VATIKAN - Interview mit Prälat Jan Dumon, Generalsekretär des Päpstlichen Apostel-Petrus-Werkes: „Wir bleiben der ursprünglichen Inspiration treu blicken aber auch in die Zukunft“

Donnerstag, 20 Oktober 2011

Vatikanstadt (Fidesdienst) – „Wir bleiben der ursprünglichen Mission im Sinne unserer Gründerinnen treu. Das Werk entstand aus dem Bewusstsein, dass eine neugegründete Kirche Unterstützung bei der Ausbildung ihrer Priester braucht“, so Prälat Jan Dumon, Generalsekretär des Apostel-Petrus-Werkes im Interview mit dem Fidesdienst zum Sonntag der Weltmission.

Worin besteht die Aufgabe des Päpstlichen Apostel-Petrus-Werkes?

Unser Werk entstand aus dem Bewusstsein, dass eine neugegründete Kirche Unterstützung bei der Ausbildung ihrer Priester braucht. Als Jeanne Bigard und ihre Mutter Stéphanie, unsere Gründerinnen, sich diese Frage stellten, war dies noch nicht allen Kirchen jener Zeit bewusst. Das Werk wurde vor dem Hintergrund einer Debatte über zwei unterschiedliche Visionen im Inneren der Kirche gegründet (offiziell wurde das Apostel-Petrus-Werk 1889 im französischen Caen gegründet). Ein Teil der Missionswelt vertrat die Ansicht, dass es wichtig war, sich auf die Verkündigung des Evangeliums und das Spenden der Sakramente zu konzentrieren. Die Frage der kirchlichen Berufungen und der Bildung eines einheimischen Klerus wollte man sich später stellen. Es gab aber auch einen anderen Standpunkt, der davon ausging, dass es zwar wichtig ist, allen Einwohnern der Missionsländer eine Katechese anzubieten, dass man sich aber auch von Anfang an mit der Ausbildung eines einheimischen Klerus befassen sollte. Diese Position wurde mit großem Mut vom Heiligen Stuhl übernommen und gefördert. Meiner Meinung nach ist dies ein schönes Beispiel für eine mutige Haltung des Heiligen Stuhls.
Auf der anderen Seite war der Ausgangspunkt für unser Werk der Mut der beiden Gründerinnen, die ihrem Freund, dem Bischof von Nagasaki, bei der Bau eines Priesterseminars helfen wollten, die Ersparnisse der Familie zur Verfügung stellten und darüber nachdachten, wie man die Ausbildung von Priestern in den neuen Kirchen konkret unterstützen könnte. Erst später wurden sich Mutter und Tochter Bigard mit der Entwicklung des Werks bewusst, wie sehr dieses Werk sich verbreitet hatte und sie mussten feststellen, dass die Ersparnisse der eigenen Familie und die ihrer Freund und Bekannten nicht mehr ausreichten. So entstand schließlich die Kollekte.

Wie geht das Werk unter Ihrer Leitung dabei konkret vor?

Wie ich bereits sagte, besteht unsere Aufgabe darin, den neu gegründeten Ortskirchen oder denen, die sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befinden, bei der Ausbildung der eigenen Priester zu helfen. Vor allem geht es dabei um die Ausbildung der Diözesanpriester, auch wenn wir in manchen Fällen auch die Ausbildung von Ordenspriestern unterstützen. Dies bedeutet, dass wir den Ortskirchen dabei helfen, die nicht unbeträchtlichen Ausgaben beim Bau und beim Unterhalt von Priesterseminaren zu bewältigen. In diesem Zusammenhang möchte ich betonten, dass man nicht von einem Baum herab unterrichten kann. Vielleicht kann man unter einem Baum eine Messe halten, wie es mir während meiner Tätigkeit als Missionar in Afrika geschehen ist, aber ich kann nicht 100 Studenten mitten im Wald unterrichten: dafür sind Strukturen notwendig. Zum Beispiel haben die Bischöfe von Burundi vor kurzem den Bau eines neuen Seminars beschlossen, an dem jedes Jahr rund 100 Studenten aufgenommen werden sollen. Auch wenn das Projekt sehr sparsam konzipiert wurde, liegen die Kosten für den Bau bei rund 2-3 Millionen Dollar. Es ist klar, dass die Kirche in einem Land, in dem die meisten Einwohner von weniger als 2 Dollar am Tag leben, solche Kosten nicht alleine tragen kann.
Doch es geht nicht nur um den Bau neuer Seminare. Es gibt auch Instandhaltungskosten für die bereits bestehenden Einrichtungen. In Afrika und anderswo gibt es alte Seminare, die vor 100-150 Jahren gebaut wurden und nun einer Restaurierung bedürfen. In einigen Fällen gibt es keine Strom- und Wasserversorgung. In der heutigen Zeit kann man von hundert Studenten nicht mehr verlangen, dass sie ohne Strom und Wasser auskommen.
Doch wir kümmern uns nicht nur um Gebäude. Wir sind insbesondere in weiteren drei Bereichen tätig: gemeinsam mit der Kongregation für die Evangelisierung der Völker unterstützen wir die Ausbildung von Ausbildern, die an den Seminaren tätig sind, im Rahmen von Kursen vor Ort oder in Rom an den Päpstlichen Universitäten. Außerdem unterstützen wir den Ausbau von Bibliotheken in den Seminaren, damit sie über wichtige und aktuelle Texte verfügen. Schließlich helfen wir auch im Bereich der Versorgung der Seminare mit neuen Informationstechnologien, damit die Seminare über Computer und Internetanschlüsse verfügen. Das Internet kann unter anderem auch den Kauf von Büchern für Bibliotheken ersetzen, wenn die Texte im Internet zugänglich sind. (LM) (Fidesdienst 20/10/2011)


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