ASIEN/IRAK - Erzbischof Louis Sako: Lage in Kirkuk weiter angespannt, Christen lehnen konfessionelle Milizen ab

Freitag, 7 Dezember 2012

Kirkuk (Fidesdienst) – In den vergangenen Wochen waren Auseinandersetzungen zwischen der irakischen Regierung und den Behörden der autonomen Region Kurdistan eskaliert, bei denen es Hauptsächlich um die Kontrolle der erdlölreichen Umgebung von Kirkuk ging. Dabei kam es zu wiederholtem Schusswechsel der Soldaten der Staatlichen Armee aus Bagdad und den Peshmerga-Milizen, dem bewaffneten Flügel der Autonomen Kurdischen Front. Der irakische Parlamentspräsident Osma al Nyifi bezeichnete Kirkuk unterdessen Kirkuk als „bewaffnetet Front“, an der „Zivilisten mit Waffen ausgerüstet werden“. Beobachter bestätigen die Gefahr einer möglichen militärischen Zuspitzung.
Der chaldäische Erzbischof von Kirkuk, Louis Sako, bestätigt im Gespräch mit dem Fidesdienst die angespannte Lage, ist aber zuversichtlich, was den Ausgang der derzeitigen Verhandlungen zwischen den beteiligten Parteien anbelangt. „Das Gleichgewicht in Kirkuk ist sehr zerbrechlich und es könnten sich Spannungen entladen, die im gesamten Nahen Osten derzeit herrschen: die Menschen hören Nachrichten aus Ägypten und Syrien, wo sich Schiiten und Sunniten bekämpfen, von politischen Strategien des Iran und der Türkei… dies alles könnte auch zu einem Ausbrechen sektiererischer Konflikte in einer Region führen, in der verschiedene Völker, darunter Kurden, Türken, christliche und muslimische Araber zusammenleben. Es ist nicht der richtige Moment für Machtkämpfe, die noch mehr Leid verursachen könnten. Alle Völker in der Region sind der Kriege, der Gewalt und der Vertreibungen müde“.
Der Erzbischof betont jedoch auch, dass es in jüngster Zeit keine Waffen unter Zivilsten verteilt wurden, sondern dass bereits viele Waffen unter der Bevölkerung im Umlauf sind: „Hier sind alle bewaffnet. Als die US-amerikanische Regierung die Kasernen öffnen ließ, wurden auch schwere Waffen geplündert. Diese Waffen könnten jederzeit benutzt werden, wenn der Machtkampf über einen politischen Streit hinauswächst“.
In den vergangenen Tagen hatten assyrische und chaldäische Religionsführer ausdrücklich die Bildung von konfessionellen bewaffneten Milizen abgelehnt, die zum Schutz der jeweiligen Glaubensgemeinschaft geschaffen werden sollen: „Eines steht fest: diese Milizen gibt es bereits. Doch Christen müssen eine solche Logik der Waffen ablehnen, denn sie ist nicht mit ihrem Glauben vereinbar. Wir setzen uns für den Frieden und für das harmonische Zusammenleben aller ein“. (GV) (Fidesdienst, 07/12/2012)


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