ASIEN/PAKISTAN - Bibelzitat bei Facbook veröffentlicht: Christ wird der Blasphemie beschuldigt

Mittwoch, 5 Juli 2023 menschenrechte   blasphemie   religiöse minderheiten  

The Voice

Faisalabad (Fides) – Der 49jährige Christ Haroon Shehzad aus dem Dorf "Chack 49" in der Nähe von Sargodha in der pakistanischen Provinz Punjab, wurde der Blasphemie beschuldigt und verhaftet, weil er einen Beitrag bei Facebook veröffentlicht hatte, der als blasphemisch angesehen wurde. Der Beitrag bestand ausschließlich aus einer Bibelstelle aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther, ohne jeglichen Kommentar. Die Passage aus Kapitel 10 des Briefes, Verse 18-22, lautet: „Schaut auf das irdische Israel: Haben die, welche von den Opfern essen, nicht teil am Altar? Was meine ich damit? Dass Götzenopferfleisch wirklich etwas ist? Oder dass ein Götze wirklich etwas ist? Nein, aber was man dort opfert, opfert man den Dämonen und nicht Gott. Ich will jedoch nicht, dass ihr Gemeinschaft mit Dämonen habt. Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Dämonen. Ihr könnt nicht teilhaben am Tisch des Herrn und am Tisch der Dämonen. Oder wollen wir die Eifersucht des Herrn wecken? Sind wir stärker als er?“
Der Beitrag wurde am 27. Juni veröffentlicht, zwei Tage vor dem islamischen Opferfest "Eid al-Adha". Der Beschwerdeführer, der Muslim Imran Ullah, der in demselben Dorf wie der Beschuldigte wohnt, las den Text und brachte ihn mit dem Wesen des Opferfests in Verbindung und beschuldigte Haroon der Blasphemie. Zu Spannungen kam es, nachdem Imran Ullah die Dorfbewohner aufgestachelt und in mehreren Moscheen lautstark angebliche "blasphemische Handlungen von Christen" verkündet hatte.
Dutzende von christlichen Familien flohen aus Angst vor Repressalien in ein nahe gelegenes Dorf. Obwohl Shahzads Beitrag keine persönlichen Kommentare zu dem muslimischen Fest enthielt, das vom 29. Juni bis 1. Juli weltweit gefeiert wird, verbreitete sich der Vorwurf der Gotteslästerung, und es kam zu gewaltsamen Ausschreitungen. Auch die Familie Haroon verließ das Dorf und wandte sich an der christliche Anwältin Aneeqa Maria Anthony, Leiterin der Organisation "The Voice", die in solchen Fällen juristischen Beistand leistet.
Die Anwältin stellte fest, dass die Anzeige (der "First Information Report") gegen Haroon registriert worden war, und sorgte dafür, dass der Mann und seine Familie als potenzielle Opfer eines Angriffs oder einer Lynchjustiz geschützt wurden. Haroon wurde unterdessen in Sargodha vor Gericht gestellt, wo der Richter vor der Verhaftung Kaution gewährte. Anschließend ging der Mann in Begleitung seiner Anwältin zur Polizeiwache, um seine Aussage zu machen, und wurde dort von der Polizei in Gewahrsam genommen. Das Anwaltsbüro wartet nun auf die für den 11. Juli angesetzte Anhörung zur Bestätigung der Kaution.
Die Anwältin erklärt gegenüber Fides: "Wir wissen, dass der Angeklagte kein Verbrechen begangen hat. Aber in Anbetracht der aktuellen Umstände, des heiklen Themas des Blasphemiegesetzes und des Ortes, an dem wir uns befinden - alles Faktoren, die den Fall beeinflussen - ist die Situation nicht günstig. Dennoch gehen wir mit Beharrlichkeit und Zuversicht voran. Wir glauben, dass Gott uns nicht allein lassen wird. Wir beabsichtigen, den Rechtsweg zu beschreiten, einen unschuldigen Mann zu verteidigen, die festgesetzte Kaution zu beantragen und uns an den Ermittlungen zu beteiligen. In der Zwischenzeit hoffen wir, dass keine Massengewalt ausbricht. Vor den pakistanischen Gerichten sind Tausende von Fällen wie dieser anhängig, in denen christliche Bürger zu Unrecht angeklagt und verhaftet werden, obwohl sie unschuldig sind".
Das berüchtigte "Blasphemiegesetz" in Pakistan besteht aus mehreren Artikeln des Strafgesetzbuchs: Artikel 295 und 295a bestrafen Blasphemie gegen die Religion in allgemeiner Form; insbesondere zwei umstrittene Paragraphen (295b und 295c) bestrafen die Verunglimpfung des Islam, des Korans oder des Propheten Mohammed mit lebenslanger Haft oder der Todesstrafe. Außerdem liegt die Beweislast nicht beim Ankläger, sondern beim Angeklagten. Das Gesetz wird häufig instrumentalisiert und für persönliche Rachefeldzüge eingesetzt.
(PA) (Fides 5/7/2023)


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