO: Ich wurde in eine katholische Familie hineingeboren. Meine Eltern und Großeltern waren sehr fromm und gläubig. Mit ihnen habe ich angefangen, im Glauben zu leben, und ich glaube, dass ich viele Gnadengeschenke von Gott erhalten habe.

Wie ist Ihre priesterliche Berufung entstanden?

YAO: Ich denke, der größte Einfluss auf meine Berufung war ein Priester, der nun schon seit vielen Jahren in Frieden ruht. Sein Beispiel als Priester, seine Tugenden und seine selbstlose Hingabe an die Kirche haben mich inspiriert. Die Ermutigung und Unterstützung durch meine Eltern hat meinen Willen und meine Entschlossenheit, den Weg des Priesteramts einzuschlagen, weiter gestärkt.

Was ist Ihrer Meinung nach in diesen Zeiten die wichtigste Aufgabe der chinesischen Katholiken?

YAO: Meiner Meinung nach besteht die erste Aufgabe von uns chinesischen Katholiken darin, allen anderen Chinesen die Barmherzigkeit und Liebe Gottes zu zeigen. Wir kümmern uns wirklich um die Belange der Gesellschaft, besonders um die der Armen und Leidenden, und wir versuchen, ihnen auf jede Weise zu helfen.

Gibt es in Ihrer Diözese junge Menschen und Erwachsene, die um die Taufe bitten? Was bringt sie dazu, im heutigen China katholisch sein zu wollen?

YAO: Die Zahl der getauften Jugendlichen und Erwachsenen in meiner Diözese ist leicht rückläufig, aber eine gewisse Anzahl von Jugendlichen und Erwachsenen bittet um die Taufe und lässt sich taufen. Was die Gründe dafür angeht, so denke ich, dass es mit dem guten Beispiel der Gemeindemitglieder und der liebevollen, ermutigenden und begleitenden Haltung der Ortskirche ihnen gegenüber zu tun hat.

Seit der Unterzeichnung des Vorläufigen Abkommens zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China über die Ernennung von Bischöfen wird es in den Medien, insbesondere im Westen, oft kritisiert. Was denken die chinesischen Katholiken im Allgemeinen darüber?

YAO: Die vorherrschende Meinung ist, dass das vorläufige Abkommen sehr bedeutend und wichtig ist. Es ebnet den Weg für die Förderung der Integration und Einheit zwischen der Kirche in China und der Weltkirche und erleichtert die pastorale Arbeit und die Verkündigung des Evangeliums der Kirche in China. Es ist auch hilfreich für die Verbesserung der Beziehungen zwischen China und dem Heiligen Stuhl.
(Fides 16/11/2023)


Teilen: