ASIEN/OSTTIMOR - Drei Jahre nach der Unabhängigkeit gehören Versöhnung und wirtschaftliche Entwicklung zu den größten Herausforderungen für Osttimor

Samstag, 21 Mai 2005

Dili (Fidesdienst) - Am 20. Mai feierte Osttimor den dritten Jahrestag der Unabhängigkeit von Indonesien. Der kleine asiatische Staat bemüht sich heute vor allem um die nationale Aussöhnung und die Schaffung der Grundlagen für das Wohlergehen der Einwohner. Mit dem dritten Jahrestag der Unabhängigkeit ging auch das offizielle Mandat der Blauhelme der Vereinten Nationen in Osttimor zu Ende, die seit dem Referendum des Jahres 1999 in Osttimor stationiert waren. Mit der Volksbefragung wurde die Unabhängigkeit von Indonesien durchgesetzt. In der Folge kam es zu Massakern durch pro-indonesische Milizen und hunderttausende Menschen verließen das Land. Es werden jedoch weiterhin 275 Mitarbeiter der Vereinten Nationen in Osttimor tätig sein.
Heute steht Osttimor vor allem zwei Herausforderungen gegenüber: die Aufklärung der Verantwortlichkeit bei den Verbrechen in der Zeit des Übergangs zur Unabhängigkeit und die Einleitung entsprechender gerichtlicher Verfahren; und die Durchführung von Maßnahmen zur Erholung der Wirtschaft des Landes, das heute zu den ärmsten asiatischen Ländern gehört.
Zur Aufklärung der Verbrechen und der Menschenrechtsverstöße in der Zeit zwischen dem 1. Januar und dem 25. Oktober 1999 (der Tag an dem Indonesien die Unabhängigkeit formell anerkannte) wurden in Osttimor eine Einheit für schwere Verbrechen und zwei Sondergerichte für Menschenrechtsverstöße eingerichtet. In Indonesien wurden 17 von insgesamt 18 Angeklagten von einem Menschrechtsgericht freigesprochen, während in Dili und Jakarta eine „Gemeinsame Kommission für Wahrheit und Gerechtigkeit“ Ermittlungen durchführt, deren Arbeiten jedoch nach Ansicht von Beobachtern, vor dem Hintergrund einer allgemeinen Immunität nur begrenzt nützlich sein könnten. Aus diesem Grund wird die Arbeit der Kommission derzeit von drei UN-Mitarbeitern in Jakarta geprüft, die als Garanten auftreten sollen.
„Timor steht immer noch vor der schwierigen Aufgabe, die Spaltung in den Beziehungen zu Indonesien zu überwinden, das unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten das wichtigste Partnerland ist, weshalb ein politischer Kompromiss die wahrscheinlichste Lösung zu sein scheint“, so Beobachter zum Fidesdienst, die auch daran erinnern, dass „die Kirche, über ihre Bischöfe, sich stets dafür einsetzte, dass die Versöhnung auf der Grundlage der Prinzipien der Wahrheit und der Gerechtigkeit stattfindet.“
Neben den politischen Schwierigkeiten gibt es in Osttimor zahlreiche wirtschaftliche Probleme. Die chronische Armut des Landes hat sich seit der Unabhängigkeit zugespitzt und 60% des Bruttoinlandsprodukts stammt aus Spenden oder Krediten anderer Länder oder aus Hilfsprogrammen des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen. Das Sinken der Preise für Kaffee, dem wichtigsten Exportgut des Landes trug zusätzlich zu eine Verschlechterung der Wirtschaftslage bei, die bereits unter den strukturellen Korrekturmaßnahmen des Weltwährungsfonds leidet. Die Hälfte der Einwohner des Landes sind Analphabeten und nur rund 40% haben Zugang zu Trinkwasser. Ein Großteil der Bevölkerung (85%) ist in der Landwirtschaft tätig.
Ein möglicher Ankurbelungsfaktor für die Wirtschaft Indonesiens wären, die Gas- und Erdölvorkommen vor der Südküste der Insel, die bisher jedoch vorwiegend von Australien genutzt werden. Die entsprechenden Vereinbarungen mit Australien, über die derzeit verhandelt wird, stammen aus der Zeit des indonesischen Diktators Suharto. (PA) (Fidesdienst, 21/05/2005 - 43 Zeilen, 480 Worte)


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