AFRIKA/KENIA - Rache nach dem Massaker in Turbi im Nordosten Kenias. Bei Überfall auf einen Geländewagen werden zehn Personen getötet und ein Missionar verletzt

Donnerstag, 14 Juli 2005

Nairobi (Fidesdienst) - Nach den Massakern in Turbi, im Nordwesten Kenias (vgl. Fidesdienst vom 13. Juli 2005) kam es zu Racheakten der Komponenten des betroffenen Volksstammes. Mindestens 10 Angehörige des Gabra-Stammes wurden bei einem Überfall auf einen Geländewagen des Sololo Catholic Mission Hospital ermordet. Das Fahrzeug, an dessen Steuer der philippinischer Comboni Missionar Aldrin Talacios saß befand sich auf dem Weg nach Marsabit. Es wird vermutet, dass es sich bei den Angreifern um Mitglieder des Borana-Stammes handelte. „Der Missionar hat nach dem Massaker versucht nach Marsabit zu fahren, um diese Menschen vor den Übergriffen zu schütze. Doch auf dem Weg dahin wurde er von bewaffneten Männern aufgehalten, die die Mitfahrer ermordeten und den Missionar verletzten“, so Beobachter aus der Diözese Marsabit gegenüber den Fidesdienst. Unter den Opfern waren auch vier Kinder im Alter unter 10 Jahren und vier Frauen.
Unterdessen wurden auch weitere Einzelheiten des Massakers in Turbi bekannt. Nach jüngsten Angaben sollen insgesamt 76 Menschen ums Leben gekommen sein. Während die Angreifer nach Angaben der Diözese Marsabit rund 200 gewesen sein sollen und nicht wie zuvor berichtet 300-500. „Es handelt sich jedoch auf jeden Fall um eine gut ausgerüstete und gut organisierte Bande“, so unser Beobachter. „Was dort passiert ist, geht weit über einen Streit zwischen Gabra und Borana um die Kontrolle der Weiden und den Zugang zum Wasser hinaus. Die Informationen, die bisher über die Angreifer zur Verfügung stehen, bestätigen, dass diese aus einer Region kommen, die rund 50 bis 60 Kilometer von Turbi entfernt ist. Die Gründe für das Massaker sollen politischer Art sein.“
„Es sollte bedacht werden, dass trotz der Spannungen rund 30% aller Ehen zwischen gemischten Paaren der beiden Volksstämme geschlossen werden, was bedeutet, dass es zwischen den beiden Völkern nicht nur Streitigkeiten gibt“, so der Beobachter. „die Unruhen und Rivalitäten existieren zwar, doch es war noch nie zu einer solch grausamen Gewalt gekommen, die vor allem Frauen und Kinder getroffen hat. Die Gründe des Massakers scheinen noch unklar, doch die Menschen befürchten, dass ein einheimischer Politiker daran interessiert sein könnte, dass sich die Situation zuspitzt, um seine eigene politische Position zu stärken“.
Die katholische Kirche und Missionare anderer Konfessionen und Muslime sind zusammen mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen die einzigen Institutionen, die in der Wüstenregion tätig sind und dort Erziehung, Gesundheit, Wasser- und Lebensmittelversorgung und andere Dienstleistungen gewährleisten. „Wo ist die Regierung? Hier werden Menschen getötet“, fragte sich James Jirmba Galgalo, Koordinator für die Entwicklung der Diözese Marsabit, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur CISA. Bisher seien nur „15 Polizeibeamte nach Turbi geschickt worden“, weshalb er befürchte, dass sich die Sicherheitslage in der Region, in der verschieden Volksstämme zusammenleben verschlechtern könnte.
Die Regierung gab bekannt, man habe drei Hubschrauber und verschiedene Militäreinheiten zur Verfolgung der Attentäter eingesetzt. (LM) (Fidesdienst, 14/07/2005 - 42 Zeilen, 473 Worte)


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