ASIEN/PAKISTAN - Christ fälschlicherweise der Blasphemie beschuldigt: das Gericht fordert ihn auf „das Land zu verlassen“

Donnerstag, 15 September 2011

Lahore (Fidesdienst) – Ein christlicher Lehrer an einer weiterführenden Schule wurde von einem Schüler und mehreren muslimischen Kollegen fälschlicher Weise der Blasphemie beschuldigt. Die Beweggründe waren dabei persönliche Abneigung, Rache und Hass gegenüber Christen. Der Lehrer sah sich gezwungen, seinen Arbeitsplatz zu verlassen und legte Berufung bei Gericht ein, doch die Richter legten ihm nahe „das Land zu verlassen“. Dies berichten Beobachter aus christlichen Kreisen in Punjab dem Fidesdienst, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollen. Der Vorfall, so der Beobachter zum Fidesdienst, sei beispielhaft für die Gewalt und die Diskriminierung, denen Minderheiten in Pakistan im Alltag ausgesetzt sind und erinnerten erneut an das Problem des Missbrauchs des so genannten Blasphemieparagraphen.
Der Fall des christlichen Lehrers Javed Masih (Name wurde von der Redaktion geändert) ereignete sich in den vergangenen Tagen in einer Stadt der Provinz Punjab: er wird von Extremisten verfolgt und könnte von diesen jederzeit hingerichtet werden, weshalb er sich an einem geheimen Ort aufhalten muss. Javed ist 40 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern.
Javed unterrichtete an einer staatlichen Schule, die mehrheitlich von muslimischen Schülern besucht wird. Einer diese Schüler, der von Javed mehrmals gerügt worden war, wandte sich an muslimische Lehrer. Gemeinsam mit ihnen heckte er einen Plan aus: sie verbrannten einige Seiten des Koran und beschuldigten Javed dieser Geste. Daraufhin musste er von seiner Stelle als Lehrer zurücktreten, wurde aber weiterhin auch bei sich zu Hause bedroht. Angesichts der drohenden Gefahr zog er mit seiner Familie an einen unbekannten Ort um.
Durch ein Gerichtsurteil wollte er die eigene Unschuld bestätigen lassen. Doch das Gericht handelt nicht in seinem Sinne: „Das Gericht hat ihn weder freigesprochen, noch eine Anordnung erlassen, die die Extremisten von weiteren Einschüchterungsversuchen abhält, sondern es wurde ihm nahe gelegt, das Land zu verlassen. Wenn eine Institution, die in Pakistan für Gerechtigkeit sorgen sollte, so etwas tut, ist das paradox. Es ist der Beweis für die Ohnmacht des Systems, dem es nicht gelingt die Rechte religiöser Minderheiten zu schützen. Es ist der Beweis für die Unterordnung der Gerichte unter islamische Extremisten. Es ist ein Beweis dafür, dass der Staat für die Verfolgung unschuldiger Christen Verantwortung trägt, für die Gerechtigkeit weiterhin ein Wunschbild bleibt.“ (PA) (Fidesdienst, 15/09/2011)


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