AFRIKA/ÄGYPTEN - Tawadros II. nach Anschlägen: “Wir beten auch für die Attentäter”

Mittwoch, 30 August 2017 ostkirchen   märtyrer   dschihadisten   Ökumene  

CoptsToday

Kyoto (Fides) – Nach den Attentaten auf Kirchen und Christen, bei denen es in den vergangenen Monaten in Ägypten zu Blutvergießen kam, “betet die koptischen Kirche für alle”, auch für die Attentäter. Mit diesen Worten beschreibt der Koptische Patriarch Tawadros II. in einem Interview mit dem Japanischen Fernsehsender Asahi die Haltung der koptischen Christen angesichts der Erfahrungen, die sie jüngster Zeit machen mussten. Man sei überzeugt, so der koptische Patriarch, dass die Kraft des Gebetes “die Herzen verändern kann”.
Das Interview fand vor dem Hintergrund eines Besuchs von Tawadros II. bei den koptischen Auslandsgemeinden in Japan statt, von wo aus er am heutigen 30. August nach Australien weiterreisen wird. Im Rahmen des Besuchs segnete der Patriarch auch die erste koptische Kathedrale Japans in Kyoto.
Das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen in Ägypten sei solide und tief verwurzelt, so der koptische Patriarch im Interview mit TV, und mit ihren Anschlägen versuchten Terroristen diese Verbindung und die Einheit des Landes zu untergraben. In einem solchen Kontext, so Tawadros II. weiter, seien angesichts der Rechtfertigung des Terrors durch die Religion, auch Religionslehrer gefordert, die sich der ihnen übertragenen Aufgabe würdig zeigen und keine Alibis für religiösen Fanatismus und Intoleranz liefern.
Der vom Glauben geprägte Blick, mit dem Patriarch Tawadros das Schicksal seiner Kirche und seines Landes beobachtet, basiert auch auf Umsicht und Realismus. Derzeit gelten in Ägypten immer noch die Richtlinien der kirchlichen Behörden, die dazu auffordern keine Wahlfahrten oder Sommercamps für Kinder oder große kirchliche Versammlungen zu veranstalten, womit sie dem Ratschlag der Sicherheitskräfte folgen, nachdem es zu gezielten Anschlägen auf koptische Christen gekommen war. Die Bestimmungen, die für die Monate Juli und August galten, wurden nicht von allen respektiert. In einer neuen Verlautbarung erinnert das Patriarchat daran, dass die Bestimmungen nicht aufgehoben wurden. Damit will man Initiativen von Orden und Pilgerhäusern unterbinden, die bereit die Wiedereröffnung für den Monat September angekündigt hatten.
(GV) (Fides 30/9/2017).


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