AMERIKA - Erzbischof Dal Toso über das Charisma der Missionswerke: “Glaube, missio ad gentes und Universalität”

Freitag, 18 Februar 2022 päpstliche missionswerke   evangelisierung   bildung  

Brasilia (Fides) – Die Tagung der Nationaldirektoren der Päpstlichen Missionswerke des amerikanischen Kontinents fand dieses Mal in virtueller Form statt: Eröffnet wurden die Arbeiten vom Präsidenten der Päpstlichen Missionswerke, Erzbischof Giampietro Dal Toso, der sich in seinem Grußwort mit dem Charisma der Missionswerke befasste und dabei einige Handlungsimpulse benannte.
Zunächst erinnerte der Präsident der Päpstlichen Missionswerke an das bevorstehende 200jährige Jubiläum der Päpstlichen Werke: "Für mich ist dies eine wunderbare Gelegenheit, uns mit zwei Fragen zu konfrontieren, die auch für Sie in Ihrer Rolle als Nationaldirektoren relevant sind: Wie sind die Werke entstanden? Welche Aufgabe haben sie heute in der Kirche? Von der Antwort auf diese beiden Fragen hängt unsere Zukunft als Päpstliche Missionswerke ab". Nach Ansicht des Präsidenten ist es notwendig, sich vor allem auch auf interner Ebene mit dem Ursprung der Werke zu befassen, damit diese auch in der heutigen Zeit wirksam sein können: "Jede echte Reform besteht nicht so sehr darin, die Strukturen zu ändern, sondern den Geist wiederzubeleben, der sie beseelt". Dies könne vor Ort in durch eine Aufklärung über das Wesens der Werke im Austausch mit den Diözesandirektoren stattfinden.
Erzbischof Dal Toso sprach mit Blick auf das Charisma der Werke von einem "einzigen Charisma", das sich in vier unterschiedlichen Formen äußert, und stellte dazu folgende Überlegungen an: "Das Charisma gehört nicht uns, sondern wir haben es empfangen... Die Tatsache, dass es nicht uns gehört, sondern ein Geschenk ist, macht uns dankbar und drängt uns, dieses Geschenk zu bewahren, zu erhalten und zu vertiefen". "Dieses Charisma gehört nicht uns, aber es ist für uns bestimmt, das heißt, zu unserem Nutzen und zum Wohl der ganzen Kirche. Da es für uns ein Charisma ist, sollten wir uns fragen, was es heute für das Leben der Kirche bedeutet. Vielleicht sogar noch mehr, inwiefern es für die Kirche heute nützlich ist". In diesem Zusammenhang erläuterte der Präsident der Päpstlichen Missionswerke das Charisma genauer: "Das Charisma der Päpstlichen Missionswerke besteht darin, in jedem Getauften ein Missionsbewusstsein zu wecken und zu fördern, das im Gebet, im Opfer und in der Nächstenliebe verwurzelt ist. Dabei stehen wir im Dienste des Papstes bei der Förderung der ‚missio ad gentes‘ und der Unterstützung aller Kirchen".
Diese Definition umfasse drei grundlegende Aspekte, die helfen, das den Päpstlichen Missionswerken anvertraute Charisma zu verstehen und es heute umzusetzen: Glaube, missio ad gentes, Universalität. Dazu führte Erzbischof Dal Toso aus: "Der Glaube ist der Ausgangspunkt und der Endpunkt der Missionswerke". Es sei die Taufe, die dazu befähige, an der Mission mitzuwirken, "aber die Mission entsteht aus der Beziehung zu Christus, das heißt aus der Erfahrung, dass Christus uns rettet. So ist der Glaube an Christus auch das Ziel der Missionswerke". Dabei erinnerte der Erzbischof an die Worte des heiligen Johannes Paul II., der sagte, "der Glaube wächst durch die Weitergabe".
Zur ‚missio ad gentes‘ betonte der Erzbischof, dass sie bereits in der Heiligen Schrift die Grenze zwischen Glauben und "Nicht-Glauben" markiert: "Auch die Botschaft des Papstes zum Weltmissionssonntag 2022 bekräftigt, dass die missio ad gentes auch heute noch gültig ist. Und hier sehe ich eine große Aufgabe für uns: wir müssen in der Kirche diesen missionarischen Sinn am Leben erhalten, gerade auch im Sinne einer Verkündigung des Evangeliums, die niemals als abgeschlossen betrachtet werden darf".
Die Wiederbelebung der missionarischen Impulse durch missionarische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit sei deshalb eine Herausforderung, die den Päpstlichen Missionswerken besonders am Herzen liege. Und schließlich gehe es um Universalität: "Die universelle Offenheit, d.h. der Blick ohne Grenzen auf die ganze Welt und auf alle Menschen, die auf das Geschenk des Glaubens warten, ist ein Merkmal der Päpstlichen Missionswerke, das uns zum Wohl der ganzen Menschheit gegeben wurde". Aus den vier Grundelementen des Charismas der Päpstlichen Missionswerke folge die praktische Umsetzung: durch Gebet, karitative Werke, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit.
Abschließend hob Erzbischof Dal Toso besondere Aspekte der Arbeit der Nationaldirektoren der Päpstlichen Werke auf dem amerikanischen Kontinent hervor: sie hätten die Möglichkeit die Erfahrung der Missionsfamilien weiter auszubauen; den Amerikanischen Missionskongress (Congreso Americano Misiónero, CAM) der 2023 in Puerto Rico stattfinden wird, könne man über den feierlicher Moment hinaus auch als Ort für konkrete Aktionen verstehen, die in den Diözesen realisiert werden sollen. Anschließend betonte der Präsident der Päpstlichen Missionswerke die dringende Notwendigkeit, während der Vorbereitungsphase des sechsten Amerikanischen Missionskongresses (CAM6) eine theologische Reflexion über Mission auf einem angemessenen theologischen Niveau anzustellen, die sich nicht auf kirchliche Slogans beschränke, sondern auf einem fundierten, kohärenten und lehrmäßig verankerten Diskurs aufbaue. Erzbischof Dal Toso rief auch dazu auf, auch künftig die Präsenz in den Medien zu fördern und auch wenn es sich nur um wenige Initiativen oder Kanäle handelt, sollten sich die Inhalte umso mehr auf die Gläubigen konkret auswirken. Nicht zuletzt sollen neue Initiativen im Bereich der Sammlung von Spenden zugunsten der Mission auf den Weg gebracht werden. Erzbischof Dal Toso wies zudem darauf hin, dass die verbleibende Zeit bis zur Generalversammlung der Päpstlichen Missionswerke genutzt werden sollte, sich auf Vorschläge zu fokussieren die den Nationaldirektoren des amerikanischen Kontinents für die Missionswerke von besonderem Interesse erscheinen.
Die Nationaldirektoren der Päpstlichen Missionswerke des amerikanischen Kontinents befassten sich im Rahmen ihrer Videokonferenz unter anderem mit den Beschlüssen der ersten Kirchlichen Versammlung für Lateinamerika und die Karibik und hörten einen Vortrag des CAM6-Veranstaltungsausschusses. Zum Abschluss der Arbeiten sprach der Generalsekretär der Päpstlichen Missionsunion, Pater Dinh Anh Nhue Nguyen (OFM Conv) in seinem Beitrag über die Botschaft des Papstes zum Weltmissionssonntag 2022.
(EG) (Fides 18/02/2022)


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