AFRIKA/NIGERIA - Massenentführung auf Bahnhof: Hintergründe sind komplex

Mittwoch, 11 Januar 2023 entführungen  

Abuja (Fides) - In Nigeria kommt es immer häufiger zu Massenentführungen durch organisierte bewaffnete Gruppen. Am vergangenen 7. Januar überfielen bewaffnete Männer den Bahnhof „Tom Ikimi“ in Igueben im Bezirk Igueben des Bundesstaates Edo im Süden des Landes und entführten mindestens 31 Passagiere, die auf ihren Zug warteten. Die Entführer schossen in die Luft, bevor sie die Passagiere mitnahmen, wobei einige der Passagiere Schusswunden erlitten. Nach Angaben des Polizeikommandos des Bundesstaates Edo handelte es sich bei den Entführern um mit AK-47-Gewehren bewaffnete Nomaden. Die Regierung des Bundesstaates Edo gab später bekannt, dass sechs der 31 entführten Personen von einem gemeinsamen Team der Sicherheitsbehörden befreit werden konnten. Die Banditen suchten Zuflucht in den Wäldern, die nun von Sicherheitsteams durchkämmt wird.
Banditen, bewaffnete Fulani-Nomaden und Dschihadisten nutzen die Wälder in verschiedenen Teilen Nigerias für Stellungen, von denen aus sie Überfälle durchführen und Geiseln festhalten, die gegen Lösegeld freigelassen werden. Unter den noch immer festgehaltenen Personen befinden derzeit auch mindestens 53 Christen, die an Weihnachten in dem Dorf Angwan Aku im nördlichen Bundesstaat Kaduna entführt worden waren. Das Dorf wurde von Fulani-Nomaden überfallen, die eine Person töteten und mindestens 53 Gläubige verschleppten.
Fulani-Milizen haben mehrere Stellungen in Wäldern im Bundesstaat Kaduna, wo Spezialeinheiten der nigerianischen Armee am 17. Dezember zuletzt sieben chinesische Arbeiter befreiten, die im Juni in der Ajata-Aboki-Mine im Bezirk Gurmana (Shiroro Local Government) im Bundesstaat Niger entführt worden waren.
Eine weitere wichtige Hochburg der Fulani-Miliz befindet sich in den Wäldern von Tubali und Makkai im lokalen Regierungsbezirk von Shinkafi im Bundesstaat Zamfara im Nordwesten Nigerias. Hier traf 2021 der umstrittene Scheich Ahmad Gumi, ein ehemaliger Sanitätsoffizier der Armee, mit einigen Anführern der Fulani-Milizen zusammen und forderte sie auf, ihre Waffen im Austausch gegen Entwicklungsprojekte niederzulegen. Gumi bot an, bei der Freilassung mehrerer Entführter zu vermitteln, doch nach Angaben der nigerianischen Presse ist seine Rolle in diesen Angelegenheiten unklar. Einer seiner Assistenten, Tukur Mamu, der die Freilassung der bei dem Anschlag auf den Zug Abuja-Kaduna am 28. März vergangenen Jahres entführten Personen ausgehandelt hatte (vgl. Fides 30/3/2022), wurde am 6. September unter dem Verdacht festgenommen, mit den Entführern gemeinsame Sache zu machen (vgl. Fides 7/10/2022). Die Anklage wurde später fallen gelassen.
(LM) (Fides 10/1/2023)


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