ASIEN/PHILIPPINEN - Missionare leben gefährlich: „Pater Tentorio engagierte sich für Rechte, Bildung und das Entstehen von Selbstbewusstsein unter den Ureinwohnern: deshalb war er unbequem“

Dienstag, 18 Oktober 2011

Cotabato (Fidesdienst) – „Er war unbequem, weil er mit seinen Alphabetisierungs- und Bildungsprogrammen die einheimischen über ihre Rechte aufklärte und ihr Selbstbewusstsein als Bürger im Hinblick auf die eigenen Verantwortlichkeiten und Möglichkeiten förderte. Dieses gestärkte Bewusstsein machte sich vor allem auch bei Streitigkeiten mit den großen Bergwergsunternehmen und Großgrundbesitzern bemerkbar, wenn diese die Ureinwohner einfach enteignen wollten“, so der Claretiner Missionar P. Angel Calvo (cmc), der seit 30 Jahren auf Mindanao tätig ist, zum Fidesdienst. P. Calvo betont im Zusammenhang mit dem Tod von P. Fausto Tentorio (pime) der unter noch nicht ganz aufgeklärten Umständen gestern auf Mindanao ermordet wurde (vgl. Fidesdienst vom 17/10/2011), dass dessen Entwicklungsarbeit unter den tribalen Volksstämmen „die Interessen mächtiger Lobbys beeinträchtigte“. P. Tentorio, den P. Calvo persönlich kannte und dessen Arbeit er schätzte, „war eine Symbolfigur auf Mindanao: stellvertretend für alle Missionare, die sich wie er für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen und dabei gefährlich Leben, weil sie die Pläne der Mächtigen durchkreuzen“.
Der Kontext, in dem der Missionar lebte, war das Umfeld der Insel Mindanao mit ihren großen Vorkommen an kostbaren Metallen und Bodenschätzen, aber auch groß genug für den Erwerb von Großgrundbesitz und der Bewirtschaftung von Großplantagen. Durch den Bergbau wird der Lebensstil der indigenen Völker auf Mindanao beeinträchtigt: darauf weisen auch Menschenrechtsorganisationen immer wieder hin. Wenn es um den Kauf von Grundstücken geht, schrecken ausländische Unternehmen nicht davor zurück, die Stammeshäuptlinge zu bestechen oder physische und psychologische Gewalt gegen die einheimischen Stämme auszuüben. Die Unternehmen rekrutieren sogar Söldner aus den Reihen der Stämme, die dann in paramilitärischen Gruppen, wie zum Beispiel die „Alamara Mindanao“ gegen die eigenen Gemeinschaften vorgehen.
Darüber beschwerten sich Vertreter der indigenen Völker auch bei der Regierung Aquiono: im April dieses Jahres prangerte eine Konferenz, der rund 100 Vertreter aus indigenen Stämmen auf Mindanao angehören, das Vorgehen der großen Bergwerke und anderer Industrieunternehmen an, „mit denen ausländische Unternehmen Gewinn machen und dabei die Umwelt, die Kultur und das Leben der Lumad zerstören“. Bei der Konferenz waren auch Delegierte aus dem Volk der Ata-Manobo und Manobo vertreten, unter denen P. Tentorio mit seinen Programmen aktiv war.
Die katholische Kirche und die Missionare auf Mindanao hatten durch die Kommission des Apostolats unter den indigenen Völkern oder die Kommission „Gerechtigkeit und Frieden“ die Forderungen der Lumads stets unterstützt und an entsprechende rechtliche Mittel erinnert, darunter das Gesetzt zum Erhalt der „Schutzgebiete“ (National Integrated Prodected Areas, NIPAS)und das Gesetz über die Rechte der indigenen Völker (Indigenoius People’s Rights Act, IPRA).
Die Bezeichnung „Lumad“ umfasst 18 ethnisch-linguistische Gruppen mit insgesamt rund 3 Millionen Menschen, davon 95% Anhänger von Stammesreligionen. Zu den auf der Insel tätigen kritisierten Industrieunternehmen gehören „Xstrata“ in Cotabato Sud und Davao Süd, „Ventures Toronto“ in Zamoboanga Nord und vier weitere Bergwerksunternehmen in Caraga sowie verschiedene Kohle- und Wasserstromwerke in der Provinz Davao Süd.
Nach dem Erlass des Bergwerksgesetz (Philippine Mining Act) im Jahr 1995 hat die philippinische Regierung weiterhin Konzessionen an zumeist ausländische Unternehmen vergeben. Außerdem haben sich Siedler aus anderen Teilen der Philippinen in großer Anzahl auf den Philippinen niedergelassen, wo sie sich der Landwirtschaft widmen. (PA) (Fidesdienst, 18/10/2011)


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