ASIEN/SÜDKOREA - Erzbischof von Seoul: "'Evangelii gaudium' als Aufruf zur Evangelisierung in Korea".

Dienstag, 14 November 2023 evangelii gaudium   evangelisierung   mission  

Seoul (Agenzia Fides) - "Das Apostolische Schreiben ‚Evangelii Gaudium‘ hat einen einzigartigen und bevorzugten Platz in meinem Herzen und ich kann sagen, dass es mein Lieblingsdokument unter den vielen Dokumenten des päpstlichen Lehramtes ist. Seine tiefe Botschaft schwingt tief in den Grundwerten unseres Glaubens mit und unterstreicht die Notwendigkeit eines erneuerten Engagements für die Evangelisierung", sagt Erzbischof von Seoul, Peter Soon-Taick Chung, OCD, gegenüber der Fides, mit Blick auf den zehnten Jahrestag der Veröffentlichung der Enzyklika am 24. November 2013.
"Evangelii Gaudium", stellt er fest, "fördert den missionarischen Geist innerhalb der Kirche. In Korea hat sich dieses Bewusstsein in der zunehmenden Beteiligung von koreanischen Priestern und Missionaren, Ordensleuten und Laien, an der Missionsarbeit im Ausland manifestiert. Die koreanische Kirche hat eine wachsende Zahl von Missionaren in verschiedene Teile der Welt entsandt, die die Botschaft des Evangeliums verbreiten und damit die Grundsätze von Evangelii Gaudium verkörpern".
Dennoch, so fährt er fort, könnte mehr getan werden: "Als Erzbischof habe ich mit einiger Sorge beobachtet, dass die koreanische Kirche sich derzeit weniger um die Mission ad gentes kümmert, als sie sollte. Diese Tatsache macht mich etwas traurig, denn die Mission ist unbestreitbar das Herzstück unseres Glaubens. Der Aufruf zur Evangelisierung, die Frohe Botschaft in alle Ecken unserer Gesellschaft zu bringen, ist ein wesentlicher Aspekt unserer christlichen Identität", stellte der Erzbischof fest und erinnerte daran, dass derzeit 22 Priester der Erzdiözese Seoul aktiv in der Missionsarbeit in verschiedenen Ländern der Welt tätig sind.
Als konkretes Beispiel für das Apostolat von und für Laien nennt der Erzbischof die "Jugendbewegung für das Bibelstudium" in der Erzdiözese Seoul. "Sie ist eines unserer beliebtesten Programme. Vor den Herausforderungen durch die Pandemie schlossen sich dieser Bewegung jedes Jahr etwa 2.000 junge Menschen an", stellt er fest, darunter auch junge Menschen, die mit dem christlichen Glauben nicht vertraut waren, manchmal von Neugier getrieben wurden und dann in der Bewegung blieben. "Sie bot jungen Menschen eine konkrete Möglichkeit, sich mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen und ihr Verständnis des Glaubens zu vertiefen. Die Popularität der Bewegung und ihre Attraktivität zeugen von dem spirituellen Durst junger Menschen, ihrem Wunsch nach geistlichem Wachstum und ihrer Offenheit, die Grundsätze von Evangelii Gaudium in ihren Glaubensweg einzubeziehen".
Erzbischof Chung weist auch auf einen anderen wichtigen Aspekt für das Leben der koreanischen Kirche hin, die, auch aus kulturellen Gründen, über Jahrhunderte hinweg einen eher hierarchischen Ansatz beibehalten hat: "Evangelii Gaudium ermutigt zu einem synodalen Ansatz innerhalb der Kirche, der die Beratung und Zusammenarbeit aller betont. In Korea hat dieser Ansatz ein Gefühl der Einheit und der gemeinsamen Verantwortung von Klerus und Laien gefördert. Es wird immer mehr Wert darauf gelegt, auf die Bedürfnisse und Hoffnungen der Gläubigen zu hören und sie in die Entscheidungsprozesse einzubeziehen".
In diesem Sinne berichtet der Erzbischof über seine Erfahrungen während der Synodenversammlung im Oktober im Vatikan: "Während dieser Versammlung wurde ich Zeuge der Schönheit der Einheit in der Vielfalt, als Teilnehmer mit unterschiedlichem Hintergrund, aus verschiedenen Kulturen und Regionen zusammenkamen, um wichtige Themen für das Leben der Kirche zu behandeln. Zuhören, gegenseitiger Respekt und ein offener Dialog standen bei den Diskussionen im Mittelpunkt. Ich war beeindruckt von der Tatsache, dass wir nach jeder Dialogsitzung vier kostbare Minuten der Stille zur Reflexion hatten, die es uns ermöglichten, die geteilten Einsichten eingehend zu betrachten, was ein Gefühl der Selbstbeobachtung förderte und die Qualität unserer Entscheidungen insgesamt verbesserte. Ich hoffe, dieser Ansatz kann die Kirche in Korea in unserem Kontext inspirieren und leiten. Die Erfahrung der Synode erinnert uns an die Stärke der Glaubensgemeinschaft und unser gemeinsames Engagement für eine bessere und gerechtere Welt".
(PA) (Fides 14/11/2023)


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