ASIEN/PHILIPPINEN - Zwei amerikanische Touristen entführt: das Schreckgespenst „Abu Sayyaf“ taucht wieder auf

Dienstag, 12 Juli 2011

Zamboanga City (Fidesdienst) – Unter Touristen und Missionare im Süden der Philippinen kehrt die Angst zurück. Mit der Nachricht von der Entführung zweier amerikanischer Touristen, die auf der kleinen Insel Tictabon vor der Stadt Zamboanga (im Süden der Insel Mindanao) Urlaub machten, tauchte ein Phänomen wieder auf, dessen Opfere auch Missionare wurden, wie zum Beispiel P. Giancarlo Bossi vom Päpstlichen Institut für die Außenmissionen (PIME). Bei den Geiseln, die sich derzeit in den Händen der Entführer befinden, handelt es sich um die 50jährige aus den Philippinen stammende amerikanische Staatsbürgerin Gerfa Yeats Lunsmann, deren 14jähriger Sohn Kevin und deren 19jähriger philippinischer Neffe Romnick Jakaria. Sie wurden heute von rund einem Dutzend bewaffneter Männer verschleppt die mit einem Boot auf die Insel gekommen waren.
„Das Geschäft mit den Entführungen, die zu einer Art Beschaffung von finanziellen Mitteln für kriminelle und terroristische Banden geworden ist, existierte im Süden der Philippinen immer weiter“, so der P. Paolo Nicelli (pime), Islamwissenschaftler und Missionar, der lange zeit auf den Philippinen Lebte und nach einem Besuch in Zamboanga City vor nach Italien zurückgekehrt ist. „Kleine kriminelle Banden verschleppen Touristen oder Geschäftsleute, die sie dann an andere Gruppen weiterverkaufen und dies zu einer Verdienstquelle machen. Wenn die Geiseln schließlich in die Hände von „Abu Sayaf“ geraten, dann wird die Angelegenheit zu einer politischen Frage von größerer Tragweite“, so der Missionar weiter.
„In den vergangenen sechs Monaten wurden mindestens 11 Fälle aus der Umgebung von Zamboanga gemeldet“, wo die Lage weiterhin angespannt bleibe. P. Nicelli bezieht sich damit auf den Konflikt zwischen den islamischen Rebellen und der Regierung, der noch nicht durch ein stabiles Friedensabkommen beendet werden konnte.
„Man muss zwischen offiziell als verboten erklärten terroristischen Gruppen, wie die Abu Sayyaf, und Rebellengruppen wie die MILF (Moro Islamic Liberation Front) unterscheiden, die seit Jahren mit der Regierung verhandeln“, so der Missionar weiter. Nach dem Scheitern der Vereinbarungen von 2008 – die als verfassungswidrig betrachtet wurden – müsse der Friedensprozess „wieder auf den Weg gebracht werden, obschon unter der muslimischen als auch unter der nichtmuslimischen Bevölkerung die Frustration weit verbreitet ist“, so P. Nicelli weiter. „Die Perspektiven sind gut – dank der neuen Regierung Aquino – doch man muss Lösungen in der Kernfrage finden: die muslimischen Gruppen dürfen sich nicht länger auf historische Institutionen, wie die Sultanate berufen, sondern sie müssen ein regionale Autonomie akzeptieren und dürfen aus Respekt gegenüber der nichtmuslimischen Bevölkerung, d.h. Christen und Angehörige eingeborener Völker, keine weiteren Forderungen stellen.“ (PA) (Fidesdienst, 12/07/2011)


Teilen: