AFRIKA/ÄGYPTEN - Wegen Blasphemie festgenommene koptische Kinder freigelassen: Eingreifen des Präsidenten war „entscheidend“

Freitag, 5 Oktober 2012

Kairo (Fidesdienst) – Die ägyptische Staatsanwaltschaft hat am Nachmittag des gestrigen 4. Oktober die Freilassung der beiden koptischen Kinder veranlasst, die am Tag zuvor festgenommen worden waren, weil sie angeblich auf Koranseiten uriniert haben sollen (vgl. Fidesdienst vom 04/10/2012). Das Verfahren ist formell noch nicht archiviert. Beobachter aus koptisch-orthodoxen Krisen – darunter der Anwalt Naguib Gebrail – lassen wissen, dass die rasche Freilassung vor allem durch das direkte Eingreifen des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi bewirkt wurde, der auf Initiative seine koptisch orthodoxen Assistenten Samir Marcos gehandelt haben soll.
Die Inhaftierung der beiden Kinder entsprach nicht der internationalen Konvention über Kinderrechte, die Ägypten unterzeichnet hat. Unterdessen waren die beiden Jungen, Nabil Nagui Rizq (10) und Mina Nadi Farag (9) von den Sicherheitskräften in eine Jugendvollzugsanstalt gebracht worden, um diese vor der aufgebrachten Menschenmasse zu schützen.
„Die Freilassung der beiden Kinder ist eine gute Nachricht, doch die ägyptischen Medien berichten nicht viel darüber“, so der Weihbischof der koptischen Katholiken, Botros Fahim Awad Hanna, zum Fidesdienst. Das Desinteresse der Medien ist nach Ansicht des Weihbischofs kein Zufall: „Es kommt oft vor, dass im Zusammenhang mit Anklagen wegen Beleidigung des Koran großes Aufsehen gemacht wird und viele Gruppen aktiv werden, um Unruhen zu schüren. Doch wenn die angeklagten Personen freigelassen werden, dann wird darüber geschwiegen, und man erfährt nichts davon“.
Unterdessen steigt die Zahl der Anklagen wegen Beleidigung des Islam insbesondere seit der Veröffentlichung des islamfeindlichen Videos, die in den vergangenen Wochen in verschiedenen Teilen des Landes zu Unruhen und Gewalt geführt hat. „Hinter diesem Film“, so der Bischof abschließend zum Fidesdienst, „verbergen sich finstere politische Spiele. Es ist immer noch nicht ganz klar, wer diesen Film produziert und wer ihn veröffentlicht hat und welche Ziele damit verfolgt werden sollten“. (GV) (Fidesdienst, 05/10/2012)


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