VATIKAN - „Die Heiligen der Nächstenliebe“ in der Enzyklika „Deus caritas est“: Luisa de Marillac

Mittwoch, 12 April 2006

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Luisa de Marilac (1591-1660) ist eine Heilige, die bisher nur wenig bekannt war, und die nun erst durch das Zitat ihres Namens in der ersten Enzyklika von Papst Benedikt XVI. wieder in den Mittelpunkt des Interesses gelangte. Luisa zog jedoch seit jeher das Augenmerk der Päpste an, von Papst Innozenz X. der sie den Apostolischen Segen „in articulo mortis“ zukommen ließ, über Papst Benedikt XV., der sie 1920 selig sprach, bis zu Papst Pius XI. der sie 1934 zur Heiligen machte und Johannes XXIII der sie mit einem „Breve Apostolico“ am 10. Februar 1960 zur Schutzpatronin der Mitwirkenden an christlichen sozialen Werken ernannte. Diese Anerkennung erhielt sie aufgrund ihrer Pionierarbeit im sozialen und sanitären Bereich sowohl als Förderin und Organisatorin als auch als Ausbilderin der verschiedenen karitativen Gruppen der „A.I.C. - Associations Internationales Charité“, die in Italien auch als Freiwillige Helfer der Vinzentiner bekannt sind.
Luisa war die wichtigste Mitarbeiterin des besser bekannten heiligen Vinzenz von Paul, bei allen seinen Initiativen im Dienst an den Mitmenschen, sowohl beim Kampf gegen die allgemeine Armut (Elend, Alter, Krankheit, Bildungslosigkeit, Waisenkinder, …) als auch bei der Überwindung des von außen kommenden Unheils (Krieg, Hungersnot, Epidemien, Flüchtlingsdasein). Sie trug mit ihrer Kreativität und mit ihrem Organisationstalent zu Werken bei, die wir heute als soziale und sanitäre Dienstleistungen ihre Zeit bezeichnen können und war eine Pionierfigur in dem Bereich, der heute als berufliches Sozialwesen bezeichnet wird.
Luisa bildete die notwendigen Mitarbeiter aus, die für das Funktionieren dieser Einrichtungen von grundlegender Bedeutung waren, wobei sie zunächst die verschiedenen Gruppen der „Charité“ beurteilte und beriet, die auf Initiative des heiligen Vinzenz von Paul in den französischen Landgemeinden und Städten entstanden waren; später gründete sie eine Gruppe namens „Kompanie der Töchter der Nächstenliebe“, die sich dem Dienst an Christus unter den Ärmsten widmeten. Anfangs ging es dabei vor allem um Hausbesuche bei Kranken und deren Pflege und die Ausbildung von Mädchen aus armen Familien. Später kam die Krankenpflege in den Krankenhäusern und die Arbeit unter den Randgruppen der Gesellschaft hinzu, insbesondere unter Geisteskranken, Bettlern, Obdachlosen, verwaisten Kindern, Häftlingen und verletzten Soldaten in der Nähe der Kampfschauplätze (Sédan, Chalons, Calais, …).
Das Motto der neuen Ordensfamilie lautete „Charitas Christi urget nos“ und an diesem Motto inspririeren sich auch die heutigen Töchter der Nächstenliebe weiterhin. Ihre Magna Charta ist immer noch eine Zusammenfassung der ersten Regeln, in denen es heißt, dass das Kloster der Schwestern die Wohnungen der Kranken, ihre Zelle ein gemietetes Zimmer und die Kapelle die Pfarrkirche ist, ihr Kreuzgang die Straßen der Stadt und die Gänge der Krankenhäuser, ihre Klausur der heilige Gehorsam, ihr Gitter die Gottesfurcht und ihr Schleier die heilige Bescheidenheit ist. Außerdem gehen sie keinem anderen Beruf nach, damit ihre Berufung auch über ihr stetiges Vertrauen in die Göttliche Vorsehung hinausgeht und über das Angebot dessen, was sie selbst sind, und was sie im Dienst an den Armen leisten. Deshalb müssen diese Frauen noch mehr Tugenden besitzen, als Schwestern, die in einem religiösen Augen ihre Gelübde ablegen.
Die ersten Gruppen mit zwei oder drei Schwestern ließen sich zunächst hier und da in Frankreich nieder und hatten allerorts großen Erfolg. 1653 kamen die ersten drei Schwestern auf Bitte der Königin, die in Paris einst selbst zu den „Damen der Nächstenliebe“ gehörte, nach Polen. Im 18. Jahrhundert kamen die ersten Gruppen nach Spanien, doch nachdem die Gottesmutter 1830 der heiligen Caterina Labouré, einem Mitglied der Ordensfamilie, die ihre anfängliche Ausbildung im Bildungshaus in der Rue du Bac in Paris absolvierte, erschienen war, kam es zur größten Verbreitung der Kompanie. Die als Gesellschaft des apostolischen Lebens anerkannte „Kompanie der Töchter von der Nächstenliebe“ hat heute 21.536 Mitglieder in 2.491 Gemeinschaften in 93 Ländern in verschiedenen Teilen der Welt (28 in Europa, 21 in Afrika, 21 in Lateinamerika, 18 in Asien, 3 in Ozeanien und 2 in Nordamerika).
Biographische Anmerkungen: Luisa wurde 1591 in Paris geboren und besaß für ihre Zeit eine außergewöhnlich gute Bildung. 35 Jahre lang war sie eine enge Mitarbeiterin des heiligen Vinzenz von Paul. Ihre Eltern sind nicht bekannt: mein weiß mit Gewissheit nur, dass ei ein uneheliche Kind der Familie der Marillac war, die zu den wichtigsten Adelsfamilien am Hofe des Königs von Frankreich gehörte. Sie wurde als Kind dem königlichen Kloster der Dominikanerinnen in Poissy anvertraut, wo sie ihre weltliche und religiöse Erziehung erhielt. Im Jahr 1613 verheiratete sie ihr Tutor und zukünftiger Kanzler von Frankreich, Michel de Marillac mit dem Sekretär von Königin Maria de’ Medici, Antonio Legras. Von ihm hatte sie einen Sohn, der als Kind oft krank war und seiner Mutter deshalb viel Sorge bereitete, bis er schließlich als Erwachsener eine glückliche Ehe führte. 1625 wurde Luisa Witwe und begann sich dem Dienst an den Ärmsten in der Kompanie der Damen von der Nächstenliebe unter der Leitung des heiligen Vinzenz von Paul zu widmen. Sie starb in Paris wenige Monate vor ihm am 15. März 1660 und wurde liebvoll von den Schwestern gepflegt, die sie zuvor auf mütterliche und fruchtbare Weise begleitet hatte. (Schwester Rosalba, Töchter von der Nächstenliebe) (Fidesdienst, 12/04/2006 - 66 Zeilen, 854 Worte)


Teilen: