AFRIKA/NIGERIA - „Es gibt keine spezifischen Hassgefühle gegenüber den Katholiken… vielmehr handelt es sich um ein Phänomen, das nur wenig mit Religion zu tun hat, denn es geht um politische Instrumentalisierung, die sich die Spaltung innerhalb der nigerianischen Bevölkerung zu eigenen Zwecken zunutzen machen möchte“, so der Apostolische Nuntius in Nigeria

Dienstag, 21 Februar 2006

Lagos (Fidesdienst) - „Es gibt keine spezifischen Hassgefühle gegen Katholiken in Nigeria“, so der Apostolische Nuntius in Nigeria, Erzbischof Renzo Fratini, der damit Informationsquellen dementiert, die behaupteten, dass die katholische Glaubensgemeinschaft in Nigeria sich besonders im Fadenkreuz der Muslime befände.
„Es gibt, und das trifft zu, seit einiger Zeit Spannungen zwischen Muslimen und Christen, als nicht nur Katholiken, doch es handelt sich um ein Phänomen, das nur wenig mit Religion zu tun hat, denn es geht um politische Instrumentalisierung, die sich die Spaltung innerhalb der nigerianischen Bevölkerung zu eigenen Zwecken zunutzen machen möchte“, so der Nuntius.
„Der Protest gegen die Mohammed-Karikaturen ist dabei nur ein Vorwand. Von Europa aus gesehen ist es einfach zu denken, dass es einzigen Hintergrund gibt, vor dem sich die Dinge in Nigeria wie in anderen Ländern abspielen. Doch man sollte sich den spezifischen Kontext in Nigeria vor Augen halten“, so Erzbischof Fratini.
„In der Tat“, so der Nuntius weiter, „wurden die Demonstrationen, bei denen es in den vergangenen Tagen zu Ausschreitungen gekommen war, zum Protest gegen die Karikaturen veranstaltet, doch es ging auch um eine Verfassungsänderung, die es dem amtierenden Staatsoberhaupt ermöglichen würde, sich für ein drittes Mandat im Jahr 2007 zu kandidieren“.
„Auf der anderen Seite haben die Ereignisse in anderen Ländern gewiss auch Einfluss auf Nigeria und tragen damit zum Anstieg der Spannungen im Land bei“, betont der Nuntius abschließend.
Nach den Ausschreitungen in Maiduguri (vgl. Fidesdienst vom 20. Februar „006) kam es auch in Bauchi, rund 250 Kilometer südlich von Maiduguri zu Gewalt. Wie die einheimische Presse berichtet, sollen dabei ein Dutzend Menschen ums Leben gekommen sein, nachdem die Nachricht in Umlauf gebracht worden war, dass ein Lehrer ein islamisches Dokument beschlagnahmt hatte, das eine Schülerin im Unterricht las. Zudem waren Gerüchte über die Schändung des Koran verbreitet worden. Derzeit können Beobachter aus Kreisen der Ortskirche die Zahl der Opfer noch nicht bestätigen. In der Diözese Bauchi sollte eine geistliche Einkehr unter Leitung von Bischof Ignatius Ayau Kaigama von Jos stattfinden. Die Veranstaltung wurde infolge der jüngsten Gewalt jedoch abgesagt. (LM) (Fidesdienst, 21/02/2006 - 33 Zeilen, 386 Worte)


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