ASIEN/MYANMAR - Autonomie in einem föderativen Staat: so brach die Regierung ihr Versprechen an die Kachin

Samstag, 16 Juli 2011

Myitikyin (Fidesdienst) – „Angelpunkt sind die Vereinbarungen von Panlung aus dem Jahr 1947: die Kachin unterzeichneten ihn, wie andere Minderheiten auch und unterstützen damit den Unabhängigkeitskampf des Generals Aung San gegen die britische Kolonialherrschaft. Die Kachin kämpften für die Unabhängigkeit auf der Seite des birmanischen Volkes für die Gründung der Demokratischen Union Birma mit der Vorstellung einer eigenen Autonomie in einem föderativen Staat. Um die Position der Kachin im Kontext des heutigen Myanmar einordnen zu können muss man von diesen Vereinbarungen ausgehen, die von der Regierung nicht umgesetzt wurden“, so der Geschichtswissenschaftler Hpauje Kann, selbst Mitglied des Volkes der Kachin, der aus Myanmar auswanderte und heute in Malaysia, den Philippinen und den Vereinigten Staaten forscht. „Die Kachin sollten einen friedlichen Staat in einem föderativen System aufbauen: dies war das Versprechen an das sie vor 60 Jahren glaubten“, so der Historiker zum Fidesdienst.
„Doch die Nachfolger von Aung San, d.h. Ne Win und die nachfolgenden Führungskräfte, haben sich für eine Politik der Assimilierung ethnischer Minderheiten entschieden, die deren Kultur und Rechte nicht respektiert. Die Unterschiede sind deshalb größer geworden: die heutig Regierung erkennt die Vereinbarungen von Panlung nicht als Ausgangspunkt für Verhandlungen an. Doch die Kachin betrachten sich selbst nicht als „Feind des birmanischen Volkes“, sondern fordern nur mehr Würde und Rechte im eigenen Land“, so der Wissenschaftler weiter.
„Die Kachin, die der Volksgruppe der birmanischen Tibeter angehören, leben seit Jahrhunderten friedlich in den von ihnen bewohnten Gebieten. Sie sind ehrlich, stolz und großherzig. Sie bezeichnen sich in Myanmar als Kachin werden aber ursprünglich auch als Singhpo (Indien) und Jinghpo (China). Der Überlieferung nach sind die Kachin ein Volk „das aus dem Himmel kommt“ und von Geistern abstammt, die auf die Erde kamen und sich hier niederließen. Die Angehörigen des Volkes sind sehr religiös und messen spirituellen Dingen große Bedeutung zu“, betont er.
„Die Region, in der sie Leben“, so der Kann Li weiter, „umfasst die chinesische Provinz Yunnan, der westlichen Teile der indischen Staaten Assam und Arundachal Pradesh und der Staat Kachin in Myanmar: diese Grenzgebiet sind zwar durch staatliche Grenzen getrennt, doch die Menschen haben dieselben Traditionen und Bräuche. In Indien gibt es rund 50.000 Angehörige des Volkes, in China leben 135.000 und in Myanmar die größte Gruppe mit über 1 Million Angehörigen. Unter diese Menschen ist der Wunsch nach Frieden stark ausgeprägt und sie leben als gute Staatsbürger sowohl in China, als auch in Indien, Myanmar, Thailand“.
„Es muss gesagt werden, dass die Menschen im Norden von Myanmar in extremer Armut leben: es gibt weder Infrastrukturen noch Bildungseinrichtungen, weder öffentliche Transportmittel noch Stromversorgung. Die Gebiete in denen die Kachin leben werden von internationalen Unternehmen Ausgebeutet, die dort Mineralien und Gold abbauen, der Regenwald wird zunehmend für den Edelholzmarkt gerodet. Die Ressourcen werden ausgebeutet, doch von den Gewinnen sehen die Einheimischen wenig. Vielmehr werden die Kachin oft aus den von ihnen besiedelten Gebieten vertrieben. Und enteignet. Dies geschah auch im Fall des Bauprojekts für einen Staudamm an den Flüssen Mali und Nmai im Staat Kachin, das den jüngsten Konflikt auslöste. Die birmanische Regierung sollte die Rechte und Autonomie dieser Völker respektieren: ganz Birma würde davon profitieren“ (PA) (Fidesdienst, 16/07/2011)


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