VATIKAN - Papst in Assisi: „Das Ringen um den Frieden muß uns alle auf neue Weise bedrängen“

Freitag, 28 Oktober 2011

Vatikanstadt (Fidesdienst) - 25 Jahre sind vergangen, seitdem der selige Papst Johannes Paul II. erstmals Vertreter der Religionen der Welt nach Assisi zu einem Gebet für den Frieden geladen hat könne man leider nicht sagen, „daß seither Freiheit und Friede die Situation prägen“, so Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache in der Basilika „S. Maria degli Angeli“ am Sonntag, den 27. Oktober beim Weltfriedenstreffen in Assisi. „Nicht nur daß da und dort immer wieder Kriege geführt werden“, so der Papst weiter, „die Gewalt als solche ist potentiell immer gegenwärtig und prägt den Zustand unserer Welt. Freiheit ist ein großes Gut. Aber die Welt der Freiheit hat sich weithin als orientierungslos erwiesen, und sie wird von nicht wenigen auch als Freiheit zur Gewalt mißverstanden. Der Unfriede hat neue und erschreckende Gesichter, und das Ringen um den Frieden muß uns alle auf neue Weise bedrängen.“
Der Papst nannte dabei zwei „unterschiedliche Typen der neuen Form von Gewalt“. „Da ist zunächst der Terrorismus“ so Papst Benedikt XVI. „Wir wissen, daß der Terrorismus häufig religiös motiviert wird und daß gerade der religiöse Charakter der Anschläge als Rechtfertigung der rücksichtslosen Grausamkeit dient, die die Regeln des Rechts um des angezielten „Gutes" willen beiseite schieben zu dürfen glaubt. Religion dient da nicht dem Frieden, sondern der Rechtfertigung für Gewalt.“ Dabei erinnerte er daran, dass auch „auch im Namen des christlichen Glaubens ist in der Geschichte Gewalt ausgeübt worden. Wir bekennen es voller Scham. Aber es ist vollkommen klar, daß dies ein Mißbrauch des christlichen Glaubens war, der seinem wahren Wesen offenkundig entgegensteht.“ Ein zweiter, vielgesichtiger Typus von Gewalt sei gerade umgekehrt begründet: „Folge der Abwesenheit Gottes, seiner Leugnung und des Verlusts an Menschlichkeit, der damit Hand in Hand geht…Aber das Nein zu Gott hat Grausamkeiten und eine Maßlosigkeit der Gewalt hervorgebracht, die erst möglich wurde, weil der Mensch keinen Maßstab und keinen Richter mehr über sich kennt, sondern nur noch sich selbst zum Maßstab nimmt“
Neben den beiden Realitäten von Religion und Antireligion gebe es in der wachsenden Welt des Agnostizismus noch eine andere Grundorientierung: „Menschen, denen zwar das Geschenk des Glaubenkönnens nicht gegeben ist, die aber Ausschau halten nach der Wahrheit, die auf der Suche sind nach Gott... Sie suchen nach der Wahrheit, nach dem wirklichen Gott, dessen Bild in den Religionen, wie sie nicht selten gelebt werden, vielfach überdeckt ist.“ Abschließend versicherte der Papst, „daß die katholische Kirche nicht nachlassen wird im Kampf gegen die Gewalt, in ihrem Einsatz für den Frieden in der Welt.“
Am Nachmittag fand auf dem Vorplatz der „Basilica di San Francesco“, das abschließende Treffen des Tages statt, bei dem das gemeinsame Engagement für den Frieden von allen Teilnehmern neuerlich bekräftigt wurde. Dies bekräftigten zwölf Delegierte, die dabei das Wort ergriffen und Papst Benedikt XVI. der in seinem Abschiedsworten forderte: „Nie wieder Gewalt! Nie wieder Krieg! Nie wieder Terrorismus! Im Namen Gottes soll jeder Religion Gerechtigkeit und Frieden, Vergebung und Leben, Lieb auf die Erde bringen!“ (SL) (Fidesdienst, 28/10/2011)


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