AMERIKA/PARAGUAY - Soziale Woche 2022: Landrechtsfrage und Agrarreform stehen im Mittelpunkt

Montag, 24 Oktober 2022 eingeborene  

Asuncion (Agenzia Fides) - "Landrecht in Paraguay" ist das Thema der „Sozialen Woche 2022“, die vom 25. bis 27. Oktober in der Hauptstadt Asuncion stattfindet und von der bischöflichen Kommission für Sozialpastoral organisiert wird. Das gewählte Thema berührt einen besonderen Aspekt des sozialen Lebens im Lande, der Ursache zahlreicher Konflikte ist. Die Rechte der indigenen Völker stehen deshalb seit langem auch im Mittelpunkt des Interesses der paraguayischen Kirche. Die Bischofskonferenz und einzelne Bischöfe haben wiederholt die Dringlichkeit eines Projekts zur Förderung einer Agrarreform angemahnt und alle verschiedenen Bereiche der Gesellschaft aufgefordert, einen echten Dialog über die Probleme des Landbesitzes und des Eigentums zu führen. Schätzungen zufolge befinden sich in Paraguay 85 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in den Händen von 2 % der Bevölkerung.
Das Problem des Landrechts ist in letzter Zeit in Lateinamerika, insbesondere in den atlantischen Ländern und im Amazonas-Regenwald, zu einem sehr konfliktbeladenen Thema geworden. In Paraguay wurde ein Gesetz erlassen, das die gerichtlichen Strafen erhöht, um Proteste von Bauern zu unterbinden.
Der Bischof Robledo Romero von San Lorenzo wies anlässlich der Ernennung des ersten Kardinals Paraguays, Adalberto Martinez Flores, beim letzten Konsistorium im August dieses Jahres darauf hin, dass die Situation in Paraguay vielen unbekannt ist und dass seine Probleme zum Teil historisch bedingt sind: "Die indigenen Völker sind am meisten benachteiligt. Sie sind im Recht, vor allem, wenn es um den Besitz von Land geht. In Paraguay wissen wir, dass viele von ihnen ihres Landes, das für sie von grundlegender Bedeutung ist, beraubt wurden“. In Interviews nach seiner Ernennung betonte auch der neu ernannte Kardinal, dass das Problem des Landbesitzes und des Eigentums sowie die Situation der indigenen und bäuerlichen Gemeinschaften einen sektor- und institutionsübergreifenden Dialog erfordern, um friedliche, einvernehmliche Lösungen im Einklang mit der sozialen Gerechtigkeit zu finden, wie sie die Soziallehre der Kirche lehrt.
In seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Bischofskonferenz hatte der Kardinal bereits im vergangenen Mai in seiner Botschaft zum 211. Jahrestag der nationalen Unabhängigkeit von Spanien daran erinnerte, dass "die soziale und politische Realität Paraguays uns als Christen herausfordert. Das Land ist von vielfältigen Formen der Gewalt, Emigration, Armut, Korruption und Straflosigkeit geprägt, die demokratischen Institutionen sind schwach, der Drogenhandel und die organisierte Kriminalität nehmen zu“. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz betonte die Notwendigkeit, "mit der Veränderung von Mentalitäten, Einstellungen und kulturellen Praktiken zu beginnen, die die Verwirklichung des Gemeinwohls behindern". Unter den angesprochenen Themen nannte er auch "die Korruption, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich, die unser Vertrauen beschädigt und Ressourcen verschwendet, die für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen, insbesondere der schwachen Sektoren, der Landwirte und der indigenen Völker, bestimmt sind" (vgl. Fides 17/5/2022).
Die Kommission für Sozialpastoral - Caritas Paraguay setzt sich seit jeher dafür ein, dass die Frage des Landbesitzes unter Berücksichtigung historischer, sozialer und politischer Faktoren und unter Einbeziehung aller Beteiligten in einem ruhigen Dialog, in Gerechtigkeit und Wahrheit, angegangen wird.
(SL) (Fides 24/10/2022)


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