ASIEN/HEILIGES LAND - Delegation des lateinischen Patriarchats besucht Gaza: “Ein Bild der Verwüstung wie nach dem Zweiten Weltkrieg”

Dienstag, 2 September 2014

Jerusalem (Fides) - “Wir haben das Stadtviertel Sajaya besucht, wo 80% der Häuser und Wohnanlagen heute nur noch ein Trümmerhaufen sind. Wir haben Dinge gesehen, die nur mit der Verwüstung nach dem Zweiten Weltkrieg vergleichbar sind”, so Bischof William Shomali vom lateinischen Patriarchat Jerusalem zu seinen Eindrücken nach dem kurzen Besuch in Gaza am gestrigen 1. September. Zusammen mit dem Bischof waren der Generalverwalter des Patriarchats, P. Imad Twal und der Kanzler des Patriarchats P. George Ayoub gereist.
Während des kurzen Besuchs in Gaza (der Check-Point Erretz schließt um 15 Uhr) konnte die Delegation des Patriarchats auch mit Mitgliedern der kleinen christlichen Gemeinde vor Ort sprechen: sie trafen den stellvertretenden Gemeindepfarrer und die im Gazastreifen tätigen Ordensschwester und besuchten den griechisch-orthodoxen Bischof Alexios, der auch während der israelischen Militärangriffe die Stadt nicht verlassen hatte.
“Der orthodoxe Bischof”, so Bischof Shomali zum Fidesdienst, “hat uns sehr herzlich empfangen und die gute Arbeit der Caritas, der Pontifical Mission und der Catholic Relief Service während der mehrwöchigen militärischen Auseinandersetzungen gelobt”. Die Delegation besuchte auch das Anglikanische Krankenhaus, in dem während der vergangenen zwei Monate über 4.000 Verletzte versorgt wurden.
“Auf der einen Seite sind die Menschen erleichtert, dass der Waffenstillstand hält. Die Fischer dürfen in einem Gebiet bis zu sechs Meilen vor der Küste wieder fischen und kehren jeden Morgen mit einem großen Fang zurück, den sie bis acht Uhr bereits vollständig verkauft haben. Die Möglichkeit mit den eigenen Händen Lebensmittel zu Beschaffen und die Chance künftig am Wiederaufbau mitarbeiten zu können, lässt die Menschen hoffen“, so der Bischof zum Empfinden der Einwohner von Gaza, „Doch auf der anderen Seite haben die jungen Menschen hier bereits drei Kriege gegen Gaza miterlebt und jedes Mal ist die Verwüstung größer als beim letzten Mal. Es wird Jahre dauern, bis alles wieder so sein wird wie früher. Dies entmutigt die Menschen und lässt die Hoffnung auf eine bessere Zukunft schwinden. Auch in der kleinen christlichen Gemeinde träumen viele nur noch vom Auswandern“.
Zwar trafen die Vertreter des Patriarchats keine Politiker, doch bei Gesprächen mit Christen und Muslimen sei eine zunehmende Feindseligkeit gegenüber Israel deutlich geworden”, so Bischof Shomali. “Aus einem Krieg kann keine Zuneigung entstehen“, betont der Bischof. Doch die Sympathie für das Vorgehen der Hamas, an dem auch der palästinensische Präsident Abu Mazen Kritik übt, sei keinesfalls einstimmig. “Manche haben auch mit bitterer Ironie betont: nachdem Gaza völlig zerstört wurde, ist alles, was wir daran verdient haben, dass wir Fisch essen können”, so der Bischof abschließend. (GV) (Fides 2/9/2014)


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