ASIEN/PAKISTAN - Überschwemmungen in der Provinz Sindh: Christen und Hindus erhalten als „Unberührbare“ unter den religiösen Minderheiten keine Hilfe

Freitag, 16 September 2011

Hyderabad (Fidesdienst) – Unter den Flutopfern in der südpakistanischen Provinz Sindh, erhalten christliche und hinduistische Familien aus tribalen Stämmen, die so genannten „Unberührbaren“ (Dalit), keine Hilfe, vielmehr werden sie aus den von der Regierung eingerichteten Aufnahmecamps weg geschickt. Dies beklagt die Diözese Hyderabad gegenüber dem Fidesdienst. Auch in der Region tätige Hilfswerke bestätigen die Nachricht. Heftige Regenfälle in der Region Sindh, die auch in den kommenden Tagen anhalten werden, haben dort erneut zu Überschwemmungen geführt. Von 23 Verwaltungsdistrikten der Region sind 22 und damit über 5 Millionen Menschen betroffen (vgl. Fidesdienst vom 13/09/2011).
Der Generalvikar der Diözese Hyderabad in Sindh, P. Samson Shukardin (ofm), der auch die Kommission „Justitia et Pax“ der Diözese leitet, teilt dem Fidesdienst mit: „Wir befinden uns in einer Notlage, die ganze Diözese ist betroffen. Es gibt in unserer Diözese 16 Pfarreien und alle 16 Gemeindepfarrer haben uns um Hilfe gebeten. Bei den Obdachlosen handelt es sich größtenteils um Hindus, doch es befinden sich auch zahlreiche christliche und muslimische Familien darunter. Die Caritas und andere Hilfswerke verteilen Lebensmittel, Medikamente und Zelte unter den Flutopfern. Ich habe bereits einige betroffene Gebiete besucht: die Menschen sind in Not und ziemlich hoffnungslos“. Unterdessen wandte sich Bischof Max John Rodrigues von Hyderabad in einer Botschaft an die Gläubigen, in der er sie ermutigt und aufruft „auf Gott und auf die Hilfe der Mitmenschen zu vertrauen“.
Die Ortskirche berichtet unterdessen von Diskriminierungen bei der Verteilung der Hilfsmittel, wie dies bereits bei der Flutkatastrophe 2010 geschah. P. Shukardin erklärt diesbezüglich: „Dazu kommt es aus religiösen Gründen und auf der Grundlagen des Kastensystems. Betroffen sind vor allem Menschen aus tribalen Völkern, die in 8 unserer 16 Pfarreien leben. Im Distrikt Badin an der Grenze zu Indien leben Mitglieder des Stammes der Parkari. Der Pfarrer berichtete mir, dass in zwei staatlichen Aufnahmecamps Christen weg geschickt wurden. ‚Euch helfen die westlichen Missionare’, lautete die Begründung. Diese Menschen werden nicht nur wegen ihrer Religion diskriminiert, sondern auch weil man sie als „Dalit“, d.h. „Unberührbare“ (auf der Grundlage des alten indischen Kastensystems, Anm. d. R.) betrachtet, und deshalb wegschickt.“
Pakistanische Hilfswerke, die ebenfalls in der Region tätig sind, bestätigen gegenüber dem Fidesdienst, dass im Distrikt Badin auch Hindus aus den niedrigen Kasten nicht in den staatlichen Camps aufgenommen wurden, denn „Dalit können nicht neben Muslimen untergebracht werden“. Tausende Flutopfer unter den Dalit, müssen also, trotz anhaltender Regenfälle, „unter freiem Himmel“ campieren. Deshalb bitten die Nichtregierungsorganisationen um das Eingreifen des Provinzministers Mohan Lal Kohistani, und um dessen Engagement zum Schutz der religiösen Minderheiten in der Provinz Sindh und die Beendigung der Diskriminierung. (PA) (Fidesdienst, 16/09/2011)


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