ASIEN/INDIEN - Katholiken werden in Orissa täglich bedroht. Eine solche Situation ist nicht zumutbar. Der Bischof von Cuttack-Bhubaneshwar im Gespräch mit dem Fidesdienst

Mittwoch, 8 Juni 2005

Bhubaneshwar (Fidesdienst) - „Die Missionare und unsere Ordensleute haben Angst. Jeder Ortswechsel ist mit Gefahr verbunden. Christen werden ausgelacht und im Alltag behindert und die örtliche Verwaltung und die lokalen Polizeibehörden stehen dem Ganzen völlig gleichgültig gegenüber“, dies beklagt Erzbischof Raphael Cheenath von Cuttack-Bhubaneswar im indischen Unionsstaat Orissa in einem Gespräch mit dem Fidesdienst über die Lage der einheimischen katholischen Gemeinde.
In den vergangenen Tagen war es in Orissa erneut zur Diskriminierung christlicher Familien durch hinduistische Extremisten gekommen. Die örtlichen Behörden beschlossen die Demolierung von Wohnungen 109 christlicher Familien. Wie einheimische Quellen berichten, wurde dieser Beschluss von der „Rashtriya Swayamsevak Sangh“ (RSS) angeregt. Die extremistische Gruppe inspiriert sich an der im Unionsstaat Orissa weit verbreiteten nationalistischen Hindutva-Ideologie, die sie wenn nötig auch mit militärisch organisierter Gewalt durchsetzen.
Im Gespräch mit dem Fidesdienst berichtet der Erzbischof von alltäglicher mehr oder minder gewaltsamer Intoleranz. „In unserer Diözese wird am 11. Juni die katholische Kirche „Unsere Liebe Frau von der Nächstenliebe“ in Raikia nach Abschluss der Wiederaufbauarbeiten neu eingeweiht. Die Kirche wurde im August bei einem Angriff von Extremisten zerstört. Doch die Gewalt ist damit nicht zu Ende. Die Katholiken haben Angst. Einige Eingeborene, die zum Christentum konvertierten, wurden gezwungen zum Hinduismus zurückzukehren, nachdem man ihnen das Leben unmöglich gemacht hatte: sie wurden diskriminiert, hatten keinen Zugang zur Wasserversorgung, zum Markt und zu den notwendigsten Dienstleistungen. Unsere Missionare werden bei Besuchen in den Dörfern oft bedroht und setzen dabei auch ihr Leben aufs Spiel.“
Erzbischof Cheenath erklärt mit einer gewissen Verbitterung: „Leider unternehmen weder die Regierung noch die Polizeibehörden etwas dagegen. Die Schuldingen werden nicht verfolgt und die Justiz bleibt untätig. Die Gründe für eine solche Untätigkeit sind vorwiegend politisch: Die Regierung des Unionsstaates Orissa unter der nationalistischen Baratiya Janata Party (BJP) möchte die Unterstützung der fundamentalistischen Gruppen nicht aufs Spiel setzen, die andernfalls öffentlich protestieren würden“.
Nach Ansicht des Erzbischofs „besteht der Ausweg für uns immer im Dialog und im Bemühen um den Aufbau freundschaftlicher Beziehungen zu den Menschen, die oft von extremistischen Gruppen negativ beeinflusst werden. Diese Extremisten machen nur einen verschwindend kleinen Teil der indischen Bevölkerung aus, doch sie sind einflussreich und gut organisiert. Außerdem werden sie von verschiedenen Geschäftsleuten finanziell Unterstützt und genießen zudem das Wohlwollen der örtlichen Regierung, was dazu führt, dass sie sich selbst stark fühlen“.
Vor einem solchen Hintergrund appelliert der Erzbischof an alle, die die Prinzipien der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Demokratie in Indien auf nationaler Ebene unterstützen mit der Bitte, zum Schutz der Minderheiten einzugreifen und die pluralistische Tradition des indischen Subkontinents zu achten. (Fidesdienst, 08/06/2005 - 41 Zeilen, 442 Worte)


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