AFRIKA/NIGER - Vor dem Hintergrund des Militärputsches: Alltag in der Hauptstadt Niamey

Freitag, 11 August 2023 putsch   missionare  

Niamey (Fides) - Was geschieht in diesen Stunden in Niamey, während die Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) gestern auf dem Gipfel in Abuja (Nigeria) beschloss, eine "Reservetruppe" zu aktivieren, die "so schnell wie möglich" eingreifen soll, um die verfassungsmäßige Ordnung in Niger wiederherzustellen? Darüber berichtet Pater Mauro Armanino, der als Missionar von der Gesellschaft für Afrikamissionen (SMA) in der Hauptstadt von Niger lebt und arbeitet.
"Aus der Ferne betrachtet, müsste hier in Niamey die Hölle los sein. Putschisten, Rebellen, Militärs, Opportunisten, Maximalisten, Regierungsbefürworter, Unverbesserliche und bei all dem die gefürchtete (und vorerst aufgeschobene) bewaffnete Intervention zur Wiederherstellung der demokratischen Ordnung“, so der italienische Missionar, „vor dem Hintergrund der Misserfolge der Vermittler der regionalen Organisation ECOWAS, der Afrikanischen Union und der UNO, der Schließung der Grenzen für Waren und der wiederholten (und nicht beispiellosen) Unterbrechungen der Stromversorgung“. „All dies und noch viel mehr, wird vor allem von den Gerüchten geschürt, die sich wie Drohungen und Ängste vermehren, die wie Zwillingsbrüder nebeneinander hergehen“, beklagt er. „Bei all dem setzen sich während des progressiven Staatsstreichs vom 26. Juli 2023 zwei Konstanten durch, die auf den ersten Blick in diesem Kontext fehl am Platz erscheinen mögen“, berichtet Pater Armanino weiter.
„Die erste ist der übliche Augustregen, der regelmäßig und scheinbar ohne Unterschied zwischen den verschiedenen Regimen in der Hauptstadt und auf dem Land fällt“, so der Missionar, „Dies kommt den Bauern und insbesondere der wachsenden Hirse zugute, die ihr wichtigstes, festes und unverrückbares Nahrungsmittel ist“. Die zweite Konstante, „die in diesem besonderen Übergang hervorsticht, ist die der Straßenreiniger, die die Stadt vom Sand befreien, der beständig die Straßen der Hauptstadt einnimmt und dekoriert und die Straßenverbindungen oft eingrenzt und in Frage stellt. In ihren grün-gelben Jacken in den Farben der Gemeinde Niamey Nyala (in der Sprache der Zerma die Kokette), ausgestattet mit Besen, Schaufeln und ähnlichen Werkzeugen, entfernen sie den Sand von den asphaltierten Straßen des Stadtzentrums und legen ihn am Rand ab. Früher oder später kommt ein Lastwagen oder, was einfacher ist, eine Schubkarre vorbei und versucht, den Sand vorübergehend von der Fahrbahn zu entfernen“.
Vor dem Hintergrund soeben skizzierten alltäglichen Konstanten und der oben erwähnten dritten, nämlich der unvorhersehbaren, aber treuen und ständigen Unterbrechungen der Stromversorgung, kommt es nach dem Militärputsch zu Ernennungen von Ministern, Verhaftungen und Versuchen, ein Maximum an Unterstützung bei den Bürgern zu gewinnen. „Regen, Sand und Strom, steigende Lebensmittelpreise und ein Gefühl der geduldigen Unterwerfung unter den göttlichen Willen, der für alles sorgt, prägen die Tage, in denen wir auf das warten, was noch niemand weiß. Vielleicht, aber das ist nur eine entfernte Möglichkeit, ist der Putsch, wie die Politik und die Demokratie, auch aus Sand gemacht“, so der Missionar abschließend.
(L.M.) (Fides 11/8/2023)


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