ASIEN/PAKISTAN - Asia Bibi wurde „ohne Verteidiger“ von einem Gericht zum Tode verurteilt, „das von islamischen Extremisten beeinflusst war“

Donnerstag, 15 September 2011

Lahore (Fidesdienst) – Der Fall der 40jährigen Christin Asia Bibi, die in Pakistan zum Tode verurteilt wurde, weist mehrere Schattenseiten auf. Asia wurde von einem Gericht verurteilt „das ganz offensichtlich von islamischen Extremisten beeinflusst wurde“ und dies geschah „aus Gründen persönlicher Rache“. Dabei kam es auch zu offensichtlichen Verfahrensunregelmäßigkeiten: bei den Untersuchungen und Ermittlungen, die die Polizei nach der Erstattung einer ersten Anzeige auf den Weg brachte, stand Asia kein Verteidiger zu Seite: dies allein könnte den Prozess ungültig machen. Dies beklagt das in Karachi angesiedelte Zentrum für muslimische Studien „Jinnah Institute“ in einer Verlautbarung, die dem Fidesdienst vorliegt. Das nach dem pakistanischen Staatsgründer „Muhammad Ali Jinnah“ benannte Institut zählt auf die Mitarbeit zahlreicher muslimischer Intellektueller und wird von der pakistanischen Parlamentarierin Sherry Rehman geleitet. Die Einrichtung forscht im Bereich der Menschenrechte und in Fragen des Rechtsstaats und setzt sich für den Aufbau eines demokratischen uns säkularen Staates im Sinne des Staatsgründers ein.
Die Verlautbarung zum Fall Asia Bibi, die dem Fidesdienst vorliegt, lenkt das Augenmerk erneut auf den Fall der jungen Christin, die seit über einem Jahr im Gefängnis von Sheikhupura in der pakistanischen Provinz Punjab festgehalten wird. Um ihre Freilassung bat auch Papst Benedikt XVI. in einem öffentlichen Appell im November 2010. Der Anwalt, den ihr heute die „Masihi Foundation“ zur Seite stellt, bereitet unterdessen einen Berufungsantrag beim zuständigen Hohen Gericht vor. Zudem gäbe es für die zum Tode Verurteilte auch die Möglichkeit einer Begnadigung durch den Präsidenten. Der Fall Asia Bibi steht auch im Zusammenhang mit den Morden an Salman Taseer, Gouverneur der Provinz Punjab, und von Shabhaz Bhatti, Minister für religiöse Minderheiten, der sich für ihre Freilassung eingesetzt hatte.
Wie das Jinnah Institute bekräftigt, war das Verfahren im Fall Asia Bibi von Anfang an mit Unregelmäßigkeiten und Instrumentalisierungen behaftet. Die „Kommission für den Status der Frau“, bestätigt nach einem Gespräch mit Asia Bibi im Gefängnis, dass „nur eine Woche nach dem Zwischenfall, bei dem Asia sich blasphemisch geäußert haben soll, der muslimische Religionsführer Quari Muhammad Salim, mit der Zeugenaussage dreier Frauen die offizielle Anzeige (First Information Report, FIR) auf den Weg bringen konnte, auf deren Grundlage Asia festgenommen wurde“. Innerhalb dieser 8 Tage wurden die Aussagen gegen Asia abgesprochen. Diese Umstände, so das Jinnah Institute, wurden in einem Bericht festgehalten, den Shabhaz Bhatti und Salman Taseer dem pakistanischen Staatsoberhaupt Ali Zardari vorlegten. In dem Bereich wird beklagt, dass „der Richter auf Druck islamischer Extremisten handelte und die tatsächlichen Fakten nicht kannte“. Eine solche Druckausübung sei schädlich für das Justizsystem des Landes, so das Jinnah Institute, das in diesem Zusammenhang auch an den Mord an den Richter des Hohen Gerichts in Latore, Arif Iqbal Bhatti, erinnert, der 1997 ums Leben kam, nachdem er die beiden jungen Christen Salamat und Rehmat Masih freigesprochen hatte, die 1995 in erster Instanz zum Tode verurteilt worden waren. (PA) (Fidesdienst, 15/09/2011)


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