ASIEN/PAKISTAN - “Langer Marsch” auf Islamabad: “Das Land braucht Stabilität”

Dienstag, 8 November 2022 politik   entwicklung   naturkatastrophen  

Karatschi (Fides) - "Das Land lebt in einer Situation der Ungewissheit unter prekären Bedingungen. In der Gesellschaft herrscht eine tiefe Polarisierung. Die Partei des ehemaligen Premierministers Imran Khan hat einen gewissen Rückhalt in der Bevölkerung, selbst in den gebildeten Schichten. Wir werden sehen, wohin seine politische Initiative und der so genannte ‚lange Marsch‘ seiner Anhänger in die Hauptstadt führen werden. Heute braucht das Land vor allem Stabilität und eine gute Regierungsführung, um die Notlage nach der Flutkatastrophe zu bewältigen, die das Land in die Knie gezwungen hat", so der Leiter der „St. Patrick High School“ in Karatschi, Pfarrer Mario Angelo Rodrigues, Priester der Erzdiözese Karatschi, der sich seit Jahren in der Jugendpastoral engagiert ist. Die von ihm geleitete High School ist einer wichtigen katholischen Bildungseinrichtung mit insgesamt über 4.000 Schülern.
Der ehemalige pakistanische Premierminister Imran Khan, Vorsitzender der Tehreek-e-Insaf-Partei (PTI), rief für den 10. November, zu einem Protestmarsch auf, der in der Hauptstadt Islamabad enden soll und mit dem die Demonstranten gegen die Regierung des derzeitigen Premierministers Shehbaz Sharif protestieren. Der Ende Oktober in der Stadt Lahore begonnene Marsch mit Tausenden von Anhängern wurde vorübergehend unterbrochen, nachdem Imran Khan bei einem Anschlag am Bein verwundet und einer seiner Anhänger getötet worden war. Neben dem Politiker wurden auch dreizehn weitere Personen verletzt. Der Anschlag gab Anlass zur Sorge über die wachsende politische Instabilität in Pakistan und führte zu weiteren Versammlungen der Anhänger Khans im ganzen Land mit Straßenblockaden in den Städten Islamabad, Lahore, Peschawar und Rawalpindi, bei denen es auch zu Ausschreitungen mit der Polizei kam.
Khan, der im April letzten Jahres durch ein Misstrauensvotum des Parlaments aus dem Amt des Premierministers verdrängt wurde, arbeitet seitdem an seinem politischen Wiedereinstieg. Pfarrer Rodriguez erklärt dazu gegenüber Fides: "Khan bringt Themen wie den Kampf gegen die Korruption, den Kampf gegen die Armut und den sozialen Wandel ein und gewinnt so die Gunst großer Teile der Bevölkerung, und er hat parteiübergreifend die Unterstützung von Menschen aller Schichten, Kulturen, Ethnien, Religionen und sogar von Minderheiten. Wir werden sehen, was das Ergebnis seines politischen Handelns sein wird. In dieser heiklen Phase, in der wir vor der komplexen Herausforderung des Wiederaufbaus nach der Überschwemmung stehen, mit dem notwendigen Wiederaufbau des durch die Flut zerstörten Infrastrukturnetzes, braucht das Land Stabilität, um die Hilfe und den sozioökonomischen Wiederaufbauprozess gut zu organisieren und auf den Weg der Entwicklung zurückzukehren. Hunderttausende von Menschen sind in großer Not, und die internationale Hilfe ist für Pakistan nach wie vor von entscheidender Bedeutung".
"Wir hoffen, dass wir uns als Bürger und Christen in Pakistan für das Gemeinwohl der Nation und für die Solidarität mit den Ärmsten und Bedürftigsten einsetzen und dabei jeglichen Personenkult und Egoismus beiseite lassen", so der katholische Geistliche abschließend.
(PA) (Fides 8/11/2022)


Teilen: