AFRIKA/SENEGAL - Friedliches Zusammenleben: “Wir bemühen uns um Dialog im Alltag”

Mittwoch, 12 Oktober 2022 ortskirchen   dialog  

Rom (Fides) - "Wir wollen den Geist des alltäglichen Dialogs fördern", so der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz von Senegal, Mauretanien, Kap Verde und Guinea Bissau, Bischof Paul Abel Mamba von Tambacounda, der sich zum Ad-limina-Besuch der Bischöfe in Rom aufhält, gegenüber der Fides.
Im Interview mit Fides unterstreicht Bischof Mamba die Bedeutung der alltäglichen guten Beziehungen, die ein friedliches Zusammenleben von Menschen verschiedener Glaubensrichtungen ermöglichen.
"Der Senegal ist ein Land mit einer großen muslimischen Mehrheit", sagt er. "Wir arbeiten daran, den Geist des Dialogs in unserem Alltag mit unseren islamischen Glaubensbrüdern zu fördern. Es ist nicht ungewöhnlich, dass es Familien gibt, in denen verschiedene Glaubensrichtungen zusammen leben mit Mitgliedern, die dem traditionellen Glauben anhängen, neben Muslimen und Christen. In diesem Kontext teilen wir nicht nur das tägliche Leben, sondern begehen auch Feiertage gemeinsam und trauern zusammen".
In diesem Zusammenhang kommt den muslimischen Religionsgemeinschaften, die eine Vision des friedlichen Islam vertreten, eine große Bedeutung zu. Die Besonderheit des senegalesischen Islams liegt, wie Bischof Mamba sagt, in der grundlegenden Rolle der islamischen Bruderschaften, die es der islamischen Religion ermöglicht haben, sich in der lokalen Tradition zu inkulturieren. Muslimische Religionsführer, die den Islam von außen empfangen haben, haben ihn an die senegalesische Realität angepasst". „Dies", so der Bischof weiter, "hat es ermöglicht, dass die Menschen hier Einflüssen und Einmischungen fundamentalistischer oder gar dschihadistischer Natur aus dem Ausland widerstehen. Die führenden Vertreter der Muslime arbeiten zudem mit dem Staat zusammen, um den Zusammenhalt zwischen den verschiedenen islamischen Bruderschaften aufrechtzuerhalten und zu verhindern, dass sie von extremen Tendenzen außerhalb des Senegals beeinflusst werden, die zu Spaltungen oder Gewalt führen können".
Dieses Engagement sei umso dringlicher, „als unser Land an Mali grenzt, wo mehrere dschihadistische Gruppen aktiv sind", so Bischof Mamba. „Wir achten alle darauf, dass unsere Bevölkerung von diesem dschihadistischen und gewalttätigen Geist kontaminiert wird".
Vor seiner Ernennung zum Bischof von Tambacounda war Bischof Mamba 10 Jahre lang Bischof von Ziguinchor, der Hauptstadt der Krisenregion Casamance, wo seit 1982 ein Konflikt unter der Führung der separatistischen Bewegung der Demokratischen Kräfte der Casamance (MFDC) herrscht.
"Im Hinblick auf den Konflikt in der Casamance bemüht man sich um eine Lösung", sagt Bischof Mamba. „Vor drei Monaten schlossen der senegalesische Staat und die Separatisten ein Friedensabkommen. Wir sind zuversichtlich, dass diese Vereinbarungen Bestand haben werden, auch wenn sie keine Einstimmigkeit innerhalb der Separatistenbewegung schaffen. In meinen 10 Jahren als Bischof von Ziguinchor habe ich mich sehr für den Frieden zwischen dem Staat und der Bewegung eingesetzt, und ich glaube, dass der Frieden jetzt möglich ist". Das von Bischof Mamba erwähnte Abkommen wurde am 4. August in Bissau zwischen der senegalesischen Regierung und dem so genannten "Provisorischen Komitee der politischen und kämpferischen Flügel des MfDC" (einer Fraktion des MFDC) unterzeichnet.
Die durch die Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise, zu der noch der Krieg in der Ukraine hinzukommt, hat auch im Senegal die Preise für Grundgüter in die Höhe schnellen lassen. "Der Staat bietet Zuschüsse an, um die Preise zu senken, aber leider reichen sie nicht immer aus, um die Bedürfnisse der Bevölkerung in vollem Umfang zu befriedigen", so der Bischof abschließend.
(L.M.) (Fides 12/10/2022)


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