ASIEN/PAKISTAN - Kommission „Justitia et Pax“ fordert die Entsendung eines UN-Beobachters nach Pakistan: „Das Blasphemie-Gesetz muss dringend abgeschafft werden“

Donnerstag, 15 September 2011

Lahore (Fidesdienst) – Die bischöfliche Kommission „Justitia et Pax“ lädt den Beauftragten der Vereinten Nationen für religiöse Toleranz zu einem Besuch in Pakistan an, der sich dort insbesondere mit dem „Missbrauch und der Gewalt gegen religiöse Minderheiten“ befassen soll. Diese Forderung ist in einem Bericht der Kommission mit dem Titel „Human Rights Monitor 2011“ enthalten, der dem Fidesdienst vorliegt, und der ein alarmierendes Bild von den Bedingungen wiedergibt, unter denen Christen im heutigen Pakistan leben.
„Das Jahr 2010-2011 war ein ‚schwarzes’ Jahr für die Minderheiten: man braucht nur an den Mord an Shahbaz Bhatti zu denken. Unterdessen widmen die internationale Staatengemeinschaft und die Medien diesen Fragen ein größeres Augenmerk. Dies gibt Anlass zu Hoffnung, doch es erfordert auch eine fortwährende Überprüfung der Fälle und eine umfassende Recherche: darum bemüht sich die Kommission mit größter Sorgfalt“, so der Sekretär der bischöflichen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden, Peter Jacob, zum Fidesdienst.
Wie aus dem Bericht (145 Seiten) hervorgeht, der dem Fidesdienst vorliegt, werden religiöse Minderheiten in Pakistan Opfer von religiöser Intoleranz und sozialer Diskriminierung. Es kommt zu Übergriffen auf Kirchen und Institutionen; feindselige religiöse Propaganda schürt Hass, es kommt zu offensichtlichen Verstößen gegen die Religionsfreiheit, Zwangsbekehrungen und Enteignungen. All dies könne geschehen, so die Autoren, weil in Pakistan „Gesetze existieren, die die gegen die Rechte von Minderheiten verstoßen, darunter der Blasphemie-Paragraph“ und weil es oft zu „Machtmissbrauch durch Polizeibeamte und einflussreiche Politiker kommt“.
Im Zusammenhang mit dem Blasphemieparagraphen werden mindestens 40 Fälle genannt, in denen Bürger mit Bezug auf den Paragraphen diskriminiert wurden, darunter 15 Christen, 10 Muslime, 7 Hindus und 6 Ahmadi. Zwischen 1986 (Jahr des Inkrafttretens) und 2011 wurden 37 Personen außergerichtlich wegen Blasphemie verfolgt und ermordet, darunter 18 Christen und 16 Muslime. Im selben Zeitraum wurden 1081 Personen wegen Blasphemie angeklagt: darunter 138 Christen, 468 Muslime, 454 Ahmadi und 21 Hindus.
Ein besonderer Abschnitt des Berichts ist „Verbrechen gegen Frauen“ gewidmet. Dabei wird das Fehlen einer Politik zu deren sozialer Förderung bemängelt. Insbesondere Frauen aus religiösen Minderheiten würden, als „Objekte“ betrachtet, so die Autoren, und seien oft Opfer von Missbrauch, Vergewaltigung, Entführung und Zwangsehen: der Bericht zählt in diesem Zusammenhang mindestens 15 Beispiele auf.
Die Kommission „Justitia et Pax“ fordert von der Regierung deshalb „dringende Änderungen der Gesetze und der Staatspolitik“, die Abschaffung diskriminierender Gesetze und die Garantie „ziviler, sozialer, wirtschaftlicher, kultureller und religiöser Rechte“ und eines Rahmens des Respekts der Menschenrechte. Dabei soll vor allem das Blasphemiegesetz abgeschafft und die Opfer entschädigt werden. Außerdem fordert die Kommission sie Einrichtung einer Menschenrechts- und einer Minderheitenkommission, die die jeweiligen Entwicklungen beobachten sollen. In diesem Sinne bittet die Kommission um die Entsendung eines Sonderbeobachters der Vereinten Nationen nach Pakistan. Schließlich müsse auch das „Bildungssystem in Pakistan verbessert werden“, das bisher die jungen Generationen negativ beeinflusst und zu einer Assimilierung religiöser Minderheiten tendiert. (PA) (Fidesdienst, 15/09/2011)


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