ASIEN/IRAK - Patriarch Sako fordert Abzug sektiererischer Milizen aus der Ninive-Ebene

Donnerstag, 18 Januar 2024

Erbil (Fides) - Der irakische Kardinal Louis Raphael Sako, Patriarch der chaldäischen Kirche, fordert die Regierung in Bagdad auf, "ihre nationale und rechtliche Verantwortung wahrzunehmen, indem sie praktische und klare Maßnahmen ergreift, um den Christen Gerechtigkeit zu verschaffen". Er tut dies in einer langen Ausführung, die "Beobachtungen" enthält, die zum "Verständnis" der vielen Faktoren beitragen, die die Lage der christlichen Gemeinschaften im Irak negativ beeinflussen.
Die Christen, so der chaldäische Patriarch, "sind ein wesentlicher Bestandteil des vielfältigen kulturellen, sozialen, nationalen und religiösen Gefüges des Irak“. Das Land des heutigen Irak sei, lange bevor "die Muslime Mitte des 7. Jahrhunderts von der arabischen Halbinsel dorthin kamen", "reich an Klöstern, Kirchen und Schulen" gewesen. Die Christen "hießen die Muslime willkommen und eröffneten ihre Schulen, Kulturzentren und Krankenhäuser". Es habe christliche Baumeister gegeben, "die viele Moscheen errichteten, insbesondere in Mossul". Und das Lob für die Christen finde sich in mehreren Suren des Korans.
In jüngster Zeit, so räumt Patriarch Sako ein, "haben die irakischen Christen in der historischen Phase nach dem zweiten Golfkrieg und dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein im Anschluss an die US-geführte Militärintervention in den letzten zwei Jahrzehnten einen hohen Preis bezahlt". In einem kurzen historischen Exkurs erinnerte der Patriarch insbesondere an die Flucht von rund 120.000 Christen aus Mosul und den Städten der Ninive-Ebene zwischen Juni und August 2014 vor den vorrückenden Milizen des Islamischen Staates (IS). Ab 2017, nach der Niederlage der Dschihadisten des Islamischen Staates, so der Patriarch, habe die Regierung den Christen "nichts angeboten" und sie vor die Wahl gestellt, "auszuwandern oder sich ihrem Schicksal zu stellen, als wären sie Fremde im Land".
Der Patriarch nimmt direkt Bezug auf die "Kontrolle bewaffneter Milizen" über die Städte in der Ninive-Ebene" und insbesondere auf die Milizen der "Babylon-Bewegung", die von Rayan al Kildani (Rayan dem Chaldäer) angeführt wird. Unter dem Druck der "Babylon-Bewegung, die die den Christen vorbehaltenen Sitze im Parlament hegemonisiert hat", so der Patriarch, "hob der Präsident der Republik, Abdul Latif Rashid, das Dekret 147 auf, eine von seinem Vorgänger Jalal Talabani am 10. Juli 2013 erlassene Maßnahme, die den chaldäischen Patriarchen als "verantwortlich für das Eigentum" der größten christlichen Gemeinschaft des Landes anerkannte.
Der politische Führer der Babylon-Bewegung, so Kardinal Sako, versuche, „den Konflikt zwischen ihm und der chaldäischen Kirche" als "internen Konflikt zwischen den Kirchen darzustellen, aber das ist nicht möglich, denn die chaldäische Kirche ist sich dessen bewusst, ebenso wie die meisten Kirchen". In seinen Ausführungen fordert der Patriarch den Rückzug der Milizen - einschließlich derjenigen, die der Babylon-Bewegung angehören - aus der Ninive-Ebene. Und ihre Ersetzung durch die Kräfte der Armee und der Bundespolizei.
(GV) (Fides 18/1/2024)


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