ASIEN/TÜRKEI - Hat die Türkei einen „Plan“ für die syrischen Christen?

Mittwoch, 8 Mai 2013

Ankara (Fidesdienst) – Das türkische Außenministerium zieht die Möglichkeit einer türkischen Staatsbürgerschaft für syrische Christen in Betracht, die mit türkischen Staatbürgern verwandt sind oder waren und sich nun in Folge des Konflikts in einer Notsituation befinden. Über diesen möglichen „Plan“ der türkischen Regierung für die syrischen Christen des Patriarchats von Antiochia sprach der Vorsitzende der Föderation syrischer Vereine in der Türkei, Evgil Türker in den vergangenen Tagen am Rande einer Konferenz über die Beziehungen zwischen der Türkei und syrischen Christen mit syrischer Staatsbürgerschaft.
Nach den Vorstellungen Türkers – von denen viele türkische Medien berichteten und denen ein Teil der Konferenzteilnehmer zustimmte, könnte die Türke ein neues ‚homeland’ für viele syrische Christen werden, die derzeit in Syrien und Europa leben und deren Vorfahren in der Türkei lebten.
In jüngster Zeit scheinen politische Führungskräfte in der Türkei der Minderheit der syrischen Christen wachsende Aufmerksamkeit zu widmen. Auch Premierminister Erdogan hatte türkische Auswanderer dazu aufgefordert in die Türkei zurückzukehren. Während Präsident Abbdullah Gül sich im Februar dieses Jahres zu Gesprächen mit Vertretern der syrischen Glaubensgemeinschaft traf. Erstmals in der Geschichte hatte Gül sich von einem hochrangigen Vertreter der syrisch-orthodoxen Kirche – dem Metropoliten Yusuf Cetin- auf seiner Reise nach Schweden begleiten lassen, wo es eine große syrisch-orthodoxe Auslandsgemeinde gibt. Der Außenminister Ahmet Davutoglu betonte mehrmals eine Bereitschaft syrischen Christen zu helfen, die sich durch den Bürgerkrieg in Syrien bedroht fühlen: rund 500 haben bereits in der Türkei Zuflucht gefunden. Die türkischen Behörden haben unterdessen in Mydiat (seit Jahrhunderten Mittelpunkt einer syrisch-christlichen Enklave in der Provinz Mardin) ein Flüchtlingscamp für syrische Christen eingerichtet, das 4.000 Flüchtlinge aufnehmen kann.
Der Zustrom syrischer Christen in die Türkei könnte zunehmen, sollte es in der Region um Hassaké, wo ein Großteil der syrischen Christen des Patriarchats Antiochia leben, weiterhin massiv unter dem Konflikt zwischen Assad-treuen Einheiten und oppositionellen Milizen leiden sollten.
Vertreter der syrisch-orthodoxen Kirche ist der von Unbekannten vor fast zwei Wochen zusammen mit dem griechisch-orthodoxen Metropoliten Baoulos al-Yazigi entführte Aleppiner Metropolit Gregorios Yohanna Ibrahim. In den vergangenen Tagen hatte der syrisch-orthodoxe Metropolit Jean Kawak im Gespräch mit dem Fidesdienst die Beteiligung der türkischen Regierung an den Bemühungen um die Freilassung der beiden entführten Bischöfe gewünscht. Nach Ansicht von Beobachtern könnte ein eventuelles künftiges Auseinanderfallen des heutigen Syrien dazu führen, dass der Norden des Landes unter den Einfluss der Türkei gerät. (GV) (Fidesdienst, 08/05/2013)


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