AFRIKA/NIGER - “Eine ganze Generation wächst inmitten von Tod und Zerstörung auf”

Dienstag, 14 September 2021 missionare   dschihadisten   jugendliche  

Niamey (Fides) - "In der Region Tillabéri in Niger wächst eine ganze Generation inmitten von Tod und Zerstörung auf", beklagt der stellvertretender Direktor von „Amnesty International“ für Nothilfe beklagt Matt Wells. Tillabéri ist ein 100.000 Quadratkilometer großes Gebiet im westlichen Niger an der Grenze zu Mali und Burkina Faso. "Bewaffnete Gruppen haben wiederholt Schulen angegriffen und Lebensmittelvorräte geplündert und sie haben es auf Kinder abgesehen, um sie zu rekrutieren", so der Leiter der NRO, die für die Gewalt zwei islamistische Organisationen verantwortlich macht: den Islamischen Staat in der Großsahara (ISGS) und die mit Al-Qaida verbundene Gruppe „Jama at Nusrat al-Islam wal-Muslimin“ (JNIM).
"Das Dreiländereck (Niger, Burkina Faso und Mali) gehört zu den gefährlichsten in der Sahelzone", bestätigt auch der in Niamey tätige Pater Mauro Armanino, Missionar der Gesellschaft der Afrikamissionen (SMA), gegenüber der Fides. Pater Armanino zitiert einen älteren Einwohner aus der Gegend von Dolbel, der sagt, dass "man in Angst lebt. Die Menschen hören den möglichen Lärm von Motorrädern, auf denen in der Gegend nur Islamisten unterwegs sind". "Vor ein paar Tagen, so berichtet er weiter, fuhren etwa hundert Motorräder durch die Dörfer in der Nähe von Dolbel und Fantio, verbreiteten Angst und Schrecken und zwangen die Bauern und Viehzüchter, ihnen die "fälligen" Steuern und Schutzgelder zu zahlen. Die Menschen schlafen nachts nicht, und tagsüber gehen sie nicht zu früh auf die Felder und kehren vor Einbruch der Dunkelheit zurück, um nicht von den 'Banditen' überrascht zu werden“. "Nicht nur Christen sind ihre bevorzugte Zielscheibe. Trotdem haben christliche Gemeinden in der Region alle Gebete und öffentlichen Versammlungen ausgesetzt", sagt der Missionar.
P. Armanino beklagt, dass das Klima des Terrors verheerende Auswirkungen auf das Leben der Menschen vor Ort hat, insbesondere auf die Jugend. "Die Menschen beten in ihren Familien, damit die Nacht schnell vergeht und es nicht zu unerwarteten Übergriffen kommt. Junge Schüler und Studenten wollen nicht mehr in den Dörfern bleiben. Jungen und Kinder könnten zu den Kämpfern eingezogen und Mädchen vorzeitig in die Ehe gezwungen werden".
Laut der Datenbank für bewaffnete Konflikte (ACLED), die im Amnesty-Bericht zitiert wird, hat die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung in Niger zwischen dem 1. Januar und dem 29. Juli 2021 bereits insgesamt 544 Todesopfer gefordert (397 im Jahr 2020). Etwa 60 Kinder wurden auf der nigerianischen Seite des Dreiländerecks getötet, fügt Amnesty hinzu und beruft sich dabei auf mehrere Zeugenaussagen von überlebenden Heranwachsenden.
(L.M.) (Fides 14/9/2021)


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