AFRIKA/NIGERIA - Erzbischof von Jos: „Der Aufruf von Papst Benedikt XVI. sollte die Behörden zu schnellem Handeln veranlassen“

Montag, 7 November 2011

Abuja (Fidesdienst) – „Wir freuen uns sehr darüber, dass der Papst an Nigeria erinnert und für das friedliche Zusammenleben der Nigerianer betet. Seine Worte machen uns Mut und wir danken ihm dafür“, so Bischof Ignatius Ayau Kaigama von Jos in Nigeria, wo die Boko-Haram-Sekte in den vergangenen Tagen verschiedene Anschläge in den Staaten Yobe und Borno (im Nordosten des Landes) verübte. Dabei starben nach aktuellen Angaben insgesamt 150 Menschen. Am gestrigen 6. November hatte Papst Benedikt XVI. im Anschluss an das Angelusgebet „zur Beendigung jeglicher Gewalt“ in Nigeria aufgerufen, „denn Gewalt löst die Probleme nicht, sondern macht sie noch größer und säht Hass und Zwietracht unter den Gläubigen“.
„Wir glauben, dass der Aufruf von Papst Benedikt XVI. die nigerianischen Behörden zu dringendem Handeln veranlassen sollte, damit diese besorgniserregende Situation beendet wird“, so Bischof Kaigama. „Es geht nicht nur darum, mehr Polizei an den strategischen Stellen zu stationieren, sondern wir brauchen bessere Informationen der Sicherheitsdienste, die dann auch weitergegeben werden sollten. Es gibt bei uns Menschen, die skrupellos andere Menschen töten und dies geschieht immer wieder. Doch es gibt keinen Sicherheitsdienst, der uns sagt, wer diese Personen sind, wie sie sich organisieren und woher sie kommen, ob es sich um Nigerianer oder Ausländer handelt. Es muss ein Kontrollsystem entwickelt werden, das die Situation beobachtet und dies kann nur die Regierung veranlassen“.
Auf die Frage, ob die Attentate die Spaltung Nigerias zum Ziel haben, sagt der Erzbischof: „Ja, es gibt Menschen, die glauben, dass Nigeria in einen muslimischen Norden und einen christlichen Süden gespalten werden muss, damit es Frieden geben kann. Doch ein solches Vorhaben wird die Probleme nur noch größer machen, denn es gibt Muslime und Christen in beiden Teilen des Landes. Die Lösung ist also nicht die Teilung des Landes, sondern es müssen Wege des friedlichen Zusammenlebens gefunden werden und vor allem müssen die Probleme an der Wurzel gelöst werden: dabei geht es um wirtschaftliche und soziale Probleme und vor allem um Jugendarbeitslosigkeit, die viele junge Menschen in die Arme fanatischer Politiker treibt . Erst wenn es uns gelingt, diese Probleme zu lösen, werden wir harmonische miteinander leben können.“
Zu einer möglichen Infiltration ausländischer Elemente sagt Bischof Kaigama zum Fidesdienst: „Ich weiß von einem Priester aus Damataru (vgl. Fidesdienst vom 5/11/2011), wo mehrere Kirchen verwüstet wurden, dass es sich bei den Sprengsätzen um Vorrichtungen handelte, die nicht von den Menschen vor Ort hergestellt werden können, weshalb er vermutet, dass sie aus dem Ausland kommen. Es besteht also der fundierte Verdacht, dass es Verbindungen ins Ausland gibt. Mit Sicherheit gibt es auch interne Verantwortliche, doch es sind nun auch ausländische Interessen im Spiel. Deshalb betone ich noch einmal, dass die Behörden darüber informieren sollten, wer diese Gruppen sind, woher sie ihre Bomben und Sprengsätze haben und wie es ihnen gelingt, sich so gut zu organisieren, dass sie größte Schäden unter der Bevölkerung verursachen, ohne das unserer Sicherheitskräfte rechtzeitig eingreifen können“.
Auch Waffen aus den libyschen Arsenalen könnten nach Ende des Bürgerkriegs eine Gefahr für Nigeria darstellen: „Als Religionsvertreter appellieren wir diesbezüglich eindringlich an die nigerianischen Autoritäten mit der Bitte um strengere Kontrollen an den Grenzen und in den Häfen und Flugplätzen des Landes, damit keine Waffen aus dem Ausland eingeführt werden können“, so der Erzbischof von Jos abschließend. (LM) (Fidesdienst, 07/11/2011)


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