ASIEN/PAKISTAN - Christ nach Blasphemie-Vorwürfen für unschuldig erklärt

Freitag, 16 Februar 2024 religiöse minderheiten   menschenrechte   blasphemie  

Faisalabad (Fides) - Die sozialen und religiösen Spannungen in der Region Faisalabad in der pakistanischen Provinz Punjab haben sich beruhigt, nachdem der der Blasphemie beschuldigte Christ Younis Masih, für unschuldig erklärt, von der Anklage freigesprochen und von der Polizei aus der Haft entlassen wurde.
Masih war in den letzten Tagen wegen Blasphemie verhaftet worden, nachdem eine Frau, Susan Fatima, ihn beschuldigt hatte, in ihr Haus eingebrochen zu sein, sie angegriffen und den Koran beleidigt zu haben. Fatimas Familie war vor etwa eineinhalb Jahren zum Islam konvertiert.
Nachdem die Anklage eingegangen und die Anzeige registriert worden war, ging Masih freiwillig zur Polizei, um den Vorfall zu klären. Einheimische Christen beteuerten zusammen mit Masih seine Unschuld und sprachen von "erfundenen Anschuldigungen". Nach der Befragung durch die Ermittler kam der Wendepunkt: Susan Fatima wurde ebenfalls verhaftet, um den Vorfall weiter zu untersuchen. Diese Entwicklung ist insofern interessant, als sie die Notwendigkeit einer gründlichen Untersuchung unterstreicht, um die Verantwortung und den Wahrheitsgehalt in Fällen, in denen es um mutmaßliche Blasphemievorwürfe geht, zu ermitteln.
In Faisalabad habe der positive Umgang mit diesem Vorfall, so die Anwältin Aneeqa Maria Anthony, die den Angeklagten im Namen von Masihs Familie vertrat, "in der christlichen Gemeinschaft Vertrauen geschaffen, insbesondere im Hinblick auf die Unterstützung der Behörden für die Justiz und den Schutz der Rechte aller Menschen, unabhängig von ihrer religiösen Überzeugung“. "Masihs Fall erinnert daran, wie wichtig faire und unparteiische Gerichtsverfahren und die Gefahr falscher Anschuldigungen sind", stellt die Nichtregierungsorganisation „Centre for Legal Aid, Assistance and Settlement“ (CLAAS) fest.
Nach Ansicht des in Jaranwala wohnhaften Pastors Shakoor Alam könnte sich hinter dem Vorfall ein Landrechtsstreit verbergen, und die Erhebung der Blasphemie-Anklage könnte ein Trick und eine Instrumentalisierung des geltenden Rechts gewesen sein. „Die Polizei hat daher die Pflicht, die Wahrheit herauszufinden, indem sie missbräuchliche Blasphemiegesetze in persönlichen Streitigkeiten unterbindet", sagte er.
Nach Ansicht von Nasir Saeed, Direktor des CLAAS, wirft der Fall Younis Masih ein Schlaglicht auf den Missbrauch der Blasphemiegesetze in Pakistan. Saeed lobte die Polizei für ihre Einsicht bei der Untersuchung der Angelegenheit, die zur Freilassung von Masih und zur Verhaftung von Fatima führte, die Masih fälschlicherweise beschuldigte.
"Dies ist jedoch kein Einzelfall. Solche Fälle können, wenn sie nicht untersucht werden, tragische Folgen haben: einige unschuldige Menschen können viele Jahre im Gefängnis sitzen oder sogar getötet werden.
Die Christen vor Ort schieben den "kollektiven Angriff", der im August letzten Jahres in Jaranwala in der Region Faisalabad verübt wurde, auf eine ähnliche Dynamik: die Anklage wegen angeblicher Blasphemie gegen zwei Christen, die alle Vorwürfe bestreiten und sich auf "falsche Anschuldigungen" berufen. Die neue pakistanische Regierung, die nach den jüngsten Wahlen gebildet werden soll, so Saeed, "wird die Pflicht haben, Gesetzesreformen durchzuführen, um weiteres Unrecht zu verhindern und die Rechte aller Bürger zu schützen".
Nach dem pakistanischen Strafgesetzbuch wird der Straftatbestand der Blasphemie in drei Artikeln (295-a, 295-b, 295-c, zusammen als "Blasphemiegesetz" bezeichnet), die insbesondere die Beleidigung des Islam unter Strafe stellen, mit der Todesstrafe oder lebenslanger Haft geahndet.
(PA) (Fides 16/2/2024)


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