VATIKAN - Das besondere Augenmerk von Papst Benedikt XVI. für die Kirche in China

Mittwoch, 4 Januar 2023

von Gianni Valente
Rom (Fides) - Seit 15 Jahren sind Katholiken in aller Welt einmal im Jahr eingeladen, für ihre Brüder und Schwestern der Kirche in China zu beten. Am 24. Mai dem Fest Maria, Hilfe der Christen, die in der Wahlfahrstätte nahe Schanhai als „Unsere Liebe Frau von Sheshan und Königin Chinas“ verhehrt wird, findet seither der Weltgebetstag für die Katholiken in China statt.
Es war Papst Benedikt XVI., der den Gebetstag für die Kirche in China mit seinem Brief an die chinesischen Katholiken im Jahr 2007 einführte.
Joseph Ratzinger hat immer wahrgenommen, dass die Erfahrungen der Katholiken in China, in besonderer Weise mit dem Geheimnis der Kirche verbunden sind. Und noch bevor er Bischof von Rom wurde, trug er entscheidend dazu bei, die Entscheidungen des Heiligen Stuhls in den oft schwierigen Angelegenheiten des Katholizismus in der Volksrepublik China zu lenken und zu begleiteten.
Anfang der 1980er Jahre, zu Beginn seiner langen Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation, leitete der damalige Kardinal die Unterscheidungsarbeit des Heiligen Stuhls über den Zustand der katholischen Kirche im heutigen China.
In jenen Jahren, als die Traumata der Kulturrevolution langsam überwunden wurden und Deng Xiaoping seine Politik der wirtschaftlichen "Öffnung" gegenüber der Welt auf den Weg brachte, fehlte es dem Vatikan oft an Informationen und Koordinaten, um zu verstehen, was den chinesischen Katholiken wirklich widerfuhr. Zu diesem Zeitpunkt führte das von Kardinal Ratzinger geleitete Dikasterium für die Glaubenslehre des Heiligen Stuhls eine zweijährige eingehende Untersuchung durch, die 1985 abgeschlossen wurde und bestätigte, dass die Bischofsweihen, die seit 1958 in China ohne Zustimmung des Papstes stattgefunden hatten, zwar aus kanonischer Sicht unrechtmäßig, aber dennoch als gültig anzusehen seien. In der Studie wurde festgestellt, dass die Weiheriten zwar manipuliert wurden, aber die minimalen formalen und materiellen Bedingungen, d. h. die Gesten und Formeln, die für die sakramentale Gültigkeit einer Bischofsweihe erforderlich sind, dennoch eingehalten wurden.
Gerade die unter der Leitung von Joseph Ratzinger durchgeführte gründliche Lehramtsstudie begünstigte die weitgehende Bereitschaft des Heiligen Stuhls, den meisten Anträgen von ohne päpstliches Zustimmung geweihten Bischöfen stattzugeben, die in jenen Jahren den Papst um eine Legitimierung ihrer Bischofsweihe durch den Heiligen Stuhl baten. Die von Ratzinger als Präfekt unterzeichnete Studie über die Gültigkeit der chinesischen Bischofsweihen ist auf dogmatischer, lehrmäßiger, theologischer und pastoraler Ebene die verbindlichste kirchliche Erklärung, den der Heilige Stuhl in den letzten Jahrzehnten zur Lage der Kirche in China abgegeben hat. In dieser Studie wurde anerkannt und bescheinigt, dass die katholischen Merkmale der kirchlichen Erfahrung in China nicht durch die aufgrund historischer Gegebenheiten erlittene Konditionierung verzerrt oder entstellt worden waren. Und diese Erkenntnis sollte die Entscheidungen leiten, die von nun an auch in den Beziehungen zu den politischen Behörden und dem chinesischen Umfeld zu treffen sind, wobei die Rettung der Seelen immer das oberste Ziel sein sollte. Diese in den 1980er Jahren durchgeführte Lehrmeinungsstudie wurde zum inspirierenden Kriterium, von dem aus - trotz vieler Pannen auf dem Weg dorthin - der Weg bis zu dem 2018 zwischen dem Heiligen Stuhl und der Regierung in Peking erzielten vorläufigen Abkommen über die Auswahl und Ernennung neuer chinesischer katholischer Bischöfe geebnet wurde.
Da Papa, Benedetto XVI ha pubblicato nel 2007 la citata Lettera ai cattolici cinesi. Quel documento rappresenta uno dei vertici del suo magistero papale, e è il pronunciamento magisteriale più rilevante riservato dalla Sede apostolica alla Chiesa in Cina negli ultimi decenni.
Als Papst veröffentlicht Benedikt XVI. schließlich im Jahr 2007 den oben erwähnten Brief an die chinesischen Katholiken, der seither einen der Höhepunkte seines päpstlichen Lehramtes darstellt und die wichtigste lehramtliche Äußerung ist, die der Apostolische Stuhl der Kirche in China in den letzten Jahrzehnten gewidmet hat.
„Trotz vieler und großer Schwierigkeiten, so ist die katholische Kirche in China durch eine besondere Gnade des Heiligen Geistes nie des Dienstes rechtmäßiger Hirten beraubt worden, die die Apostolische Sukzession intakt bewahrt haben“, so der Papst in seinem Brief. Eine angeblich der Regierung und nicht Rom unterstehende „Patriotische Kirche“ habe es in Wahrheit nie gegeben. Es handle sich lediglich um zwei unterschiedliche Haltungen zur Religionspolitik der Regierung. Einige der Bischöfe, „die einer widerrechtlichen, über das Leben der Kirche ausgeübten Kontrolle nicht unterliegen wollten und wünschten, eine volle Treue zum Nachfolger Petri und zur katholischen Lehre zu bewahren, sahen sich gezwungen, sich im geheimen weihen zu lassen. […]. Andere Hirten hingegen haben unter dem Druck besonderer Umstände eingewilligt, die Bischofsweihe ohne päpstlichen Auftrag zu empfangen, haben aber in der Folge darum gebeten, in die Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri und mit den anderen Brüdern im Bischofsamt aufgenommen werden zu dürfen.“ Ob jemand als „offiziell“ oder „dem Untergrund angehörig“ gilt, hängt noch heute von der staatlichen Anerkennung durch jene Organe und Einrichtungen ab, „die als Hauptverantwortliche des Lebens der katholischen Gemeinschaft durchgesetzt worden sind“.
In seinem Schreiben rief Papst Benedikt XVI. dazu auf, "mit der Regierung eine Vereinbarung zu treffen, um bestimmte Fragen bezüglich der Auswahl der Kandidaten für das Bischofsamt zu klären" und eine Harmonisierung zwischen den kirchlichen Bezirken und Provinzen und den neuen Unterteilungen der Zivilverwaltung zu finden.
Im Kielwasser des Matteo Ricci wird herausgestellt, dass „die heutige katholische Kirche von China und von seinen politisch Verantwortlichen auch keine Privilegien erwartet.“ Daher „hat die katholische Kirche in China die Sendung, nicht die Struktur oder die Verwaltung des Staates zu ändern, sondern den Menschen Christus, den Retter der Welt, zu verkünden“, der „die staatliche Gewalt und ihre Rechte anerkannte, als er befahl, dem Kaiser Steuer zu zahlen, aber deutlich mahnte, dass die höheren Rechte Gottes zu wahren seien: ,Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist‘.“
Im Jahr 2010 betonte Benedikt XVI. in dem gemeinsam mit Peter Seewald verfassten und von der „Libreria Editrice Vaticana“ veröffentlichten Buchinterview „Licht der Welt“ zu den Erfahrungen der Kirche in China, dass der „lebendige Wunsch, mit dem Papst vereint zu sein“, bei in den unrechtmäßig geweihten Bischöfen immer vorhanden gewesen sei. Dies habe es ihnen allen ermöglicht, den Weg zur Gemeinschaft zu gehen, auf dem jeder Einzelne von ihnen begleitet worden sei.
Als Papst war Joseph Ratzinger am 7. Mai 2008 in der Audienzhalle im Vatikan beim Konzert des China Philharmonic Orchestra of Beijing und des Shanghai Opera Chorus anwesend, die dort Mozarts Requiem und chinesische Volkslieder für Benedikt XVI. aufführten. Der Papst hieß bei dieser Gelegenheit Deng Rong, die Gründerin des Orchesters und Tochter von Deng Xiaoping, sowie den Botschafter der Volksrepublik China in Italien willkommen. Bis heute ist dies das einzige öffentliche Treffen zwischen einem Papst und einem offiziellen Vertreter der Regierung der Volksrepublik China.
Als Papst genehmigte Joseph Ratzinger schließlich auch die Wiederaufnahme eines direkten Dialogs mit den Behörden in Peking über die Frage der chinesischen Bischofsweihen. Am 26. Februar 2020 schickte der Dekan des Kardinalskollegiums, Kardinal Giovanni Battista Re, einen Brief an alle Kardinäle der Welt, in dem er bestätigt dass "Papst Benedikt XVI. den Entwurf des Abkommens über die Ernennung von Bischöfen in China gebilligt hatte, der erst 2018 unterzeichnet werden konnte".
(Fides 4/1/2023)


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