ASIEN/INDIEN - Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke: “Bauern und religiöse Minderheiten werden von der indischen Regierung sich selbst überlassen”

Freitag, 12 Juni 2015

Vatikanstadt (Fides) – Ein Jahr nach seiner Wahl hat die indische Regierung unter Premierminister “die Bauern, die das Rückgrat der indischen Wirtschaft sind sich selbst überlassen” und “Extremisten das Feld überlassen, die oft religiöse Minderheiten, wie Muslime und Christen angreifen”, so der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Indien, Pfarrer Fusine Lobo.
“Vor der Wahl hatte Modi ‘Entwicklung für alle’ versprochen und ein Jahr danach, verkündet er stolz, dass er damit begonnen habe“, so Pfarrer Lobo, „Es sollte daran erinnert werden, dass Lobo eine günstige Weltkonjunktur vorgefunden hat (nachdem zum Beispiel der Ölpreis gesunken war, wovon Indien profitieren konnte). Außerdem kann er die Früchte vieler Prozesse und Maßnahmen ernten, die von der vorherigen Regierung auf den Weg gebracht wurden. Nicht zuletzt besitzt Modi Kommunikationstalent”.
“Es wird also von Entwicklung gesprochen: doch zu welchem Preis?“, fragt sich der Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke, „Auf der einen Seite sind Minderheiten Zielscheibe extremistischer Gruppen, denen die Regierung freie Hand lässt. Und für die Minderheiten ist dies ein reales Problem. Diese Gruppen wollen aus Indien ein hinduistisches Land machen: doch dies ist ein Attentat auf den Pluralismus. Modi lässt ihnen viel Freiraum, da diese Gruppen die Regierung unterstützen”.
“Die Regierung hat die Zuschüsse für Bauern gestrichen”, so der katholische Geistliche weiter, „und verfolgt eine Politik, die große Interessengruppen und internationale Unternehmen begünstigt, die die Wahlkampagne finanziert haben. Mit dem vor kurzem verabschiedeten Land Acquisition Bill, kann die Regierung Grundstücke beschlagnahmen, ohne dass die Eigentümer zustimmen und dann Konzessionen an multinationale Unternehmen vergeben. Und darunter leiden vor allem Bauern. Die Zunahme von Selbstmorden unter Bauern ist ein Warnsignal. Es gelingt ihnen nicht ihre Produkte zu Preisen zu verkaufen, die ihnen das Überleben ermöglichen. Naturkatastrophen führen außerdem zu einer Zuspitzung der Lage. Der Verlust von Ernten ohne öffentliche Ausgleichszahlungen bedeutet Armut. Die Situation ist äußerst kritisch”.
“Indien ist zu 40% ein Agrarland und die Agrikultur ist ein wichtiger Teil der Wirtschaft”, so Pfarrer Lobo abschließend, “Deshalb muss dieser Sektor von der Regierung geschützt werden, da es eine wichtige Komponente eines authentischen Wachstums des Landes ist. Die Regierung sollte die Interessen aller Bürger vertreten, unabhängig, von Kaste, Beruf, Religion, Status und sozialer Schicht, und damit eine ausgeglichene Entwicklung zugunsten der Armen fördern”. (PA) (Fides 12/6/2015)


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