AMERIKA/GUATEMALA - Vor 14 Jahren wurde Bischof Gerardi ermordet: Bischof Vian Morales will sein Erbe pflegen und fordert zum Engagement für Arme und Schutzlose auf

Donnerstag, 26 April 2012

Guatemala City (Fidesdienst) – „Guatemala, nunca mas“ lautete der Titel eines am 24. April 1998 veröffentlichten Berichtes, die die Verantwortlichkeit der Regierungsstreitkräfte im Zusammenhang mit Verbrechen aufdeckte, zu denen es bei den internen bewaffneten Konflikten gekommen war. Herausgeber war der damalige Weihbischof von Guatemala City, Juan José Gerardi. Zwei Tage nach der Veröffentlichung, am 26. April 1998, wurde Bischof Gerardi ermordet.
Der Weihbischof von Guatemala City, der auch das Menschenrechtsbüro des Erzbistums leitete, hatte ein Projekt zur Geschichtsbewältigung (Recuperacion de la Memoria Historica en Guatemala, REMHI) auf den Weg gebracht, in dessen Rahmen er Zeugenberichte und Dokumente sammelte, die die Wahrheit über die während des 36jährigen Krieges begangenen Verbrechen aufdecken sollte, bei dem rund 250.000 Menschen ums Leben kamen und 45.000 verschleppt wurden. Der Bericht stellte unter Beweis, dass 90% der Verbrechen (Massaker, Folter, Vergewaltigungen, Entführungen, Verstümmelungen) während der Jahre von 1960 bis 1996 von Soldaten oder Sonderkommandos der regulären Streitkräfte begangen worden waren. Bei den Opfern handelte es sich in neun von zehn Fällen um wehrlose Zivilisten.
Anlässlich des 14. Jahrestages der Veröffentlichung des Berichts wendet sich Erzbischof Oscar Julio Vian Morales (sdb) von Guatemala City in einem Hirtenbrief, der dem Fidesdienst vorliegt, an seine Gläubigen.
Darin erinnert er daran, dass das von Bischof Gerardi auf den Weg gebrachte kirchliche Projekt zur Geschichtsbewältigung von der Kirche noch heute als Dienst der Kirche an den Armen und an den Opfern des Konflikts betrachtet wird. Das Büro für Menschenrechte der Erzdiözese (Oficina de Derechos Humanos del Arzobispado de Guatemala, ODHAG) vestehe sich seit 20 Jahren als „barmherziges Antlitz der pastoralen und sozialen Aktion der Kirche“. In diesem Sinn fordert er dazu auf, das Büro in seinem Bemühen um den Schutz des Lebens, der Würde und der Rechte der Menschen zu unterstützen. Im Zusammenhang mit der Kritik an der Aufklärungstätigkeit des Büros betont der Erzbischof: „Wenn die Wahrheit und die allen bekannten Fakten verzerrt werden, kann es keine Aussöhnung geben“. In diesem Sinn beendet Erzbischof Vian Morales seinen Hirtenbrief mit den Worten: „Wahrheit macht frei!“. (CE) (Fidesdienst, 26/04/2012)


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