ASIEN/PAKISTAN - Nach der Welle der Gewalt in Jaranwala: Erste Kapelle wieder für Gottesdienste geöffnet

Mittwoch, 6 September 2023 christentum   sakramente  

Multan (Fides) - "Ich habe die tägliche Morgenmesse in der katholischen Kapelle des heiligen Johannes, die während der Welle der Gewalt vom 16. August niedergebrannt worden war, wieder aufgenommen. Wir haben auch die Feier der anderen Sakramente wieder aufgenommen. Ich bin glücklich, und die Gläubigen sind glücklich. Die andere Kapelle ist jedoch immer noch unbegehbar und die Pfarrkirche, die dem heiligen Paulus geweiht ist, mit dem Pfarrhaus nebenan, muss ebenfalls noch vollständig gereinigt und restauriert werden", berichtet Pater Khalid Mukhtar, der als katholischer Priester in der Diözese Faisalabad im pakistanischen Punjab als Gemeindepfarrer in Jaranwala tätig ist, dem Gebiet, das durch die Massengewalt gegen christliche Häuser und Kirchen im vergangenen August verwüstet wurde.
"Die Regierung unterstützt dem Wiederaufbau der Kirchen weiter, die Menschen reparieren weiterhin ihre Häuser. Es werden kleine Schritte in Richtung Normalität unternommen, aber die Kinder gehen immer noch nicht zur Schule. Und die Menschen sind immer noch traumatisiert und brauchen Hilfe. Wir freuen uns über die vielen Gesten der Solidarität von Christen und Muslimen, die uns Trost spenden", so der Gemeindepfarrer gegenüber Fides. Er berichtet, dass von den insgesamt 700 katholischen Familien in der Gemeinde etwa 300 in irgendeiner Weise von der Gewalt betroffen sind. "Die Bürger haben eine finanzielle Entschädigung erhalten und arbeiten mit Inbrunst, aber wir schwanken zwischen Müdigkeit und Hoffnung", sagt er.
Die polizeilichen Ermittlungen zu den Hintergründen der Gewalt dauern unterdessen an. Nach Informationen lokaler Polizeibeamter brach die Gewalt angeblich aus, weil drei Christen Koranseiten vor das Haus von zwei anderen Christen warfen, um sie dann vor dem Hintergrund eines privaten Streits auf der Grundlage des Gesetzes der Blasphemie zu beschuldigen. Die pakistanische Polizei versucht weiterhin, die tatsächlichen Hintergründe des Vorfalls zu klären, der die Massengewalt ausgelöst hat. Unterdessen wurden die drei Verdächtigen festgenommen, die möglicherweise das falsche Blasphemieverfahren gegen Raja Amir und seinen Bruder eingeleitet haben, die zunächst angeklagt und verhaftet worden waren.
Pfarrer Khalid Mukhtar bestätigt, dass er von der Verhaftung der drei Männer, die mit dem Fall in Verbindung stehen, erfahren hat (zusätzlich waren etwa 200 Muslimen wegen Vandalismus verhafte) und stellt fest: "Es ist noch nicht klar, was passiert ist. Wir warten auf eine offizielle Bestätigung und darauf, dass die Sache vollständig aufgeklärt wird. Sollte sich jedoch herausstellen, dass der Fall von christlichen Bürgern eingefädelt und erfunden wurde, wäre das sehr ernst zu nehmen. Man darf nicht mit dem Feuer spielen, sondern muss über die Reaktionen und Konsequenzen sinnloser Handlungen nachdenken", stellt er fest und beklagt in diesem Zusammenhang die Instrumentalisierung des Blasphemiegesetzes.
Nach den geltenden Bestimmungen (drei Artikel des Strafgesetzbuchs) kann in Pakistan eine Person, die sich der Beleidigung des Islams schuldig macht, zu einer lebenslangen Haftstrafe oder sogar zur Todesstrafe verurteilt werden. Oft reichen jedoch schon einfache Anschuldigungen aus, um Gewalt und Lynchjustiz zu veranlassen.
(PA) (Fides 6/9/2023)


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