AFRIKA/ÄGYPTEN - Missionar aus Kairo: „Der Angriff auf die israelische Botschaft in Kairo ist ein offensichtliche Geste des Bruchs mit der Vergangenheit“

Montag, 12 September 2011

Kairo (Fidesdienst) – „Es handelt sich um ein Kräftemessen, eine Geste des Bruchs mit der Vergangenheit. Es wurde ein ‚heiliger Ort’ gestürmt, der unter dem Regime Mubarak nie auf diese Art und Weise angegriffen worden wäre“, so der in Kairo lebenden italienische Comboni Missionar, P. Giovanni, zum Fidesdienst. Der Missionar erlebte den Angriff auf die israelische Botschaft in Kairo am vergangenen 9. September mit, bei dem zahlreiche ägyptische Demonstranten das Gebäude stürmten, in dem die Botschaft untergebracht ist. „Wir haben gesehen, wie eine Gruppe von Demonstranten in das Gebäude eindrang. Es ist kaum möglich, dass es sich um eine spontane Aktion handelt. Die Demonstranten wurden wahrscheinlich unter den Fußballfans rekrutiert. Besonders beunruhigend ist jedoch, dass die Botschaft nicht ausreichend geschützt wurde“, so der Missionar. „Diese Geste entspricht bestimmt den Erwartungen der Menschen, die Israel gegenüber Ablehnung empfinden. Und es ist einfach in diesem Bereich populistische Positionen zu beziehen, um sich die Zustimmung bei den kommenden Wahlen zu sichern. Gleichsam werden jedoch damit die internationalen Beziehungen des Landes geschädigt und man versetzt die internationale Gemeinschaft in Alarmbereitschaft“, so P. Giovanni.
„Vielleicht sollte man die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten“, so P. Giovanni weiter, „Die provisorische Militärregeierung setzt sich aus Vertretern des Mubarak-Regimes zusammen. Während der Prozess gegen Mubarak läuft, regieren seine Männer das Land. Doch aus dem Prozess könnten Beweise dafür hervorgehen, dass die jetzigen Machthaber mit vergangenen Machenschaften einverstanden waren. Die Einstellung der Bevölkerung gegenüber den Militärs hat sich geändert. Viele äußern sich ablehnend gegenüber der Armee. Es könnte also möglicherweise geheime Absprachen zwischen den Militärs und Mitgliedern der Muslimbrüder geben: wenn die Militärs den Muslimbrüder den Weg zur Macht ebnen, könnten diese dafür eine gewisse Straffreiheit garantieren. Doch es handelt sich dabei nur um eine Annahme“, betont der Missionar.
„Es gibt unterdessen auch erste Signale für Veränderungen bei der internationalen Positionierung Ägyptens“, so der Missionar abschließend, „Es wird zum Beispiel davon gesprochen, die Einreisebestimmungen für Reisende aus westlichen Ländern zu ändern. Bisher konnte man ein Visum direkt am Flughafen bekommen. Nun soll es künftig Bestimmungen geben, die vorschreiben, dass die ägyptische Botschaft im jeweiligen Land für die Erstellung von Einreisevisa für Ägypten zuständig ist. Dies ist meiner Ansicht nach ein Signal für eine Entfernung vom Westen“. (LM) (Fidesdienst, 12/09/2011)


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