AFRIKA/NIGERIA - Die Situation hat sich in Maiduguri nach der Gewalt vom vergangenen Samstag wieder beruhigt, bei der mindestens 15 Menschen ums Leben kamen, darunter auch ein katholischer Priester. „Die Gewalt wurde erneut durch die Instrumentalisierung der Religion zu politischen Zwecken verursacht“, so ein Beobachter aus der Ortskirche

Montag, 20 Februar 2006

Lagos (Fidesdienst) - „Im Moment hat sich die Situation wieder beruhigt, die Ordnungskräfte patrouillieren auf den Straßen“, so Bischof Matthew Manoso Ndagoso von Maiduguri, der Hauptstadt des nigerianischen Bundesstaates Borno im Nordosten des Landes, wo es am Samstag, den 18. Februar zu heftigen Protesten kam, bei denen nach Angaben des Bischofs „mindestens 15 Menschen ums leben kamen, darunter auch der katholische Priester Michael Gajere“. Vier katholische Kirchen wurden in Brand gesteckt, ebenso die Wohnung des Bischofs und Einrichtungen anderer christlicher Konfessionen sowie Wohnungen von Christen. Der Bischof, der zu Zeitpunkt des Brandanschlags nicht in seiner Wohnung anwesend war, bekräftigt: „meine Wohnung wurde vollkommen zerstört, doch was mich noch viel trauriger macht sind die vielen Toten, darunter auch Michael Gajere, der vor 14 Jahren zum Priester geweiht wurde, und seit kurzem in unserer Diözese tätig war.“
„Es ist das erste Mal, dass es zu so schweren Ausschreitungen kam. Bisher war die Lage in der Region ziemlich ruhig: die Auseinandersetzungen, zu denen es in der Vergangenheit kam, betrafen andere Landesteile“, so Beobachter aus Kreisen der Ortskirche, die über den Hergang der Ereignisse berichten: „Am Samstagmorgen, dem 18. Februar, fand eine zunächst friedliche Protestkundgebung gegen die dänischen Karikaturen statt, an der auch der einheimische Gouverneur teilnahm. Plötzlich kam es jedoch zu Ausschreitungen und Gewalt gegen Kirchen und Wohnungen von Christen. Nur die katholische Kathedrale blieb dank der Initiative eines katholischen Polizisten verschont, der mit Hilfe einiger Kollegen verhindern konnte, dass auch sie in Brand gesteckt wurde.
„Die Religion wurde erneut zu politischen Zwecken instrumentalisiert. Diese Unruhen werden von Extremisten angeschürt, die jedoch nicht die Mehrheit der muslimischen Gläubigen vertreten, die in Frieden leben wollen. Es befanden sich unter den Angreifern auch einfache Kriminelle, die die in Brand gesteckten Wohnungen Plündern und dann die Spuren verwischen.“
In den einheimischen Tageszeitungen wurde nicht viel über die Unruhen in Maiduguri berichtet, denn man wollte die Gemüter beruhigen und weitere Gewalt in anderen Teilen des Landes verhindern.
Unterdessen verurteilte auch der Generalsekretär des Höchsten Nigerianischen Rates für islamische Angelegenheiten, Lateef Adegbite, die Gewalt: „Es entspricht nicht dem Islam, wenn man unschuldigen Personen das Leben nimmt und sich zu materieller Zerstörung hinreißen lässt. Die Nichtmuslime in Nigeria haben nichts mit den Karikaturen zu tun. Wir fordern die Christen auf, die Ruhe zu bewahren“, so Lateef Adegbite weiter, „und Übergriffe im Zusammenhang mit dieser unglücklichen Begebenheit zu vermeiden. Wir sollten das Ganze als eine Initiative unbedachter Muslime betrachten, die gegen die Prinzipien des Islam gehandelt haben“. (LM) (Fidesdienst, 20/02/2006 - 41 Zeilen, 543 Worte)


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