ASIEN/LIBANON - Patriarch Rai beschuldigt Politiker des “Verrats an der Verfassung”

Montag, 10 November 2014

Bkerkè (Fides) – Der maronitischen Patriarch Kardinal Bechara Boutros Rai beschuldigt die libanesischen Politiker des Verrats an der Verfassung im Hinblick auf das Machtvakuum und die Lähmung der staatlichen Institutionen. Dies geschehe im Dienste der Eigeninteressen der Politiker. In diesem Sinn äußerte sich der Patriarch am heutigen 10. November bei der Eröffnung der achten Versammlung der katholischen Patriarchen und Bischöfe im Libanon. Der Primas der maronitischen Kirche, der kurz zu vor von einem Besuch bei maronitischen Auslandsgemeinden in Australien zurückgekehrt war, betont dass auch die maronitischen Auslandsgemeinden unter der derzeitigen Situation des Landes leiden, die er als Folge des Unverstands der politischen Führungskräfte bezeichnete.
Das Amt des Präsidenten ist im Libanon per Gesetz einem maronitischen Christen vorbehalten. Das Amt ist seit über fünf Monaten nicht besetzt, weil sich die politischen Blöcke nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen können, nachdem das Mandat des ehemaligen Präsidenten Michel Sleiman am vergangenen 25. Mai abgelaufen war. Das Parlament verlängerte die eigene Amtszeit unterdessen um zweieinhalb Jahre, was mit der Lähmung der Institutionen im Zusammenhang mit der Präsidentenwahl und der prekären Sicherheitslage begründet wurde.
Die Politiker des Landes können sich seit langer Zeit auch nicht auf ein neues Wahlrecht einigen. Durch die Verlängerung des Mandats des Parlaments wird die die Blocksituation besonders deutlich und die de-facto-Blockade des demokratischen Systems zertifiziert.
Kardinal Rai will unterdessen „die Bemühungen der Kirche bei der Unterstützung libanesischer Familien verdoppeln“ und fordert die Zivilgesellschaft Solidaritätsprogramme auf den Weg zu bringen, ohne auf staatliche Hilfen zu warten. (GV) (Fides 10/11/2014).


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