AMERIKA/VENEZUELA - Bischöfe zum Konflikt mit Kolumbien: “Menschenrechte sind für alle gleich”

Dienstag, 1 September 2015

Caracas (Fides) – “Wir fordern, dass so bald wie möglich die Normalität wieder hergestellt wird, denn die Menschen auf beiden Seiten der Grenze leben mit zahlreichen Schwierigkeiten und Ängsten und beobachten mit Staunen die Entwicklung der Ereignisse, die ein ziviles und geschwisterliches Zusammenleben erschweren“, heißt es in einer Veröffentlichung der Justitia-et-Pax-Kommission der Venezolanischen Bischofskonferenz zur gegenwärtigen Konfliktsituation an der Grenze zu Kolumbien und der Schließung der Grenze durch die venezuelanische Regierung. Außerdem wurden rund eintausend Kolumbianer des Landes verwiesen und die jeweiligen Botschafter abgezogen. Als Grund wird der Schutz der Menschenrechte und der Lebensmittelsicherheit der Venezuelaner angegeben. Nach Angaben der Regierung sollen fast die Hälfte der in Venezuela produzierten Lebensmittel nach Kolumbien geschmuggelt werden. In der Grenzregion sollen neben Schmugglern auch Menschenhändler und Drogenhändler ihr Unwesen treiben.
Die bischöfliche Kommission ist „zutiefst besorgt angesichts der zahlreichen Menschenrechtsverstöße auf der Grundlage eines Dekrets über die Aussetzung der konstitutionellen Garantien in verschiedenen Grenzgemeinden. Diese Situation betrifft alle Einwohner Venezuelas, da es in unsrem Land viele Kolumbianer gibt und viele Situationen der Geschwisterlichkeit und Zusammenarbeit existieren. Wir dürfen nicht eine ganze Gruppe wegen angeblicher Verbrechen verurteilen ohne dass es einen gerechten Prozess mit dem Recht auf Verteidigung gegeben hat”.
In diesem Sinne appellieren die Bischöfe an die venezuelanischen Behörden, mit der Bitte um Garantien für „einen gerechten Prozesse und die körperliche Integrität der Personen, insbesondere unter Achtung des Rechts auf Leben”, wie es die Verfassung und die Gesetze festschreiben. Die Menschenrechtsbehörden der beiden Länder bitten sie darum, dass dieses Problem “rasch gelöst wird und sich nicht zu einem ideologischen oder politischen Problem ausweitet oder gar zur Gelegenheit für Fremdenfeindlichkeit oder Geringschätzung von Einwohnern aufgrund ihrer Herkunft wird”. Die Bischöfe erklären sich solidarisch mit Millionen von Kolumbianern, die Venezuela mit ihren Werten und Fähigkeiten bereichert haben und fordern die Verantwortlichen zur Ruhe und zum Gebet auf. Dabei wünschen sie sich, dass die Tatsache, dass man sich zum christlichen Glauben bekennt auch Solidarität, Barmherzigkeit und Vergebung mit sich bringe und die Ablehnung all dessen, was zu Gerichtschätzung, Gewalt und Krieg führt.
“Viele Ausgewiesene konnten nicht einmal ihre persönlichen Dinge mitnehmen, die sie in Venezuela zurücklassen mussten“, so die Bischöfe, “Eigentümer müssen ihre Immobilien und andere Gegenstände zurückerhalten; und Familien müssen zusammengeführt werden, damit es infolge der Massendeportation nicht zu einer humanitären Krise kommt; in Venezuela muss sich die moralische Macht durchsetzen, damit die Menschenrechte aller Bürger, ungeachtet ob es sich um Venezuelaner oder Kolumbianer handelt, respektiert werden”.
“Als Bürger Venezuelas fühlen wir uns als Brüder unseres Nachbarlandes” so die Bischöfe weiter, “wir waren uns nie fremd und haben eine gemeinsame Geschichte”. In diesem Sinne laden die Bischöfe dazu ein, die Gelegenheit zum Nachdenken “über die Zukunft unseres Landes, die Verantwortlichkeit der politischen und militärischen Führungskräfte im Hinblick auf die Leitung unseres Landes, den internen Frieden und unsere Wünsche und Sehnsüchte als Venezuelaner” zu nutzen”.
“Der Staat hat die Pflicht, die Menschenrechte aller Bürger zu achten, einschließlich der ausländischen Bürger, die der eigenen Jurisdiktion unterstehen”. (SL) (Fides 01/09/2015)


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